In einem alten Roman soll der Autor Dean Koontz bereits den neuen Coronavirus beschrieben haben.

Der Roman mit dem Titel „The Eyes of Darkness“ (auf Deutsch: „Die Augen der Finsternis“) des Autors Dean R. Koontz, damals unter dem Pseudonym „Leigh Nichols“, aus dem Jahr 1981 scheint den neuen Coronavirus zu beschreiben. Dazu existieren mehrere Fotos, die die Behauptung untermauern sollen.

Eine Anfrage an uns
Eine Anfrage an uns

Im Folgenden werden wir uns sowohl jene Stelle aus dem Roman genauer anschauen, als auch ein weiteres Foto betrachten, welches in dem Zusammenhang kursiert.

Ein weiteres Foto - Aber ist es auch aus dem Roman?
Ein weiteres Foto – Aber ist es auch aus dem Roman?

Der Abschnitt im Roman

Hier sehen wir den entsprechenden Absatz noch einmal vergrößert:

Der Abschnitt in der englischen Originalausgabe
Der Abschnitt in der englischen Originalausgabe

Markiert sind der Name des chinesischen Wissenschaftlers Li Chen, der Name des fiktiven Virus „Wuhan-400“ (der eine perfekte Waffe sein soll) und folgender Satz:

„They call the stuff ‚Wuhan-400‘ because it was developed at their RDNA labs outside of the city of Wuhan, and it was the four-hundredth viable strain of man-made microorganisms created at that research center.“

Die deutsche Ausgabe des Romans macht es noch interessanter, da dort aus den Chinesen plötzlich Russen wurden:

„»Damals setzte sich ein russischer Wissenschaftler namens Ilja Poparopov in die Vereinigten Staaten ab mit Mikrofilmaufzeichnungen über die gefährlichste neue biologische Waffe der Sowjets. Die Russen nannten sie >Gorki-400<, weil sie in den Labors bei Gorki entwickelt worden war und es sich um die vierhundertste Züchtung künstlicher Mikroorganismen in diesem Forschungszentrum handelte.“

Ergänzung 18. März 2020

In der Urversion des Romans hieß das Virus „Gorki-400“, bei der Neuauflage 1989 wurde es wegen dem Ende des Kalten Krieges mit Russland in „Wuhan-400“ umbenannt.

Lesen Sie auch >   Bidens Rede war live! Bilder seiner Uhr sind manipuliert

[mk_ad]

Nur sehr wenig Gemeinsamkeiten, aber viele Unterschiede!

Hintergrund der geteilten Fotos und Behauptungen ist, dass gemäß einer Verschwörungstheorie der neue Coronavirus in einem Labor entstanden sein soll, doch dafür gibt es keinerlei Beweise.

Gemeinsamkeiten sieht man eigentlich nur im Ort des ersten Auftretens des neuen Coronavirus: Wuhan. Hingegen gibt es aber sehr prägnante Unterschiede zwischen Fiktion und Realität:

  • Der Ausbruch: Im Roman in einem Labor außerhalb von Wuhan, in real direkt in Wuhan, höchstwahrscheinlich auf einem Tiermarkt
  • Die Sterberate: Im Roman stirbt man 24 Stunden nach der Infektion, Tödlichkeit: 100 Prozent, in real liegt die Sterblichkeitsrate bei derzeit nur 2 Prozent
  • Die Träger: Im Roman tragen nur Menschen diesen Virus, in real stammt er wahrscheinlich von Fledermäusen und wurde durch einen Zwischenwirt auf Menschen übertragen
  • Die Erkrankung: Im Roman befällt das Virus den Hirnstamm und löst quasi das Gehirn auf, in real löst das Virus eine Atemwegserkrankung aus

Das zweite Foto stammt nicht aus dem Roman!

Wie im obigen Screenshot von einem Facebook Beitrag ersichtlich ist, wird noch ein weiteres Foto aus einem Buch in dem Zusammenhang verbreitet, welches jedoch gar nicht aus dem Roman stammt. Trotzdem sollten wir uns diese Aussage auch einmal näher betrachten:

Eine weitere Behauptung über den Coronavirus
Eine weitere Behauptung

„In around 2020 a severe pneumonia-like illness will spread throughout the globe, attacking the lungs and the bronchial tubes ans resisting all known treatments.“

Auf Deutsch:

„Um das Jahr 2020 wird sich eine schwere, lungenentzündungsähnliche Erkrankung über den ganzen Globus ausbreiten, die die Lunge und die Bronchien angreift und sich allen bekannten Behandlungen widersetzt.“

Dabei handelt es sich um einen Absatz aus dem Buch „End of Days: Predictions and prophecies about the end of the world“ („Das Ende der Tage: Vorhersagen und Prophezeiungen über das Ende der Welt“), welches im Jahr 2008 erstmals erschien.

Lesen Sie auch >   Tradwives: Der gefährliche Rückfall in traditionelle Rollenbilder

Das Buch wurde zuletzt im Jahr 2011 neu aufgelegt, was nicht weiter verwundert, da die Vorhersagen des Buches über das Jahr 2012 (das Ende des Maya-Kalenders) so ganz und gar nicht zutreffend waren; danach bekam es keine Neuauflage mehr.

Dazu sei gesagt, dass es zwar tatsächlich noch keinen Impfstoff gegen die COVID-19 Erkrankung gibt, jedoch das menschliche Immunsystem die Symptome recht gut bekämpft und dies mit medikamentöser Unterstützung noch besser läuft. Es ist also beileibe nicht so, dass sich das neue Coronavirus „allen bekannten Behandlungen widersetzt“.

Das Erscheinungsjahr des Buches ist in dem Zusammenhang auch noch interessant:
Jene Vorhersage wurde nur wenige Jahre nach dem Ausbruch des SARS-Virus getroffen, so ist die „Prophezeiung“, dass in etwa 10 Jahren ein ähnliches Virus auftaucht, nichts weiter als ein statistischer Glücksgriff.

Zuletzt sei noch zu erwähnen, dass jene Behauptung nur eine von vielen „Prophezeiungen“ ist, die aber überhaupt gar nicht eintrafen:
Angeblich sollte es seit 2012 eine Heilung für Lähmung und Parkinson geben, und 2020 werde Blindheit der Vergangenheit angehören.

[mk_ad]

Zusammenfassung

Der Abschnitt aus dem Roman hat mit der Realität eigentlich nur Wuhan gemeinsam, ansonsten könnten die Ereignisse und Beschreibungen nicht unterschiedlicher sein.

Das zweite Foto stammt nicht aus dem Roman, sondern aus einem Buch über Prophezeiungen über das Ende der Welt, wovon so gut wie nichts zutraf, auch jene Vorhersage über das Jahr 2020 und eine Krankheit ist nicht wirklich zutreffend.

Auch interessant:

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)