Bundesweiter Warntag 2022 auf 8. Dezember verschoben

Warntag-Alarm: Der bundesweite Warntag 2022 ist verschoben worden und soll nun am 8. Dezember 2022 stattfinden. Dabei sollen alle Warnsysteme für Krisen- und Katastrophenfälle getestet werden, auch der neue Cell Broadcast.

Autor: Susanne Breuer

Die Innenministerinnen und Innenminister von Bund und Ländern haben beschlossen, dass der bundes(!)weite Warntag 2022 nicht wie vereinbart am 8. September stattfinden soll, sondern erst am 8. Dezember. Die alarmierende Geschichte des Warntages wird also mit einem neuen, spannenden Kapitel fortgesetzt. NRW aufgepasst: der landesweite Warntag 2022 am 8. September findet wie geplant statt! (HIER) Im März war dieser in NRW wegen des Ukraine-Krieges ausgefallen.

Nachdem der erste bundesweite Warntag im September 2020 desaströs verlief und im September 2021 gar nicht erst stattfand, ist nun der Warntag 2022 vom September in den Dezember verschoben worden, wie das Bundesinnenministerium meldet. (HIER) Damit sollen erste Elemente des neuen Warnkanals Cell Broadcast bereits dieses Jahr mitgetestet werden können.

Bundesweiter Warntag 2022: 8. Dezember, 11:00 Uhr

Ziel des bundesweiten Warntags ist, die Menschen in Deutschland über die unterschiedlichen Warnmittel in Gefahrensituationen zu informieren und damit auch stärker auf den Bevölkerungsschutz insgesamt aufmerksam zu machen.

Am 8. Dezember um 11 Uhr sollen in ganz Deutschland alle verfügbaren Warnmittel aktiviert werden, um auf den Ernstfall einer Katastrophe oder anderen Krisenlage vorbereitet zu sein.

„Wir müssen uns für die Zukunft besser für Krisenlagen wie Wetterextreme, Waldbrände oder Hochwasser wappnen.

Dazu gehören vor allem moderne Systeme, um die Bevölkerung bei Gefahren schnell und zielgerichtet zu warnen. Neue Systeme müssen wir testen, um sie später präzise einsetzen zu können.

Am 8. Dezember wird es deshalb einen bundesweiten Warntag geben, bei dem auch erstmals eine Testwarnmeldung der höchsten Warnstufe bundesweit an Handys versandt wird. Das ist der erste Test für die Warnung per Cell Broadcast. Wir brauchen für eine effektive und verlässliche Warninfrastruktur verschiedene Warnsysteme. Dazu gehören auch Sirenen und unsere Warn-App NINA. Beim bundesweiten Warntag werden wir alle in Deutschland genutzten Warnmittel erproben.“

Nancy Faeser, Bundesinnenministerin
Logo Warntag 2022, Bild: Warnung der Bevölkerung
Logo Warntag 2022, Bild: Warnung der Bevölkerung

Einführung des neuen Warnkanals Cell Broadcast

Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (HIER), die oberste Bundesbehörde für diesen Themenkomplex, kündigt für den Warntag 2022 eine neue Technologie an: den Cell Broadcast.

„Mit dem bundesweiten Warntag 2022 wird auch eine intensive Testphase für Cell Broadcast eingeleitet.

Diese bedeutet einen neuen Stellenwert in der Zusammenarbeit mit der Bevölkerung: Während die Menschen die Testphase nutzen können, um sich mit dem neuen Warnkanal vertraut zu machen, werden wir mit dem Feedback und den Live-Rückschlüssen daraus die beteiligten Schnittstellen weiter bestmöglich aufeinander abstimmen. Dadurch wird es möglich, technische Anpassungen und Optimierungen so vorzunehmen, dass zum angestrebten Wirkbetrieb in 2023 Cell Broadcast optimal genutzt und in den Warnmix integriert wird.“

Ralph Tiesler, Präsident des BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)

Aktuell wird gemeinsam mit den Mobilfunknetzbetreibern mit Hochdruck an der Einführung des neuen Warnkanals Cell Broadcast gearbeitet.

Im Rahmen des Warntag 2022 soll der Warnkanal Cell Broadcast erstmalig getestet werden. Dazu soll eine Testwarnmeldung bundesweit versendet werden. Diese erscheint dann auf allen Endgeräten, die in einer Mobilfunkzelle eingebucht sind und über die Empfangsfähigkeit von Cell Broadcast-Nachrichten verfügen.

