Es sind Bilder, die niemanden kaltlassen: Verletzte Hunde, vermeintlich verloren und allein in einer Seitengasse. Die dramatische Überschrift lädt zum Teilen ein, damit der Vierbeiner möglichst schnell wieder nach Hause findet. Doch ein genauerer Blick offenbart eine düstere Wahrheit.

Die Identität des immer wiederkehrenden Posts von verletzten Hunden

Man kennt sie: Beiträge, die zu Herzen gehen und die Emotionen ansprechen. Und so wird geklickt, gelikt und vor allem geteilt. Doch das Muster ist stets dasselbe – nur der Ort ändert sich, garniert mit einem prägnanten Hashtag. Der Clou: Die Kommentarfunktion ist gesperrt und jegliche Kontaktdaten fehlen. Auf den ersten Blick eine unschuldige Hilfeleistung, doch wer tiefer gräbt, stößt auf etwas ganz anderes.

Diese und ähnliche Beiträge sind derzeit in deutscher, englischer und französischer Sprache verfügbar und sehen unter anderem auf Facebook so aus:

Screenshots der Fake-Statusbeiträge von entlaufenen und verletzen Hunde auf Facebook
Screenshots der Fake-Statusbeiträge von entlaufenen und verletzen Hunde auf Facebook

Hallo. Hallo. Falls jemand diesen süßen Jungen sucht, habe ihn auf der Seitenstraße in #Stateninsel gefunden. Er wurde bei einem Unfall mit Fahrerflucht von einem Auto angefahren. Ich habe ihn zum Tierarzt gebracht er ist nicht gechippt ich weiß jemand sucht ihn. Er vermisst definitiv seine Familie, ich werde mich in der Zwischenzeit weiter um ihn kümmern. Bitte stößt diesen Beitrag, um mir zu helfen, seinen Besitzer zu finden“

oder

„Hello. If anyone is looking for this sweet boy, found him lying on the side road in #StatenIsland.He was hit by a car in a hit and run incident. I took him to the vet he is not chipped I know someone is looking for him. He definitely misses his family, I’ll continue to take care of him in the meantime. Please bump this post to help me find his owner“

Unser Faktencheck > Die Verwandlung: Von rührend zu verlockend

Bei genauerem Hinsehen offenbaren diese scheinbar unschuldigen Statusbeiträge eine raffinierte Taktik

Sie fordern den Nutzer lediglich dazu auf, die Nachricht zu teilen, ohne Kontaktdaten oder weiterführende Links preiszugeben. Bemerkenswert: Die Kommentarfunktion ist deaktiviert, so dass gängige Betrugsformen wie Vorschussbetrug oder Phishing ausgeschlossen werden können.

Unsere Neugier war geweckt: Was steckt hinter diesen Posts?

Wir verfolgten aufmerksam, wie sich die Beiträge entwickelten, speicherten die Links und überprüften, ob Aktualisierungen vorlagen. Zu unserer Überraschung wurden die ursprünglichen Beiträge über verletzte Hunde kurze Zeit später editiert. Anstelle der verzweifelten Suchanzeigen nach den Vierbeinern tauchten plötzlich verlockende Bilder von idyllischen Häusern und Wohnungen auf, die angeblich zu vermieten waren.

Screenshot auf Facebook: Anhand des „Bearbeitungsverlaufs“ kann man erkennen, dass der Ersteller den eigentlichen Beitrag bearbeitet hat und statt des verletzenden Hundes nun eine Immobilie angeboten wird.
Screenshot auf Facebook: Anhand des „Bearbeitungsverlaufs“ kann man erkennen, dass der Ersteller den eigentlichen Beitrag bearbeitet hat und statt des verletzenden Hundes nun eine Immobilie angeboten wird.

Der Trick dahinter:Die emotionale Aufladung des ursprünglichen Posts führte zu einer massiven Interaktion und tausende Nutzer teilten den Beitrag. Durch die Veränderung des Inhalts wurden sie so ungewollt zu Botschaftern dieser dubiosen Immobilienangebote. Die entsprechenden Webseiten sind oft nicht erreichbar, was den Verdacht erhärtet, dass hier etwas nicht stimmt.

Screenshot der URL der angeblichen Immobilie. In diesem Fall war die Webseite nicht erreichbar
Screenshot der URL der angeblichen Immobilie. In diesem Fall war die Webseite nicht erreichbar

Denn eines ist sicher: Diese Hunde, so echt die Bilder auch erscheinen mögen, waren wohl nie entlaufen – und die wahren Absichten hinter diesen Beiträgen bleiben verborgen, sind aber mit Sicherheit betrügerischer Natur.

Der Zweck hinter dem Wechsel

Man mag sich fragen: Was soll das? Warum dieser Wechsel von herzzerreißenden Tierbildern zu vermeintlichen Immobilienangeboten? Es ist eine clevere Methode, um Aufmerksamkeit und Traffic zu generieren. Ein Beitrag, der massenhaft geteilt wird, erreicht ein riesiges Publikum. Und wenn dieser Beitrag später geändert wird, sehen plötzlich all die Tausenden von Nutzern, die bereits interagiert haben, die neue Botschaft.

Fazit: Emotionen als Werkzeug für Manipulation

Diese Masche zeigt eindrucksvoll, wie leicht Nutzer in sozialen Medien durch emotionale Auslöser manipuliert werden können. Es ist ein erneuter Aufruf zur Vorsicht: Bevor man einen Beitrag teilt, sollte man sich vergewissern, wem man wirklich hilft. Es könnte nicht nur der verletzte Hund sein, den man unterstützt, sondern auch dubiose Geschäftspraktiken, die im Verborgenen agieren. Es bleibt zu hoffen, dass Plattformen wie Facebook solche Machenschaften in Zukunft besser erkennen und unterbinden. Aber auch wir als Nutzer sind gefordert, kritisch zu bleiben und nicht blind allem zu folgen, was unsere Emotionen anspricht.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)