US-Patent beweist nicht die Überwachung aller Geimpften!

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Autor: Ralf Nowotny

Falsch
Falsch

Ein US-Patent soll der Beweis sein, dass Geimpfte elektronisch verfolgt werden, doch das Patent beschreibt etwas anderes!

Für die extremeren Impfgegner ist es eine unerschütterliche Wahrheit, dass mit den Impfungen auch Nano-Chips injiziert werden. Ein neueres US-Patent soll dies nun beweisen, woraufhin nun auf Facebook und in einer österreichischen Zeitung (archiviert HIER) mächtig auf die Pauke hauen und von einem „Patent zur Überwachung der Gen-Gespritzten“ fantasiert.

Wir werfen hier mal einen Blick in das netterweise immer wieder verlinkte „Horror-Patent“, aber vorneweg sei gleich gesagt:

Die Behauptungen sind absoluter Unsinn, in dem Patent wird eine Smartphone-App beschrieben, welche anonyme Impfpriorisierungen ermöglichen soll.

Die Behauptungen

Die österreichische Zeitung behauptet, eine ehemalige Pfizer-Mitarbeiterin habe das „Horror-Patent“ aufgedeckt (wobei wir nicht wissen, was es bei einem offiziellen Dokument aufzudecken gibt). Mittels künstlicher Intelligenz sollen geimpfte Personen mit einer „User-ID“ drahtlos mit Apps und Servern verbunden werden, die persönliche ID samt bio-medizinischen Daten werden dann auf einem elektronischen Gerät gespeichert.

Noch bombastischer wird es auf Facebook: Die Fernverfolgung aller Geimpften erfolge durch „eine Quantenverbindung mit pulsierenden Mikrowellenfrequenzen von 2,4 GHz oder höher von Mobilfunkmasten und Satelliten direkt mit dem Graphenoxid im Fettgewebe aller Personen, die die Todesspritze erhalten haben“.

Facebook-Beitrag über das Patent
Facebook-Beitrag über das Patent

Das Patent

Netterweise wird das Patent auch überall verlinkt, wo es angeprangert wird, aber anscheinend rechnen die Verbreiter nicht damit, dass es auch gelesen wird – womit sie wahrscheinlich auch recht haben, da deren Klientel wirklich jedem Sharepic und jeder Behauptung kritiklos glauben.
Wie dem auch sei, hier ist es nun: Patent No .: US 11,107,588 B2 (PDF-Datei). Eine ältere Version des Patentes im HTML-Format gibt es HIER.

Das Patent trägt den Namen „Methoden und Systeme zur Priorisierung von Behandlungen, Impfungen, Tests und/oder Aktivitäten bei gleichzeitigem Schutz der Privatsphäre des Einzelnen“.

Der Name des Patents
Der Name des Patents, Quelle

Kurz gesagt: Es geht um Systeme  für anonymisierte Impfpriorisierungen.

Ist das Patent von Pfizer?

Nein.
Wie auf dem Screenshot auch ersichtlich, wurde das Patent auf die beiden Gründer der israelischen Kanzlei „Ehrlich & Fenster“, den Patentanwalt und Molekularbiologen Gal Ehrlich und den Patentanwalt und Physiker Maier Fenster, angemeldet. Pfizer gehört zwar zu den Kunden der Kanzlei, das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten: Im gesamten Dokument finden sich keinerlei Hinweis, dass das Patent eventuell im Auftrag Pfizers eingereicht wurde.

Pfizer hätte damit nicht einmal Anspruch auf das Patent, wenn sie es unbedingt haben wollen würden, denn Antragssteller ist eindeutig die Kanzlei, ohne irgendeinem versteckten „namens und im Auftrag von Pfizer“.

Worum es in dem Patent geht

Patente sind wichtig, denn damit sollen Erfindungen vor Nachahmern geschützt werden, weswegen ein solches Patent auch sehr ausführlich beschrieben wird – jeder Nachahmer kann dadurch rechtlich belangt werden, wenn er auch nur Teile des Patents verletzt.

Solch eine ellenlange und kompliziert geschriebene Patentbeschreibung macht einen aber auch schon schwindelig, wenn man gut Englisch kann. Deswegen haben wir den Inhalt für euch zusammengefasst, ihr könnt unsere Angaben aber jederzeit in der oben verlinkten PDF-Datei überprüfen.

Es geht um eine Smartphone-App, die Daten an einen Back-End-Server überträgt. Der Server speichert die Daten in einer Datenbank und überprüft dann anhand eines Diagramms, welche Personen sich in der Nähe von Personen aufhalten, die bekanntermaßen mit COVID-19 infiziert sind, und gibt diesen Personen bei der Impfung Vorrang.

Die App funktioniert also gewissermaßen wie die bereits in Deutschland vorhandene Corona-Warn-App, mit dem Unterschied, dass sie auch Impfpriorisierungen ermöglicht.

In dem Patent wird allgemein von einem elektronischen Gerät geschrieben, was allerdings wichtig zur Aufrechterhaltung des Patents ist, da ja beispielsweise auch ein Armband mit der Technologie entwickelt werden könnte, am praktikabelsten ist jedoch eine App, da ein Smartphone ohnehin fast jeder hat.

In den Ausführungen zu den Beispielen in dem Patent steht auch an mehreren Stellen, dass es sich bei den benannten elektronischen Geräten um Smartphones, Tablets, Smartwatches und andere, elektronische Geräte handelt – nicht um ominöse Nano-Chips in Impfungen.

Dies wäre auch ziemlich sinnlos, denn selbst wenn es RFID-Chips gäbe, die so klein sind, dass sie durch eine Impfnadel passen und zudem auch noch besser geortet werden könnten als nur ein paar Zentimeter, würden damit wirklich nur Geimpfte „verfolgt“ werden – und die benötigen keine Impfpriorisierung, da sie bereits geimpft sind.

Von RFID-Chips ist in dem Patent ohnehin keine Rede, sondern GPS-Empfänger werden benötigt – so wie sie bereits in Smartphones enthalten sind. Zudem braucht ein solches Gerät eine eigene Stromquelle und erhebliche Rechenkapazitäten, um mittels eines Indexes, der technisch in dem Patent beschrieben wird, eine Impfpriorität errechnen zu können.

Fassen wir zusammen

Das Patent beschreibt eine App oder ein elektronisches Gerät, welches anonymisiert feststellt, ob, in welchem Umfang und in welcher Entfernung man infizierten Personen begegnet. Ein Algorithmus legt dann eine Impfpriorisierung fest und benachrichtigt die Person dann darüber, dass sie sich testen und/oder impfen lassen sollte.

Bei aller Liebe, liebe Verschwörungserzähler, aber eine solche Technologie passt beim besten Willen in keinen ominösen Nano-Chip in einer Impfung! Die wäre dort auch ziemlich sinnlos, da ungeimpfte, infizierte Personen dann gar nicht durch den Nano-Chip registriert werden würden.

Es ist also im Prinzip eine gute Erfindung, welche die Bekämpfung der Corona-Pandemie wunderbar voranbringen könnte. Die Frage ist halt nur, ob und wie sie genutzt wird – denn wir sehen ja hierzulande selbst, dass die funktionell ähnliche Corona-Warn-App nicht wirklich effektiv genutzt wird.


Weitere Quellen: Tech Sparx, dpa
Auch interessant:
Hartnäckig hält sich die Behauptung, dass die COVID-19 Impfstoffe Graphenoxid enthalten sollen. Belege dafür gibt es jedoch keine.
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