Verbraucherschützer aus mehreren europäischen Ländern haben Klage gegen den chinesischen Online-Händler Temu eingereicht. Der Vorwurf: Temu soll potenzielle Käufer mit manipulativen Techniken zum Kauf verleiten und gegen das EU-Digitalrecht verstoßen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen dem Unternehmen empfindliche Strafen.

Die Vorwürfe im Einzelnen

Der europäische Verbraucherschutzverband BEUC, vertreten durch Monique Goyens, kritisiert Temu scharf: „Der Online-Marktplatz ist voll von manipulativen Techniken, die darauf abzielen, Verbraucher dazu zu bringen, mehr Geld auszugeben.“ Dazu gehöre unter anderem, dass Kunden beim Anklicken eines bestimmten Produkts teurere Alternativen angezeigt bekämen und das Löschen eines Kontos erschwert werde. Außerdem sei oft unklar, von wem die Produkte stammen, was die Einhaltung der EU-Sicherheitsvorschriften in Frage stelle.

Temu und die Regelungen des Digital Services Act (DSA)

Die EU hat strenge Vorschriften für digitale Dienstleistungen erlassen, um Transparenz und Verbraucherschutz zu gewährleisten. Der Digital Services Act (DSA) verpflichtet Online-Händler, Informationen über Anbieter und personalisierte Werbung offenzulegen. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Die Behörden der EU-Mitgliedstaaten müssen nun prüfen, ob Temu gegen diese Bestimmungen verstoßen hat.

Reaktion von Temu auf die Vorwürfe

Bereits zuvor hatte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) Temu wegen manipulativer Designs und irreführender Umweltversprechen abgemahnt. Der Online-Händler unterzeichnete daraufhin eine Unterlassungserklärung für Deutschland und versprach, bestimmte irreführende Angaben wie „Beeil dich! Über 126 Personen haben diesen Artikel im Warenkorb“ nicht mehr anzuzeigen. Diese Zusagen gelten jedoch nicht für andere EU-Länder.

Hintergrund: Geschäftsmodell und Kritik an Temu

Temu, ein Tochterunternehmen von Pinduoduo, erzielte 2023 einen Rekordumsatz, steht aber immer wieder in der Kritik. Die App lockt mit extrem günstigen Angeboten, die jedoch häufig durch minderwertige Qualität, fehlende Lieferungen und eine schlechte Umweltbilanz negativ auffallen. Zudem werden Konsumentinnen und Konsumenten durch Pop-ups und zeitlich begrenzte Angebote unter Druck gesetzt, sogenannte „Dark Patterns“, die seit dem 17. Februar 2024 in der EU verboten sind.

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Fragen und Antworten

Was sind „Dark Patterns“ und warum sind sie problematisch?
„Dark Patterns“ sind manipulative Gestaltungselemente auf Webseiten, die den Nutzer zu bestimmten Handlungen verleiten sollen, die er sonst nicht ausführen würde, wie zum Beispiel unnötige Einkäufe oder das Abonnieren von Newslettern. Diese Techniken sind problematisch, weil sie die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher einschränken und oft zu ungewollten Kosten führen.

Welche Strafen drohen Temu, wenn sie gegen den Digital Services Act verstößt?
Sollte der Online-Händler gegen den Digital Services Act verstoßen, könnten Strafen in Höhe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängt werden. Für ein Unternehmen von der Größe Temus könnte dies eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen und das Geschäftsmodell nachhaltig beeinträchtigen.

Wie reagiert Temu auf die Kritik und die gesetzlichen Vorgaben?
Das Unternehmen hat auf die Abmahnungen reagiert und für Deutschland eine Unterlassungserklärung abgegeben. Das Unternehmen verpflichtete sich, bestimmte irreführende Praktiken zu unterlassen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Änderungen auch auf andere europäische Märkte ausgeweitet werden und ob Temu sein Geschäftsmodell langfristig an die gesetzlichen Vorgaben anpasst.

Was können Verbraucherinnen und Verbraucher tun, um sich vor manipulativen Techniken zu schützen?
Verbraucherinnen und Verbraucher sollten Angebote auf Online-Marktplätzen immer kritisch hinterfragen. Es empfiehlt sich, Preise zu vergleichen, Bewertungen zu prüfen und bei allzu verlockenden Angeboten skeptisch zu sein. Darüber hinaus können sich Verbraucherinnen und Verbraucher über ihre Rechte und Schutzmaßnahmen informieren, die ihnen nach dem Gesetz über digitale Dienste zustehen, und sich bei Verdacht auf manipulative Techniken an entsprechende Stellen wie die Verbraucherzentralen wenden.

Welche langfristigen Folgen könnten die Ermittlungen gegen Temu haben?
Die Ermittlungen und mögliche Sanktionen könnten Temu dazu zwingen, sein Geschäftsmodell grundlegend zu überarbeiten. Dies könnte zu mehr Transparenz und besserem Verbraucherschutz führen. Langfristig könnte sich dies auch positiv auf andere Online-Händler auswirken, die ähnliche Praktiken anwenden, da diese Unternehmen dann ebenfalls gezwungen wären, ihre Methoden anzupassen, um rechtlichen Sanktionen zu entgehen.

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Fazit

Die Vorwürfe gegen Temu machen deutlich, wie wichtig eine strenge Regulierung des Online-Handels ist, um Verbraucher vor manipulativen Praktiken zu schützen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte dies weitreichende Konsequenzen für Temu und andere Online-Händler haben. Verbraucher sollten wachsam bleiben und sich über ihre Rechte informieren, um sich vor unlauteren Geschäftspraktiken zu schützen.

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Quelle: n-tv ; t-online

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