Die Mobilfunknutzerinnen und -nutzer werden bis zum Warntag über die Möglichkeiten informiert werden. Ende Februar 2023 soll Cell Broadcast dann offiziell den Betrieb aufnehmen und die bisherigen Warnmittel wie die Warn-App NINA, Radio, Fernsehen oder digitale Werbetafeln ergänzen.

Ein Warntag mit einer alarmierenden Vorgeschichte

Das wichtige und notwendige Anliegen, die diversen Systeme der Bevölkerungswarnung zu testen, ist bislang eine Geschichte des Scheiterns. Das gibt sogar das Innenministerium für den Warntag 2020 selbst zu. (HIER) Sirenensignale waren, obwohl vorhanden, nicht zu hören und es kam zu einer zeitlich verzögerten Aussendung der Warnmeldung über MoWaS (Modulares Warnsystem des Bundes) an die angeschlossenen Rundfunksender und App-Server. In der Folge warnten auch die via MoWaS alarmierten Warnmittel wie Smartphones, Radio oder TV erst verspätet. (HIER) Dieses Debakel hatte zu einem enormen Medienecho geführt und auch viel Spott und Häme auf die Verantwortlichen gezogen. Mimikama berichtete. (HIER)

Der Warntag 2020 hatte also sehr deutlich gezeigt, dass die Warnsysteme eben nicht einwandfrei funktionieren. Allerdings ist es auch die Aufgabe eines solchen Warntages, genau solche Mängel herauszufinden, um dann die richtigen Konsequenzen zu ziehen. So sollen diese Schwachstellen identifiziert und von den Betreibern abgestellt worden sein. Der kommende Warntag 2022 wird es zeigen.

Gerade vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe des Jahres 2021, als die Bevölkerung nicht rechtzeitig informiert wurde, traten die Defizite in der Bevölkerungsalarmierung ganz besonders tragisch zutage.

Sirenen-Infrastruktur wurde massiv heruntergefahren

Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990 hatten die bis zu 80.000 Sirenen drei Aufgaben: Warnung vor Feuer, Katastrophen und einem befürchteten militärischen Angriff aus dem Osten. Außerdem wurde so im Bedarfsfall die Freiwillige Feuerwehr alarmiert.

Nach der Wende wurden die Sirenen als überkommene und zu teure Technologie betrachtet und nahezu die Hälfte, ca. 40.000 graue Teller auf den Dächern, zwischen 1992 und 1995 abgebaut. Nun wurde auf Systeme wie Rundfunk, Fernsehen, Internet oder per SMS zur Warnung der Bevölkerung gesetzt. Auch die zehn Warnämter, die im Falle eines Falles die Sirenen auslösten, wurden aufgelöst. Mit anderen Worten, eine funktionierende analoge Warn-Struktur wurde massiv zurückgefahren.

Sirenensysteme regional sehr zersplittert

Seitdem sind die Städte und Kommunen für die Wartung und Unterhaltung der Sirenen zuständig und nutzen das System überwiegend für die Alarmierung der Feuerwehr. Nur noch 30 Städte haben ein funktionierendes Sirenensystem, im Osten sind es nur noch Hoyerswerda und Dresden. Insgesamt waren im September 2021 nur noch 15.000 Sirenen einsatzbereit. Seit dem Ende der bundesweit einheitlichen Warnsysteme haben sich diverse regionale Strukturen entwickelt, die Feuerwehren werden im ersten Schritt über eigene Pieper, SMS oder Apps alarmiert. Erst bei Großereignissen wird per Sirene, falls vorhanden, nachalarmiert.

Das Versagen der Warnsysteme in 2020 und spätestens bei der Flutkatastrophe 2021 und deren tragischen Folgen haben dazu geführt, dass das Thema Bevölkerungswarnung ordentlich Tempo aufgenommen hat. Und es hat die Erkenntnis Einzug gehalten, dass bei Ausfall des Mobilfunks alle digitalen Warnstrukturen sehr anfällig und vor allem nicht verlässlich sind.

Der Warntag 2022 wird zeigen, wie gut Deutschland im Falle eines Falles die Bevölkerung warnen und so schützen kann. Weitere Informationen zur Bevölkerungswarnung gibt es auf der Webseite Warnung-der-Bevoelkerung.de.

Quelle: BBK, MDR

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