Im Jahr 1997 begeisterte ein Buch viele Menschen: „Der Bibel Code“. Und auch heute, 25 Jahre später, scheinen immer noch so einige davon überzeugt zu sein, dass sich sämtliche großen Ereignisse in der Bibel finden lassen – verschlüsselt durch einen obskuren Code, der anscheinend immer erst dann entdeckt wird, wenn das Ereignis bereits eingetreten ist.

Die ewige Suche nach Codes

Seit Jahrhunderten suchen die Menschen nach geheimen Botschaften, die in Büchern, rückwärts gespielten Liedern, Wolken, Fotos oder anderen Gegenständen versteckt sein könnten. Manche glauben, dass die versteckten Botschaften in der Bibel kein Zufall sein können – sie müssen von Gott selbst absichtlich dort hineingelegt worden sein – der ja schließlich die Bibel selbst schrieb, mit den Aposteln als Werkzeug.

Das Buch des amerikanischen Journalisten Michael Drosnin stieß punktgenau in diesen Wissenshunger: Er zeigt scheinbare „Beweise“, dass die hebräische Bibel einen sehr komplexen Code enthält, der Ereignisse offenbart, die Tausende von Jahren nach der Niederschrift der Bibel stattfanden.

Wie der Bibel Code funktionieren soll

Das Schöne am Bibel Code ist: Man kann sich den Code selbst basteln! Ja, wirklich: Es gibt keine feste Chiffrierung, sondern man denkt sich eine Chiffrierung aus und wühlt dann so lange, bis man irgendwas findet. Ein Beispiel:

Wir benutzen mal zur Vereinfachung (vereinfacht deshalb, weil der Original Code in der hebräischen Version genutzt werden sollte) einen Code, der jeden 4. Buchstaben für ein Wort hernimmt. Als Beispielsatz nehmen wir eine Stelle aus der englischen Version der King James Bibel, Buch Genesis.
Und nun nehmen wir, beginnend mit dem „r“ in „daughters“ jeden 4. Buchstaben.

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31:28 And hast not suffered me to kiss my sons and my daughters? Thou hast now done foolishly in so doing.

Voilá: Wir haben soeben „ROSWELL“ in der Bibel gefunden, den Ort, an dem die USA angeblich abgestürzte UFOs und Aliens versteckt!

Wie bereits oben erwähnt: Der eigentliche Bibel Code wird aber an der hebräischen Version der Bibel angewendet – was es noch viel einfacher macht, alle möglichen Wörter zu finden, da das Hebräische weniger Buchstaben hat. So kann man beispielsweise den Namen „Shakespeare“ (11 Buchstaben) in der hebräischen Schreibweise „shkspr“ (6 Buchstaben) viel einfacher finden: Je weniger Buchstaben, umso besser.

Auf diese Weise lässt sich eigentlich alles in der Bibel finden, wie der Psychologe Sebastian Bartoschek in einem Video erklärt:

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„Egal, Hauptsache irgendetwas finden“

Gäbe es einen festen Code, wäre es natürlich viel interessanter, die Bibel und andere Bücher damit zu durchforsten. Da sich jedoch jeder den Code quasi selbst basteln kann, wird auch dementsprechend vorgegangen: Viele Programme, mit denen man selbst nach Codes suchen kann, probieren einfach alle möglichen „Codes“ aus, bis die entsprechenden Wörter gefunden werden.
Das Ergebnis steht also vor der Fragestellung – nicht sehr wissenschaftlich.

Das mag ja ganz amüsant sein, führt aber bei manchen Leuten auch dazu, dass sie sich vermeintliche Schutzpflanzen gegen COVID-19 im Bibel Code suchen:

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Am obigen Beispiel sieht man sehr schön das Prinzip: Diverse Schlagwörter eingeben, ein Programm sucht kreuz und quer nach den Buchstaben, fertig ist die „Prophezeiung“.

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Fazit

Der vermeintliche Bibel Code ist nichts anderes als ein natürliches statistisches Phänomen, das auch bei anderen Büchern, Sprachen und zufälligen Buchstaben zu finden ist. Solange ein Text lang genug ist, lässt sich alles Mögliche mit einem „Code“ darin finden.

Quellen: Church Ages, Dodona, Peter Goeman, Dmitry Brant

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2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)