Likebaiting: immer wieder findet man Fotos von Menschen und Tieren, die mit der Aufforderung versehen sind, dass man doch “Amen” oder etwas anderes Emotionales kommentieren sollte.

Es handelt sich dabei um eine emotionale Erpressung. Schwarz oder weiß, gut oder böse. Hier wird suggeriert: Tippst du etwas ein, bist du auf der guten Seite, wenn jedoch nicht, dann bist du böse. Der ewige plumpe Versuch, die Welt auf ein einfaches Muster herunter zu brechen.

Diese emotionale Erpressung findet sich immer wieder auf Facebook. Interessanterweise werden dabei nicht nur immer wieder dieselben Bilder genutzt, sondern man kann auch unheimlich hohe Zahlen in den Interaktionswerten beobachten. Augenscheinlich fühlen sich viele Menschen einer Art falschem Karma verpflichtet und tippen unter den Likebait-Beiträgen die geforderten Worte.

So wie auch bei dem folgenden Bild, unter dem man “Happy Birthday tippen soll:

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Die Interaktionen unter diesem Bild, welches am 26. Juni 2017 gepostet wurde, sind schier unglaublich. In weniger als zwei Wochen haben knapp 1,8 Millionen Menschen dem Jungen Geburtstagswünsche hinterlassen. Haben sich diese Menschen überhaupt gefragt, ob das alles so stimmt, was da steht?

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Hier lautet es:

His school friend told him that no one would say happy birthday to him because of his desease
He is 11 years today

Please do not scroll without typing „Happy Birthday.“

Also, laut Statusersteller hätte der Junge von seinem Freund gehört, dass ihm niemand zum Geburtstag gratulieren würde, weil er krank sei. Und nun habe er seinen 11. Geburtstag und alle sollen mit “Happy Birthday” kommentieren.

Kein Interesse an der wahren Geschichte!

Dieses Bild und auch der dazu gehörige Text, sind bereits öfter auf Facebook aufgetaucht. Wir konnten schon in früheren Analysen beschreiben, dass dem Statusersteller der abgebildete Junge und sein Schicksal wohl egal sind, ebenso scheint es auch die Kommentatoren eher nicht zu interessieren, im Gegenteil: die Masse der “Happy Birthday” Tipper gibt eher ein völlig egozentrisches Bild von sich, da sie zunächst dafür sorgen, dass sie nicht als herzlos abgestempelt werden. Schnell klicken, kommentieren und dem eigenen Karma gerecht werden.

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Die wahre Geschichte um Lucas Costa

Bei dem Jungen handelt es sich um den kleinen Lucas Costa aus Brasilien, der im Juli 2017 erst 9 Jahre alt wird. Blöd gelaufen, wenn man also im Juni 2017 behauptet, er feiere den 11. Geburtstag. Der kleine Lucas leidet an einer sehr seltenen Hautkrankheut die den Namen: “Epidermolysis bullosa” trägt. Die Behandlung dieser Krankheit ist sehr kostenintensiv. Der aus Brasilien stammende Sänger Wesley Safadão veranstaltete Ende Juli 2016 ein Konzert und spendete einen Teil seiner Einnahmen für die Behandlung für Lucas Costa. Bei seinem Konzert hatte der Künstler auch ein T-Shirt an, auf dem man den Namen “LUCAS” erkennen konnte.

Wesley Safadão ist selbst Vater von zwei Kindern ist. Lucas wohnte dem Konzert bei und wurde im Rollstuhl sitzend auf die Bühne gebracht, wo der Künstler mit Lucas ein weiteres Bild aufnahm und anschließend veröffentlichte.

Das Foto, welches nun auf Facebook ständig geteilt wird, stammt aus dem Instagram Account, welcher Lucas gewidmet ist. Dieser hat mittlerweile mehr als 161.000 Follower und ist unter https://www.instagram.com/amigosdolucascosta/ zu erreichen.

Mimikama, ist das nicht ein Kampf gegen Windmühlen?

Wir werden immer wieder gefragt, ob es nicht mühselig sei, immer wieder auf dieselben Methoden hinzuweisen. Immer wieder bekommen wir die Frage, ob es nicht ein Kampf gegen Windmühlen sei. Doch das ist es nicht. Nein, es bleibt was hängen. Und zwar genau zu diesem Likebaiting konnten wir inmitten der hunderttausenden Kommentaren einen kleinen deutschsprachigen Kommentar finden, der die Hoffnung, ja die Gewissheit aufrecht erhält, dass sich die stetige Arbeit lohnt und sich in den Köpfen manifestiert:

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Danke!

Quellen: Wesley Safadão

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)