Zwei Sharepics mit angeblichen Zitaten der Grünen-Abgeordneten Stefanie von Berg kursieren wieder in sozialen Medien.

Ganz offensichtlich soll mit diesen Bildern, welche bereits 2016 im Internet verbreitet wurden, kurz vor der anstehenden Europawahl noch einmal „Stimmung“ gemacht werden.
Es handelt sich um jene Sharepics, zu denen wir Anfragen bekamen:

Screenshot: mimikama.org
Screenshot: mimikama.org

Im Folgenden gehen wir auf die beiden Aussagen ein:

„Ich finde, wir müssen wirklich für alle Stadtteile Moscheen haben!“

Diesen Satz sagte sie sinngemäß tatsächlich. Wichtig ist aber, in welchem Zusammenhang sie dies sagte, denn sie redet nicht etwa von ganz Deutschland, sondern einzig und alleine von Hamburg!

Im Mai 2016 berichtete die „Welt“ von der Aussage der Grünen-Abgeordneten.
Demnach gibt es in Hamburg für die dort lebenden 150.000 Muslime nur etwa 50 Moscheen und Gebetsräume. Deswegen sei es in Hamburg nötig, neun Stadtteilmoscheen zu errichtern, von denen sechs bereits stehende Gotteshäuser ersetzen und drei neu gebaut werden sollten.

Stefanie von Berg betonte dazu, dass man allerdings hinsichtlich verfassungsfeindlicher Aktivitäten einiger islamischer Gemeinden einen genauen Blick auf die Vereine, welche eine Moschee bauen wollen, werfen müsse und diese Bauten dann auch abblocken.

Sie forderte also nicht deutschlandweit Moscheen in allen Stadtteilen, sondern redete konkret von neuen Moscheen in Hamburg!

„Es ist gut so, daß wir Deutsche bald in der Minderheit sind.“

Dieses angebliche Zitat geistert bereits seit Anfang 2016 durchs Internet. Sie hat dies jedoch nie gesagt!

Dabei handelt es sich nicht um ein wörtliches Zitat, sondern um eine Interpretation aufgrund einer kurzen Rede, die Frau von Berg am 11.11.2015 hielt. Sie hat diese Rede übrigens auch selbst auf Youtube hochgeladen, hier ist sie zu sehen:

Zwei Sätze aus der Rede werden auf dem Bild als Grundlage der Interpretation verwendet.

  1. Ich bin der Auffassung, dass wir in 20, 30 Jahren gar keine ethnischen Mehrheiten mehr haben in unserer Stadt.
  2. Und ich sage Ihnen ganz deutlich (…): Das ist gut so.

Man beachte den kleinen, aber bedeutenden Unterschied:
Aus „keine ethnischen Mehrheiten“ (bedeutet: gleicher Anteil aller Ethnien) wird in der Interpretation auf dem Bild ein „Deutsche sind bald in der Minderheit“.

So kann man das zwar interpretieren, wenn man nur zwei Gruppen kennt, nämlich Deutsche und den Rest der Welt, ist aber, wenn man sich die ganze Rede anhört, eine Fehlinterpretation. Sie geht nämlich speziell auf die Probleme und Herausforderungen ein, die eine Vielzahl von Ethnien mit sich bringen. Auch richtet sich der Satz „Das ist gut so“, wie sie betont, speziell an die AfD, um jenen deutlich zu machen, dass sie (Frau von Berg) nichts gegen mehrere Ethnien an einem Ort hat.

Dieses Zitat ist somit eine Fehlinterpretation und wurde so nie geäussert!

Es gab Drohungen

Bereits im Dezember 2015 thematisierte Die Zeit diese Rede und ihre Konsequenzen recht umfangreich. Diese Reduktion der Rede auf diesen Bereich inklusive der Invertierung der Aussage bescherte der Politikerin im November 2015 bereits Drohungen. Neben Morddrohungen gab es auch sexuell aggressive Drohungen. So schrieb Die Zeit am 29. Dezember 2015:

„Die Morddrohungen haben mich am Anfang erschreckt“, sagt sie. „Aber nachhaltig verletzend finde ich die vielen, vielen sexuellen Bemerkungen: Ich sei lesbisch, untervögelt, müsse mal richtig vergewaltigt werden – das hat mich schockiert.“

Kollege Andre führte mit Frau von Berg im März 2017 auch ein Interview bezüglich der Inhalte solcher Sharepics, der Drohungen und ded mühsamen Kampfes um eine Richtigstellung.
Das Interview ist hier nachzulesen.

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Fazit

Beide Zitate sind Verfälschungen, die nur dazu gedacht sind, eine bestimmte politische Stimmung zu erzeugen.

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)