Laut einer neuen Studie sind Falschinformationen von Klimaleugnern auf Facebook am stärksten verbreitet – und das nur von wenigen Accounts.

Aus einer neuen Studie (siehe HIER, PDF-Datei) geht hervor, dass sich die Klimaleugnung auf Facebook in diesem Jahr sogar noch verschlimmert hat. Die Studie wurde von der Klimaschutzorganisation Stop Funding Heat und dem Real Facebook Oversight Board, einer Überwachungsgruppe aus Wissenschaftlern, Journalisten und Aktivisten, durchgeführt.
Die Erkenntnis der Studie: Die Bemühungen von Facebook, Lügen über den Klimawandel zu unterbinden, sind stark fehlgeschlagen.

Die toxischen Zehn

Gemäß der Studie sind es gerade einmal zehn Medienquellen, die für 69 Prozent der Klimaleugner-Postings verantwortlich sind. Dabei handelt es sich um:

  1. Breitbart, eine rechtsextreme Nachrichtenseite, die einst vom ehemaligen Trump-Strategen Steve Bannon geleitet wurde
  2. Western Journal, eine konservative Nachrichtenseite
  3. Newsmax, die bereits wegen der Verbreitung von Wahlbetrugsverschwörungen verklagt wurden
  4. Townhall Media, gegründet von der Exxon-finanzierten Heritage Foundation
  5. Media Research Center, ein „Thinktank“, der von Exxon finanziert wurde
  6. Washington Times, gegründet vom selbsternannten Messias Sun Myung Moon
  7. The Federalist Papers, eine Website, die Corona-Fehlinformationen verbreitet
  8. Daily Wire, eine konservative Nachrichtenseite, die zu den engagiertesten Herausgebern auf Facebook gehört
  9. Russische Staatsmedien, die über RT.com und Sputnik News Desinformationen verbreiten
  10. Patriot Post, eine konservative Website, deren Autoren Pseudonyme verwenden

Die 6.983 untersuchten Postings und Artikel enthielten Verurteilungen des „Kults des ‚Klimawandels‘„, dessen „Anbetung“ die Zukunft der Menschen gefährdet, oder forderten die Leser auf, sich „nicht zu viele Sorgen darüber zu machen, dass CO2 den Planeten verbrennt“.

Obwohl Facebook ankündigte, aktiv gegen Klimaleugner vorzugehen, ergab die Studie, dass 92 Prozent der am häufigsten untersuchten Artikel keinen Hinweis auf Fehlinformationen zur Klimakrise enthielten.

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818.000 Klimaleugner-Beiträge

Laut der Studie wurden insgesamt 818.000 Facebook-Beiträge gefunden, in denen die Klimakrise heruntergespielt wurde. Zudem wurden 41 Seiten gefunden, die eindeutige Namen trugen wie „Climate Change is Natural„, „Climate Change is Crap“ oder auch „Climate Realism“ – Seiten, gegen die Facebook eigentlich vorgehen wollte.

Die Interaktionen mit solchen Beiträgen sei zudem auch stark gestiegen, alleine im vergangenen Jahr um 76,7 Prozent.

Facebook widerspricht den Vorwürfen

Ein Facebook-Sprecher teilte „The Verge“ in einer E-Mail mit, dass der neue Bericht eine „fehlerhafte Methodik“ verwendet, um die Anzahl der Beiträge und Anzeigen mit Klima-Fehlinformationen aufzublähen.

Zudem sollen die 700.000 Interaktionen, die in dem Bericht über Klimaleugnung erwähnt werden, nur 0,3 Prozent der über 200 Millionen Interaktionen zu öffentlichen englischsprachigen Inhalten zum Klimawandel von Seiten und öffentlichen Gruppen im gleichen Zeitraum ausmachen.

Im Jahr 2020 hat Facebook ein Climate Change Science Center eingerichtet, das sachliche Daten aus glaubwürdigen Quellen zur Klimakrise enthält, um der Verbreitung von Fehlinformationen auf seinen Plattformen entgegenzuwirken. Es fügt außerdem einigen Beiträgen über die Klimakrise Informationsetiketten hinzu, die die Nutzer auf das Zentrum hinweisen. Ein Sprecher von Facebook sagte, dass das Zentrum jeden Tag mehr als 100.000 Besucher erhalte.

Diese Ressource richtete sich bisher vor allem an US-Nutzer. Am 1. November gab das Unternehmen jedoch bekannt, dass es sein Climate Change Science Center auf mehr als 100 Länder ausweitet und zum ersten Mal Beiträge in Belgien, Brasilien, Indien, Indonesien, Mexiko, den Niederlanden, Spanien und Taiwan kennzeichnet.

Hat Facebook versagt?

Das as Real Facebook Oversight Board schreibt in einer Stellungnahme, dass Facebook sich anscheinend nicht selbst kontrollieren kann und will.

„Wir brauchen eine echte, unabhängige, transparente Aufsicht und Regulierung von außen sowie eine Untersuchung aller Aktivitäten von Facebook – einschließlich der gefährlichen Verbreitung von Klima-Desinformation“

 

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Es ist klar, dass Facebooks Third-Party Fact-Checking Program und sein Climate Science Center versagt haben„, sagte Sean Buchan, leitender Forscher bei Stop Funding Heat, in einer Pressemitteilung.


Quellen: The Guardian, The Verge, Der Standard
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