Immer wieder fallen Nutzer auf jene Methode rein – weil sie halt auf Facebook steht, „gesponsert“ ist und aktuell von sehr vielen Seiten mit einem blauen Haken kommen, also von Accounts, die Facebook als echt verifiziert hat, was es umso tückischer macht. Doch hinter der Vielzahl von Grafiken, die behaupten, dass Amazon eine neue elektronische Währung gestartet hätte, mit der man reich werden könne, steckt nichts anderes als Bitcoin-Scam.

Die gesponserten Beiträge auf Facebook

Die Beiträge verwenden verschiedene Bilder, auf denen grafisch dargestellt wird, wie man mit einer Investition von 250 € in 4 Wochen zu einem Vermögen von mehreren Tausend Euro kommt.

Die Texte zu den Bildern lauten beispielsweise „Ab heute können Sie das offizielle E-Geld von Amazon kaufen“, „Amazons neueste Plattform schockiert die Welt und Banken haben Angst“ oder „AMAZON hat ein neues elektronisches Geld erfunden“.

Besonders perfide: Die gesponserten Beiträge stammen teilweise von verifizierten Accounts und wirken dadurch vertrauenswürdiger, andere Beiträge stammen von Accounts, die teilweise seit Jahren nicht mehr aktiv sind, grundsätzlich sind es aber alles keine deutschsprachigen Accounts.

Es deutet alles darauf hin, dass es sich um Accounts handelt, dessen Besitzer zu irgendeinem Zeitpunkt Opfer von Facebook-Phishing wurden, also auf eine gefälschte Seite gelockt wurden, um dort ihre Login-Daten einzugeben, wodurch Kriminelle die Seite übernehmen konnten.

Ein gefälschter Zeitungsartikel

Klickt man einen der Links an, gerät man auf einen gefälschten Zeitungsartikel, in dem Amazon scheinbar eine neue Plattform ankündigt:

Ein gefälschter Zeitungsartikel über Amazon
Ein gefälschter Zeitungsartikel über Amazon

In dem Artikel wird großspurig immer wieder eine Bitcoin-Plattform erwähnt und verlinkt (also nein: Kein „neues elektronisches Geld von Amazon“, sondern Bitcoin), welche angeblich von Amazon-Gründer Jeff Bezos persönlich stammen soll.

Ein frei erfundener Artikel über Amazon-Gründer Jeff Bezos
Ein frei erfundener Artikel über Amazon-Gründer Jeff Bezos

Hinter den Links steckt Bitcoin-Scam

Hinter den Links in dem gefälschten Artikel steckt eine Anmeldung zu einer Bitcoin-Handelsplattform, die genauso verfährt wie die vielen anderen Plattformen, über die wir bereits berichteten (beispielsweise HIER): Die Nutzer müssen 250 € einzahlen, werden von „persönlichen Beratern“ betreut (in Wahrheit Mitarbeiter eines Callcenters) und werden dazu gedrängt immer wieder mehr Geld zu investieren.

Erst im Juni wurde ein solcher Betrug von der Polizeidirektion Ludwigshafen bekannt gemacht: Um mögliche Opfer zu akquirieren, erstellen Cyberkriminelle im Internet betrügerische Anlageplattformen für Online-Investments. Diese Plattformen sehen auf den ersten Blick seriös aus und werden auf vertrauenswürdigen Webseiten und in den sozialen Medien beworben. Wenn der interessierte Kunde sich online bei der Trading-Plattform angemeldet hat, wird er von den Cyberkriminellen direkt kontaktiert.

Machen wir doch einfach mal eine Stichprobe auf der beworbenen Seite: Da stehen schließlich Bewertungen wie diese:

MIMIKAMA
Eine scheinbare Bewertung der Seite

Eine „Mikayla, 32 aus Singapur“ hat angeblich die Plattform sehr positiv bewertet. Macht einen guten Eindruck, oder?
Allerdings nicht mehr so ganz, wenn man eine einfache Bilder-Rückwärtssuche macht:

MIMIKAMA
Keine echte Kundin der Bitcoin-Plattform

Die Nutzerin der Plattform gibt es gar nicht: Das Foto stammt aus einer Bilderdatenbank. So verhält es sich auch mit den anderen, angeblichen Kunden: Alle komplett erfunden!

Fazit

Mit einem Clickbait (bekanntes Gesicht und einer Erfolgsstory) locken die Betreiber Nutzer auf ihre Webseite und präsentieren dort Fabricated Content im Design von ebenso bekannten Medienhäusern.

Die „Trader“ sind in Wahrheit Betrüger, die aus Callcentern heraus agieren. Sie betreuen ihre „Kunden“ sehr intensiv per Telefon und Messenger-Dienst. Die Opfer werden im Verlauf der vermeintlichen Beratung bedrängt, nach der ersten recht niedrigen Einzahlung, immer größere Summen in hochspekulative Finanzinstrumente und Kryptowährung zu investieren.

Es gewinnen jedoch bei solchen Plattformen, die zudem auch noch mit gefälschten Bewertungen, gefälschten Artikeln und gesponserter Werbung mittels von Kriminellen übernommenen Accounts auf Facebook für sich werben, nur die Betrüger dahinter.

Unterstütze jetzt Mimikama – Für Wahrheit und Demokratie! Gründlicher Recherchen und das Bekämpfen von Falschinformationen sind heute wichtiger für unsere Demokratie als jemals zuvor. Unsere Inhalte sind frei zugänglich, weil jeder das Recht auf verlässliche Informationen hat. Unterstützen Sie Mimikama

Mehr von Mimikama

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)