Auf dem Dach liegende Autos, aber Fensterscheiben heil? Keine Inszenierung!

Ein Foto aus Butscha soll beweisen, dass Kriegsszenen in der Ukraine inszeniert werden, da zwar mehrere Autos auf dem Dach liegen, aber die Fensterscheiben heil sind. Doch die Ursache dafür sind keine Bombeneinschläge oder Explosionen.

Autor: Ralf Nowotny

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Die Behauptung

Auf einem Foto aus Butscha sind zwei Autos auf dem Dach und eines auf der Seite liegend zu sehen, die Fensterscheiben sind jedoch heil. Angeblich sei das Foto inszeniert oder es gäbe eine „neue Bombe“, die nur Autos umwirft, aber Fensterscheiben heil lässt.

Unser Fazit

Eine Vielzahl von Aussagen der Bewohner der Wohnsiedlung zeigt auf, dass es keine Bombeneinschläge oder Explosionen in der Wohnsiedlung gab, russische Soldaten aber die Autos umwarfen, um militärische Ausrüstung vor Drohnen zu verstecken.

Es ist wahr, dass das erste Opfer eines Krieges immer die Wahrheit ist, weswegen man immer darauf achten muss, von wem Meldungen verbreitet werden und ob eine Intention dahinter steckt. Deswegen gibt es viele mutige, unabhängige Journalisten, die das Kriegsgeschehen in der Ukraine dokumentieren. Doch diese stecken für manche Leute anscheinend mit wemauchimmer unter einer Decke, wenn sie Fotos machen, die aus deren Sicht heraus inszeniert sind.
Aktuelles Beispiel dafür ist ein Foto von einer Straßenecke in Butscha, auf dem man zwei Autos auf dem Dach und eines auf der Seite liegen sieht, die Fensterscheiben jedoch heil sind. Von einer Inszenierung kann jedoch keine Rede sein!

Die Behauptung

In Form von verschiedenen Sharepics und Beiträgen wird die Echtheit des Fotos angezweifelt:

Die Szenerie mit den Autos sei angeblich inszeniert
Die Szenerie mit den Autos sei angeblich inszeniert

Die Texte auf den Sharepics lauten „Mysteriöse Bomben in der Ukraine: Autos werden auf den Kopf gestellt – Gebäude und Fenster bleiben heil“ und „Putin hat eine neue Bombe: Sie dreht Autos um, während die Gebäude rundum inklusive ihrer Fenster unbeschädigt bleiben…“.

Der Faktencheck

Das Foto entstand tatsächlich in Zentralna 33 in Butscha, wie ein Blick auf Google Street View beweist. Es wurde am 4. April von einem Kriegsreporter der AP aufgenommen (siehe HIER). Die Beschreibung des Bildes lautet: „Ein ukrainischer Soldat geht am Montag, den 4. April 2022, in Butscha, einem Außenbezirk von Kiew, mit Kindern an durch den Krieg gegen Russland zerstörten Autos vorbei“.

Die Autos lagen bereits während der russischen Besatzung da

Auf Drohnenaufnahmen vom Ende März, die zeigen, dass sich russische Truppen noch in Butscha befanden, obwohl die russische Regierung behauptete, dass die Truppen zu dem Zeitpunkt bereits abgezogen sind, sieht man auch die Straßenecke, wo das Foto entstanden ist. Dort sind die Autos auch bereits zu sehen, wie Journalisten der AFP aufzeigen:

MIMIKAMA
Die Autos liegen bereits während der Besetzung dort, Quelle: AFP

Aussagen der Bewohner der Wohnsiedlung

Aufgrund mehrerer Fotos in einer Facebook-Gruppe und dem Wissen, wo genau die Autos lagen, nahmen Journalisten der AFP Kontakt mit mehreren Einwohnern auf. Diese schilderten, dass ihre Wohnungen zwar anscheinend von russischen Soldaten besetzt und zerstört wurden, es aber keine Anzeichen von Bombeneinschlägen oder Explosionen dort gäbe.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am 7. April über exakt die moderne Wohnsiedlung von dem Foto (siehe HIER), da viele Bewohner nicht fliehen konnten und direkt erlebten, wie die Soldaten sich verhielten und was geschehen ist. Deren Schilderungen sind sehr erschütternd, doch ein Bombenangriff oder Explosionen werden nie erwähnt.

Einer der Bewohner, Oleksij Tarasewitsch, sprach mit dem griechischen Faktencheck-Portal „Ellinika Hoaxes“ und erzählt konkret über die Autos folgendes:

„Die Autos im Hof unseres Hauses wurden von russischen Soldaten umgeworfen, um ihre eigene Ausrüstung zu verstecken. Als diese ‚Schutzräume‘ gebaut wurden, befand sich russisches Militärgeräte in der Nähe der Gebäude und die russischen Soldaten deckten sie von beiden Seiten mit Autos. Sie warfen Teppiche und Decken aus den Wohnungen über die Ausrüstung, um zu verhindern, dass diese von Satelliten oder Drohnen erfasst wird.“

Mehrere Fotos aus dem Gebiet zeigen auch schweres, militärisches Gerät der Russen und weitere, beschädigte Autos mit Beulen und Kratzern, auf den Straßen von breiten Rädern und Kettenfahrzeugen erkennbar. Auch die auf dem Dach liegenden Autos haben sichtbare Kratzspuren und Beulen an den Seiten, woraus zu schließen ist, dass sie durch die schweren Militärfahrzeuge der Russen beschädigt und teilweise auch umgeworfen wurden.

Zusammenfassung

Bei den Gesprächen mit Reportern der AFP, Reuters und Ellinika Hoaxes schildert keiner der Bewohner der Wohnsiedlung Explosionen oder Bombeneinschläge. Jedoch berichten sie von Soldaten, die die Wohnungen besetzen, Bewohner mutwillig töteten und die Autos teilweise dazu nutzten, um ihre Ausrüstung vor Drohnen zu verstecken.

Es gibt also keine „neue Bombe“, wie spöttisch auf den Sharepics gefragt wird und die Autos wurden auch nicht hinterher so arrangiert, sie lagen bereits während der russischen Besetzung dort und wurden wahrscheinlich durch schwere, militärische Fahrzeuge beschädigt und teilweise umgeworfen.

Quelle: AFP

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