7 große deutsche Städte wollen flächendeckend Tempo 30 auf allen Straßen einführen. Allein dieser Satz reicht, um Social Media zum Beben zu bringen.

Es ist ein ungewöhnlich warmer Mittwochvormittag. Ich sitze in meinem Büro, habe einen Kaffee vor mir stehen (ja, auch bei dem Wetter trinke ich Kaffee) und lasse mich durch Social Media treiben.

Besonders gerne schaue ich dabei auf die Twitter Trends. Und da schoss mir dieser Trend entgegen: Tempo 30! Im Grunde ist es immer so, wenn es um das Auto geht, ist die deutsche Social Media Blase am brodeln. Ich habe das gestern bereits gesehen, als es in einem Artikel um ein Überholverbot von Fahrrädern gegangen ist.

In dem Moment, in dem die Möglichkeiten eines Autos eingeschränkt werden, (sei es im Punkt Überholen oder in der Geschwindigkeit) geht’s rund. Und das auch heute morgen wieder.

7 große deutsche Städte wollen Tempo 30 großflächig testen

Schnell habe ich die Google-Maschine zur Hand genommen. Denn grundsätzlich geht es ja auch darum, vergleichend zu schauen. Wer schreibt darüber, wer schreibt wie darüber (es gibt häufig unterschiedliche Ansichten zu dem Thema) und woher stammen die Informationen.

Daher schaue ich zuerst auf Medienberichte. Darin werden die Städte Aachen, Augsburg, Freiburg im Breisgau, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm genannt. Die Süddeutsche Zeitung schreibt:

Sieben deutsche Großstädte wollen in einem Pilotprojekt großflächig Tempo 30 testen . Nur auf den wenigen Hauptverkehrsstraßen soll dann noch die übliche Geschwindigkeit von 50 km/h zulässig sein.

In dem Artikel wird am Ende betont, dass es sich bei der Maßnahme nicht um eine Entscheidung GEGEN Autofahrende handelt, sondern für schwächere Verkehrsteilnehmende werde die Situation sicherer. Spannend: Ein nahezu identischer Text findet sich in der ZEIT. Teilweise sogar wortgenau!

Lesen Sie auch >   Fake-Werbung mit österreichischen Prominenten und Politikern im Umlauf

Wenn so etwas geschieht, sollte man unbedingt auf den Schluss des Artikels schauen. Auch hier gibt es ein Ergebnis: Es handelt sich um einen Pressetext der dpa. Das bedeutet, dieser Text selbst wird in sehr ähnlicher Form in vielen verschiedenen Medien auftauchen. Und das ist entsprechend auch der Fall (vergleiche).

Ob ZDF, FAZ, STERN oder MSN und noch viele andere mehr, sie alle nutzen den Pressetext der dpa. Das ist jetzt grundsätzlich nicht verkehrt. In dieser Situation auch nicht ungewöhnlich, da es in der ersten Informationsinstanz auch kaum mehr zu sagen gibt. Das soll auch nicht eine Kritik sein, sondern ich möchte an dieser Stelle zeigen, dass trotz der großen Medienvielfalt häufig der Inhalt nur aus einer Quelle stammen kann.

Natürlich ist es möglich, dass jede Zeitung oder jedes Medium selbst den ursprünglichen Pressetext verändern, erweitern oder etwas anmerken kann. Ich möchte jedoch jetzt nicht nur zeigen, dass häufig eine Information nur aus einer einzigen Feder stammt.

Ich möchte vor allem auch darstellen, wie wir bemerken können, dass eine Information lediglich aus einer einzigen Feder stammt. Nämlich indem wir vergleichen, wer noch über dasselbe Thema schreibt und wie wird darüber geschrieben. In diesem Fall war es der eindeutig selbe Wortlaut aus verschiedenen Texten, der darauf aufmerksam macht, dass es sich um eine Ursprungsquelle handelt. Im nächsten Schritt schauen wir, wie so eine Information dann verwertet wird und wo die Interessensgruppen liegen.

Verschiedene Interessensgruppen

Auf Twitter habe ich dann recht schnell einen Tweet des ADFC Hamburg gefunden, der natürlich Freude strahlt diese Nachricht aufgenommen hat. Logisch. Ein anderer Tweet von Radkolumne ebenfalls. Wir sehen also, dass nicht motorisierte Verkehrs teilnehmende dieses Thema positiv aufgreifen.

Lesen Sie auch >   Drosten hat Erkenntnisse veröffentlicht: Eine Richtigstellung

Voller Spannung warte ich noch auf Meldungen, die sich deutlich gegen dieses Projekt positionieren. Zumindest auf Twitter sehe ich lediglich in den Kommentaren oder einzelnen Tweets Gegenstimmen.

TEMPOLIMIT DIENT DER ERHÖHUNG DER UMWELTBELASTUNG, DAMIT DIE ANWOHNER AUCH MEHR VON DEN ABGASEN HABEN ! —

Diese Gegenstimmen zeigen sich bisher noch moderat und nur teilweise überspitzt und sehen Probleme in einer erhöhten Lärmbelästigung durch Fahren im zweiten Gang bei Tempo 30. Wie sattelfest dieser Kritikpunkt ist, kann relativ gesehen werden. Denn ich kann auch bei Tempo 50 oder 55 im dritten Gang fahren und ebenfalls Lärm erzeugen.

[mk_ad]

Ein sehr ähnliches Argument wird auch in puncto Spritverbrauch an den Tag gelegt. Sprich, wenn ich die Tempo 30 im zweiten Gang fahre, habe ich einen erhöhten Verbrauch. Daher gibt es an einigen Stellen auch den Kompromissvorschlag, das Tempo 40 ideal wäre.

Und nun?

Ich lehne mich zurück. Natürlich habe ich auch ein Auto. Da ich aber in einer Großstadt wohne, lasse ich dieses Auto in der Stadt sowieso eher stehen. Das lohnt sich für mich gar nicht. Dort wo ich mit dem Auto fahre, ist eher selten Tempo 30. Stattdessen werde ich in den nächsten Stunden einfach die Kommentare zu diesem Thema beobachten.

 

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)