Durch völlig harmlos erscheinende und stark viral verbreitete Beiträge werden die Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien letztlich mit religiösen Fundamentalismen und Extremismen konfrontiert und in religiöse Extremgruppen gelockt!

Vor kurzem haben wir HIER berichtet, wie Facebook-Nutzer mit trivialen und einfachen Sprüchen oder Fragen in verschiedene religiös-fundamentalistische Gruppen gelockt werden. Diese einfachen Fragen werden auch als > „comment baiting“ bezeichnet. Bei einem sogenannten „comment baiting“ wird man also zum Kommentieren angeregt. Dies geschieht durch einfache Fragestellungen.

Es wird aber nicht nur mit einfachen Fragestellungen, wie „Was war Dein Lieblingsparfüm in den 80ern“ oder „Für welches Konzert seid ihr dankbar es erlebt zu haben?“ bzw. „Was würdest Du Dir niemals kaufen, selbst wenn Du sehr reich wärst?“ gearbeitet, um Zehntausende Nutzer in Facebook-Gruppen oder auf Facebook-Seiten zu locken, sondern auch mit emotionalen Bildern von Kindern.

Warnung vor religiöse Extremgruppen auf Facebook!

Hier ein Beispiel aus der Facebook-Gruppe mit dem Namen: „Die Kraft des Gebets WhatsApp Gebetsgruppe“

So werden Facebook-Nutzer in religiöse Extremgruppen gelockt
Screenshot: Facebook-Gruppe

Das Foto wurde am 14.4.2023 gepostet. Angeblich hatte der Junge an diesem Tag Geburtstag und niemand hätte sein Foto geteilt, da er behindert sei, so die Aussage des Erstellers. Dazu noch die offene Fragestellung „Kann ich mir was wünschen?“ und „Gibt es jemanden, der mein Foto teilen kann?“

Es ist klar, dass viele Nutzer hier nicht hinterfragen und dem Jungen den Wunsch nicht abschlagen. Hier wird wieder mit der Emotion gearbeitet und viele User teilen dieses Bild mit ihrer Freundesliste und der Kreislauf beginnt von vorn. Durch dieses sogenannte „comment baiting“ werden diese religiösen Extremgruppen auf Facebook von Tag zu Tag größer!

Wir haben es hier mit zwei unterschiedlichen Phänomen zu tun!


  1. INTERAKTIONEN, REICHWEITENERHÖHUNG UND MITGLIEDER-FANG: Um die Interaktionen in diesen religiösen Extremgruppen in die Höhe zu treiben, werden emotionale Bilder gepostet, damit diese religiös fundamentalistischen Facebook-Gruppen immer mehr Reichweite erhalten und die Mitglieder-Anzahl kontinuierlich wächst!
  2. FAKE NEWS: Man schreckt auch nicht davor zurück, Fakes in Umlauf zu bringen, denn dieser Junge hatte an diesem Tag nicht Geburtstag! Bei dem Jungen handelt es sich um den kleinen Lucas Costa aus Brasilien, der im Dezember Geburtstag hat und somit mittlerweile 15 Jahre lt ist!
    Der kleine Lucas leidet an einer seltenen Hautkrankheit, die den Namen: “Epidermolysis bullosa” trägt. Wir wissen dies deswegen, weil wir bereits im Jahr 2018 seine wahre Geschichte HIER veröffentlicht haben.

Auf den ersten Blick sieht das alles harmlos aus, aber was passiert wirklich?


Wenn Du solch einen Facebook-Beitrag kommentierst, wird er in den meisten Fällen auch Deinen Freunden angezeigt und umgekehrt. Dies geschieht durch den Facebook-Algorithmus in Verbindung mit öffentlichen Gruppen. Da es sich um einfache Fragen handelt, machen viele Leute mit.

Wenn Du solche Statusmeldungen kommentierst, geht Facebook davon aus, dass Du Dich für diese Inhalte, Seiten und Gruppen interessierst und zeigt Dir immer mehr davon auf Deiner Startseite und im Newsfeed an. Dadurch erhöht sich die Reichweite dieser Beiträge.

Wenn Du solche Statusmeldungen kommentierst, erhältst Du in den meisten Fällen eine private Nachricht. Nach unseren Recherchen beginnt diese Nachricht mit einer Einladung zu einer Online-Predigt über Glauben und Leben und wie man die Wiederkunft Jesu begrüßen kann. Am Ende der Nachricht werden Dir Termine für diese Online-Predigten vorgeschlagen.

Fazit


Die Identität hinter diesen Seiten und Gruppen ist nicht klar, und die Frage, ob sie wirklich Sekten sind, lässt sich nicht mit Gewissheit beantworten. Bekannt ist jedoch, dass es sich um religiösen Fundamentalismus handelt.

Die Nutzer werden durch einfache Fragen oder emotionalen Bildern zur Interaktion verleitet und schließlich in ein Gespräch verwickelt. Es besteht der Verdacht, dass auf diese Weise Mitglieder geworben werden sollen. Bei unseren Recherchen sind wir auf die „Kirche des Allmächtigen Gottes“ aus China gestoßen.

Religionsgemeinschaften werden gefährlich, wenn sie einen alleinigen Wahrheitsanspruch erheben und ihre Mitglieder unterdrücken und von anderen trennen wollen. Die Evangelische Informationsstelle Kirchen-Sekten-Religionen weist darauf hin, dass die Kirche des Allmächtigen Gottes aktiv um neue Mitglieder wirbt, insbesondere um gläubige Christen, und dass der missionarische Druck in Facebook-Gruppen hoch sein kann.

Wir empfehlen, keine einfachen Fragen oder emotionale Bilder auf Facebook zu kommentieren oder zu teilen, die mit religiösen Gruppen oder Seiten in Verbindung stehen, da diese Interaktionen ihre Reichweite auf Facebook erhöhen. Es gibt auch immer wieder gesponserte Beiträge, es bleibt aber unklar, warum Facebook selbst nichts dagegen unternimmt, obwohl sie regelmäßig gemeldet werden.


Quellen:


Lesen Sie auch: Warnung vor religiösen, fundamentalistischen Seiten und Gruppen auf Facebook


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