Auf einem kursierenden Sharepic wird ausgesagt, dass Deutschland 730 Millionen Euro für die Restaurierung eines Kohlekraftwerks in Griechenland zahlt. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit!

Um dieses Sharepic geht es:

MIMIKAMA
Screenshot: mimikama.org

Der Text auf dem Bild lautet:

„Wollt ihr uns verarschen?!
Griechenland bekommt 730 Millionen Euro zur Restuaration von Kohlekraftwerk.
Wir zahlen CO2-Steuer, müssen Kohlekraftwerke abschalten und verlieren unsere Arbeitsplätze!“

Keine neue Tatsache

Verwunderlich ist, dass sich erst jetzt darüber aufgeregt wird, denn seit 2015 ist bereits bekannt, dass die staatliche „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KfW) einen Kredit über 730 Millionen Euro vergeben hat, um im nordgriechischen Kohlerevier „Ptolemaida“ ein neues Kraftwerk zu bauen.

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Griechenland und die Kohle

2017 veröffentlichte der europäische Stromverband Eurelectric eine Erklärung, nach der der europäische Stromsektor bereits ab dem Jahr 2020 nicht mehr in neue Kohlekraftwerke investieren will, um bis 2050 eine CO2-neutrale Stromversorgung zu erreichen. Polen und Griechenland allerdings schlossen sich aus dem Abkommen aus. Während Polen die Kohle als strategische Ressource sieht, wurden in Griechenland 2009 noch 50% des Stromes von Kohlekraftwerken erzeugt, 2018 waren es nur noch weniger als 30%.

Da die Kraftwerke in Griechenland ineffizient sind, die dortige Kohle nicht viel Energie enthält und die Preise für Emissionszertifikate immer höher steigen, lohnt sich der Bau neuer Kraftwerke nicht mehr, weshalb es trotz allem nach und nach zu einer Abkehr vom  Kohleabbau in Griechenland kommt.

Das Braunkohlekraftwerk Ptolemaida V

So nennt sich das Kraftwerk, welches von deutschen Investoren mitfinanziert wird. Es befindet sich seit 2013 im Bau und soll 2022 fertiggestellt werden.
Zwar hat die KfW dieses Jahr angekündigt, aufgrund jahrelanger Kritik von Klimaschutzorganisationen keine neuen Kohlekraftwerke zu finanzieren, jene Richtlinie kommt aber für Ptolemaida V um einige Jahre zu spät, da die Finanzierung, wie oben erwähnt, bereits 2015 vonstatten ging.

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Wie geht es mit Griechenland weiter?

Wie oben erwähnt, wird der Kohleabbau für Griechenland immer unrentabler. Wie aus einem Artikel der „GTAI – Germany Trade & Invest“ hervorgeht,  wird aber nicht nur dieses eine neue Kohlekraftwerk fertiggebaut, sondern gleichzeitig werden vier alte Kohlekraftwerke abgeschaltet (in Kardia, in Meliti und höchstwahrscheinlich die beiden Anlagen in Amyntaio) und vier Erdgaskraftwerke geplant.
Die künftigen Planungen zeigen also deutlich eine Abkehr vom Kohleabbau.

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Zusammenfassung

  • Tatsächlich finanziert die KfW ein Kohlekraftwerk in Griechenland mit 730 Millionen Euro.
  • In dem Sharepic unerwähnt ist aber die Tatsache, dass diese Finanzierung bereits 2015 über die Bühne ging und die KfW keine weiteren Kohlekraftwerke mehr finanzieren wird.
  • Unerwähnt bleibt in dem Sharepic auch, dass Griechenland gleichzeitig vier Kohlekraftwerke abschaltet  hat und vier Erdgaskraftwerke bauen wird.

Somit ist die Aussage auf dem Sharepic zwar richtig, sagt allerdings nur die halbe Wahrheit.

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)