TikTok-Limit: 60 Minuten Bildschirmzeit für Teenager

TikTok kündigt neue Funktionen für Teenager und ihre Familien an. So soll die Bildschirmzeit für Minderjährige auf 60 Minuten begrenzt werden.

Autor: Susanne Breuer

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In den kommenden Wochen wird jedes Konto von Benutzer unter 18 Jahren automatisch auf ein tägliches Bildschirmzeitlimit von 60 Minuten eingestellt. Und dann? Außerdem wird es neue Standardeinstellungen für Jugendkonten geben und die Möglichkeiten des elterngesteuerten Kinder- und Jugendschutzes werden erweitert.

Bildschirmzeit-Limit: Maximal 60 Minuten?

Für jugendliche Nutzer muss die Vorstellung, unfreiwillig aus der App geworfen zu werden, schrecklich sein. Ob ein solches Feature dem weiteren Erfolg von TikTok zuträglich wäre, ist stark zu bezweifeln. Deshalb verkündet TikTok auch sofort, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Ist das Limit erreicht, werden die Teenager aufgefordert, einen Passcode einzugeben, um die App weiter nutzen zu können. Die zeitliche Begrenzung ist also rein freiwillig und kann nach eigenem Ermessen beendet werden.

Damit hat das neue Feature lediglich einen Aufforderungscharakter. Die Nutzer sollen sich bewusst werden, wie lange sie bereits in der App sind und eine bewusste, aktive Entscheidung treffen, diese Zeit zu verlängern.

Sind die Nutzer unter 13 Jahren, gilt in Zukunft ein Limit von 60 Minuten. Allerdings ist es dann an den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten, ob sie einen Passcode festlegen und eingeben, um weitere 30 Minuten Wiedergabezeit zu aktivieren.

Wissenschaftlich begründet

TikTok beruft sich bei der Festlegung der Zeitspanne von 60 Minuten auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Zwar gäbe es keine „richtige“ Dauer der Bildschirmzeit, doch man beruft sich auf aktuelle wissenschaftliche Forschung sowie Experten des Digital Wellness Labs des Boston Childrens´s Hospital. Danach helfe das Bewusstsein darüber, wie man seine Zeit verbringt, dabei, bewusstere Entscheidungen zu treffen. Nicht wirklich überraschend.

Als ein Fazit fordert TikTok Teenager nun auf, eine tägliche Bildschirmzeit festzulegen, wenn sie sich von den voreingestellten 60 Minuten abmelden und in Folge mehr als einhundert Minuten täglich mit der App verbringen.

Aufforderung, bewusstere Entscheidungen treffen

Bereits in 2022 hatte TikTok ein Feature eingeführt, mit dem Teenager ihre Bildschirmzeit verwalten konnten. Laut eigenen Insights hat dies dazu geführt, dass sich die Nutzung der Bildschirmzeit-Tools um 234% gesteigert hat. Leider nennt TikTok keine absoluten Zahlen, um diese Steigerung wirklich bewerten und in Relation zu den tatsächlichen Nutzerzahlen setzen zu können.

Außerdem erhalten alle minderjährigen Nutzer wöchentlich eine Information in ihrer Inbox, wie viel Zeit sie auf TikTok verbracht haben.

Weitere Jugendschutzeinstellungen

Jugendkonten werden bislang durch weitere Maßnahmen geschützt. So sind Konten von 13- 15-Jährigen standardmäßig auf privat gestellt. Sie können also aus einer geschützten Position heraus entscheiden, welche Inhalten sie mit welchem Nutzerkreis teilen möchten. Direktnachrichten sind erst ab 16 Jahren zugelassen und für Jugendliche ist es gar nicht möglich, ein Live zu hosten. Hier ist die Volljährigkeit zwingend.

Jugendschutz via Family Pairing

Eltern und Erziehungsberechtigte haben bei TikTok die Möglichkeit, ihr eigenes Profil mit dem ihrer Kinder zu verbinden: die Family Pairing-Funktion.

Diese Funktion wird nun um drei Features erweitert.

