Tourette, TikTok und Corona: Was ist dran?

Autor: Andre Wolf

Tourette, TikTok und Corona: Was ist dran?
Tourette, TikTok und Corona: Was ist dran?

Vor allem junge Mädchen entwickeln angeblich sogenannte „Tics“, deren Ursprung laut amerikanischen Ärzten unter anderem mit TikTok-Videos in Verbindung stehen sollen.

Sind TikTok Videos zum Tourette-Syndrom der Auslöser dafür, dass junge Teenager selber Tics entwickeln? Diese Vermutung wird seit einigen Tagen in diversen Medien geäußert. Vor allem das international bekannte Wall Street Journal wird hierzu als Quelle angegeben.

Darin wird berichtet, dass seit Beginn der Pandemie weltweit angeblich junge Mädchen mit Tics in Arztpraxen auftauchen. Bei den sogenannten Tics handelt es sich um körperliche Zuckungen und verbale Ausbrüche. Die Ärzte zeigten sich zunächst ratlos, da dieses Phänomen eigentlich ursprünglich selten war, nun aber in hoher Anzahl aufgetreten ist.

Gemäß Wall Street Journal stellte sich jedoch nach monatelanger Untersuchung der Patienten durch verschiedene Experten in mehreren Ländern heraus, dass die meisten Mädchen etwas gemeinsam hatten. Sie alle nutzen TikTok und haben Videos von TikTok-Influencern angeschaut, die nach eigenen Angaben am Tourette-Syndrom zu leiden. Es handelt sich also um Videos, in denen die entsprechenden Akteure unwillkürliche Bewegungen und/oder Geräusche machen.

TikTok und Corona als Anlass für Tourette?

Seit dem März 2020 berichten Fachärzte also von einem Anstieg der Tics bei vor allem Mädchen im Teen-Alter. Laut Wall Street Journal hat das Texas Children’s Hospital etwa 60 Teenager mit solchen Tics behandelt, während die Ärzte dort vor der Pandemie nur ein oder zwei Fälle pro Jahr verzeichneten.

Auch andere Kliniken oder Zentren berichten von Anstiegen der Anzahl der behandelten Patienten. Doch TikTok und die Videos dürften nicht der alleinige Auslöser sein. Die Ärzte gehen davon aus, dass bei den meisten der Jugendlichen bereits vorher Depressionen oder Angstzustände diagnostiziert wurden. Durch die Pandemie wurden diese Zustände jedoch verstärkt und die Tics könnten eine Art Katalysator sein.

Ob TikTok Schuld ist, das ist nicht deutlich und wird auch nicht einhellig von Medizinern behauptet. Das Wall Street Journal zitiert hier Dr. Joseph McGuire, Professor in der Abteilung für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften der renommierten Johns Hopkins Universität. McGuire sagt, dass es zwar einige Kinder gibt, die soziale Medien konsumieren und Tics entwickeln, aber auch andere dabei sind, die keinen Zugang zu sozialen Medien haben und Tics entwickeln. Laut McGuire gibt viele Faktoren, die dazu beitragen, einschließlich Angst, Depression und Stress.

“There are some kids who watch social media and develop tics and some who don’t have any access to social media and develop tics, I think there are a lot of contributing factors, including anxiety, depression and stress.”

Warum TikTok?

Die Videoplattform TikTok ist die Plattform, welche von jungen Menschen besonders häufig genutzt wird. Es ist eine sehr kurzweilige Plattform, auf der Videos hauptsächlich 15 bis 60 Sekunden lang sind. Das bedeutet, die Plattform hat eine enorme Flut an Videos. Aufgrund der Kürze sind diese Videos auch recht einfach zu konsumieren und locken vor allem eine junge und dynamische Nutzerschaft an. Das sind in diesem Fall vor allem Teenager.

Gleichzeitig können aufgrund dieser großen Dynamik auch sehr schnell Trends entstehen, die sich unkontrolliert und ebenso schnell verbreiten können. Dabei können natürlich auch gefährliche Trends entstehen, wie wir in der Vergangenheit bei der sogenannten „Skull Breaker Challenge“ gesehen haben. In Ernstfällen greift der Betreiber von TikTok dann durch und fährt eine harte Löschpolitik. Ob und inwiefern jedoch die Videos an sich Schuld an den Tics sind, bleibt in diesem Fall noch offen.

Es klingt durchaus plausibel, dass aufgrund von Stress und den Lebensumständen in der Pandemie Tics ein Kanal sind oder die Verhaltensweisen aus den Videos unbewusst als Kanal für eigene Depressionen oder Ängste genutzt werden.

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