  • Benutzerdefinierte tägliche Bildschirmzeiten: Die tägliche Zeit in der App kann über Family Pairing angepasst werden. Hinzu kommt auch die Möglichkeit, je nach Wochentag unterschiedliche Zeitlimits zu setzen, so dass die App-Nutzung auf den Teenager-Alltag angepasst werden kann, wie Schultage, Prüfungsphasen oder Urlaubsreisen.
  • Bildschirmzeit-Dashboard: In Zukunft wird das Bildschirmzeit-Dashboard im Family Pairing Insights über die Intensität der App-Nutzung durch den Teenager geben. Wie viel Zeit wurde auf TikTok verbracht? Wie oft wurde die App geöffnet? Wie verteilen sich die Nutzungsphasen auf die Tageszeiten? Laut Forschung ist die Bildschirmzeit von Teenagern eines der wichtigsten Themen, das in Familien diskutiert wird. Nun sollen sachliche Informationen mehr Substanz in die Diskussionen bringen.
  • Benachrichtigungen stumm schalten: Eltern bekommen die Möglichkeit, zu steuern, wann ihre Teenager Benachrichtigungen empfangen können und wann nicht. Auf diese Weise sollen die jungen Nutzer ungestörte Phasen erhalten, die sie sinnvoll für andere Dinge nutzen können, ohne ständig abgelenkt zu werden, z. B. lernen. Für Nutzer im Alter von 13–15 soll es ab 21:00 Uhr keine Push-Benachrichtigungen mehr geben. Benachrichtigungen für Profile im Alter von 16 und 17 Jahren sind ab 22 Uhr deaktiviert.

Reaktion auf öffentliche Kritik

Mit diesen neuerlichen Verbesserungen des Kinder- und Jugendschutzes reagiert TikTok auf öffentliche Kritik. So endeten einjährige Gespräche mit der EU-Kommission mit der Zusage der Plattform, Kinder und Jugendliche besser vor versteckter Werbung zu schützen. Zuvor hatte bereits der europäische Verbraucherverband Beuc angemahnt, den Schutz junger Nutzer vor versteckter Werbung und potenziell schädlichen Inhalten zu verbessern.

Verbraucherschützer kritisieren TikTok

Die Video-App des chinesischen Konzerns Bytedance wird in Deutschland immer beliebter. Gleichzeitig weisen Kritiker immer wieder auf einen mangelhaften Schutz von Kindern und Jugendlichen hin. Im Dezember 2022 erschien eine Studie des Center for Countering Digital Hate (CDDH), deren Ergebnisse zeigen, dass Inhalte, die Selbstverletzung, Essstörungen und sogar Suizid verherrlichen, aktiv von der App beworben werden.

„Diese Ergebnisse sind der Albtraum aller Eltern“

Imran Ahmed, Geschäftsführer des CCDH

Im Rahmen der Studie wurden fiktive TikTok-Profile erstellt, die alle das Mindestalter von 13 Jahren angaben, also sehr junge Nutzer. Innerhalb kürzester Zeit spielte der Algorithmus diesen Profilen in großer Zahl Videos ein, die zum Teil verstörende Aussagen enthielten.

„Die Feeds junger Menschen werden mit schädlichen, erschütternden Inhalten bombardiert, die in ihrer Gesamtheit erhebliche Auswirkungen auf ihr Weltbild und ihre körperliche und geistige Gesundheit haben können.“

CCDH-TikTok-Studie

Die Studie beschreibt beispielsweise, dass die sogenannten For-You-Pages (Für-dich-Seiten) der Testprofile voll von Videos waren, in denen radikale Diäten und operative Fettreduktionen, aber auch selbstverletzendes Verhalten und sogar Suizid angepriesen wurden.

Wunsch versus Wirklichkeit

Bei allen gut gemeinten Features zum Jugendschutz sollte Eltern klar sein, dass eine gute vertrauensvolle Kommunikation mit dem eigenen Kind über dessen Mediennutzung sehr wichtig ist. Nahezu alle Funktionen auf TikTok, die dem Kinder- und Jugendschutz gelten, können ausgehebelt werden. Und die junge Zielgruppe, weiß ganz genau wie.

Die größte Herausforderung für Eltern besteht zum einen darin, dass Kinder und Jugendliche auf TikTok sehr einfach persönliche Informationen in Videos veröffentlichen können. Zum anderen werden auch sehr jungen Profilen nicht altersangemessene Inhalte eingespielt und sie können entsprechende unpassende Kommentare sehen oder erhalten.

Neben den technischen Features, die die Plattform selbst bereits stellt, sollten Eltern mit ihren Kindern über die problematischen Seiten von TikTok sprechen und sich über die verantwortungsvolle Nutzung einigen. Eltern sollten auch mit ihren Kindern besprechen, wie diese mit unangemessenen Inhalten (z. B. angsteinflößende, sexualisierte, politisch extreme, sachlich falsche Inhalte) umgehen können. Die Kinder und Jugendlichen sollten immer wissen, dass ihre Eltern ansprechbar sind und sie diese um Hilfe bitten können.

Quelle:

TikTok, Center for Countering Digital Hate (CCDH)
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