Ein kleines Wort löst eine Lawine der Empörung aus. In dem Versuch, Transmänner und nicht binäre Menschen nicht zu verletzen, schlug eine britische Wohltätigkeitsorganisation vor, das weibliche Geschlechtsorgan künftig als „Bonusloch“ zu bezeichnen – so zumindest die mediale Darstellung. Auch biologische Frauen, die sich weder als transgeschlechtlich noch als nicht-binär identifizieren, sollen als „Menschen mit Bonusloch“ bezeichnet werden.

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Screenshot mit der Aufschrift „Die Transszene nennt nun Frauen, also echte Frauen,
"Menschen mit Bonusloch"
Screenshot mit der Aufschrift „Die Transszene nennt nun Frauen, also echte Frauen,
„Menschen mit Bonusloch“

Aber Moment mal – ist das die ganze Wahrheit? Offensichtlich nicht. Was wir hier haben, ist ein gut gemeinter, aber unverbindlicher Vorschlag einer Organisation, eine alternative Terminologie in der medizinischen Versorgung von Transgendern und nicht-binären Menschen zu verwenden. Von einer pauschalen Forderung, das Wort „Vagina“ durch „Bonusloch“ zu ersetzen, ist in dem zitierten Glossar nichts zu lesen. So schnell entsteht ein Sturm im Wasserglas.

Es ist ein Krieg der Worte, der in Großbritannien über das Mittelfeld der Geschlechtsidentität hinwegfegt

Die scheinbar harmlose, aber umstrittene Wortwahl – „Bonusloch“ statt „Vagina“ – hat eine verwirrende Debatte ausgelöst, die die Nation spaltet und einmal mehr auf die Notwendigkeit einer diskriminierungsfreien Sprache aufmerksam macht.

BehauptungenFaktencheck
Der Begriff „Bonusloch“ soll als universelle Bezeichnung für die Vagina aller Frauen, einschließlich cis-Frauen, verwendet werden.Falsch. Der Begriff wurde als alternativer, nicht verbindlicher Begriff von Jo’s Cervical Cancer Trust eingeführt, um Transmänner und nicht-binäre Personen zu unterstützen.
Der Begriff „Bonusloch“ ist frauenfeindlich und beleidigend.Subjektiv. Der Begriff kann als frauenfeindlich oder beleidigend empfunden werden, wurde jedoch mit der Absicht eingeführt, Transmänner und nicht-binäre Personen zu unterstützen.
Die britische Konservative Partei stellt sich als Opfer einer politisch korrekten Sprachagenda dar.Richtig. Die Konservative Partei hat sich tatsächlich als Opfer einer angeblichen linken Gesellschaft positioniert, die eine politisch korrekte Sprache durchsetzen will.
Die Konservative Partei geht hart gegen diejenigen vor, die anderer Meinung sind, und kritisiert gleichzeitig Einschränkungen der Meinungsfreiheit.Richtig. Es gibt Berichte und Beispiele dafür, dass die Konservative Partei strenge Maßnahmen gegen abweichende Meinungen ergriffen hat, während sie sich gegen vermeintliche Angriffe auf die Meinungsfreiheit ausspricht.
Die Debatte über „Bonusloch“ gegen „Vagina“ ist ein Indikator für einen größeren „Kulturkrieg“ in Großbritannien.Richtig. Diese Debatte ist Teil einer größeren Auseinandersetzung um Themen wie Geschlechtsidentität, politische Korrektheit und soziale Inklusion.

Ein kurzer Blick auf den Ursprung

Seit 2020 hat der Begriff „Bonusloch“, der als alternativer Ausdruck für die Vagina vorgeschlagen wurde, die Online-Sphäre durchstreift. Die britische Wohltätigkeitsorganisation Jo’s Cervical Cancer Trust, bekannt für ihren Einsatz für die medizinische Versorgung von Trans- und Nicht-Binären-Menschen, führte diesen Ausdruck in ihrem Glossar für medizinisches Fachpersonal ein.

Der Vorschlag dieser Terminologie bedeutet nicht, dass alle Frauen plötzlich als „Menschen mit Bonusloch“ bezeichnet werden sollen. Es handelt sich um einen sensiblen Sprachvorschlag zur Unterstützung von Transmännern und nicht-binären Personen, deren Geschlechtsidentität von der bei der Geburt zugewiesenen abweicht.

Empörung, Kulturkrieg und der konservative Widerstand

Trotz der guten Absichten, die hinter der Einführung des Begriffs standen, löste er bei konservativen Kommentatoren in Großbritannien eine Welle der Empörung aus. Schlagzeilen wie „Das Wort ‚Vagina‘ ist jetzt so beleidigend, dass wir den Begriff ‚Bonusloch‘ verwenden müssen“ und „Ist ‚Bonusloch‘ der bisher verrückteste Euphemismus in der Trans-Debatte?

Diese heftigen Reaktionen sind Teil eines größeren „Kulturkampfes“, der die britische Politik durchzieht. Im Kern geht es um die Frage, wie offen die Gesellschaft für neue Konzepte und Begriffe sein sollte, um Minderheitengruppen besser zu repräsentieren und zu schützen. Konservative Stimmen sehen darin eine Übertreibung der politischen Korrektheit, während Aktivisten und progressive Stimmen die Notwendigkeit betonen, eine integrative und respektvolle Sprache zu fördern.

Die Konservative Partei Großbritanniens, auch bekannt als die Tories, hat angekündigt, diese Debatte zu einem zentralen Thema ihrer Kampagne für die Parlamentswahlen 2024 zu machen. Die Partei präsentiert sich als Hüterin der „wahren Menschen“ und greift liberale Wohltätigkeitsorganisationen und Aktivisten an.

Der Kontext: Konservative Opferrolle und Doppelmoral?

Trotz ihrer langen Regierungszeit in Großbritannien inszenieren sich die Konservativen immer wieder als Opfer einer vermeintlich linken Gesellschaft, die eine politisch korrekte Sprache durchsetzen will. Dieser Widerstand gegen sprachliche Veränderungen wird jedoch von vielen als Doppelmoral kritisiert, da die Konservativen selbst dafür bekannt sind, dass sie mit abweichenden Meinungen hart ins Gericht gehen.

Fazit: Das „Bonusloch“ und darüber hinaus

Die Debatte über das „Bonusloch“ ist mehr als eine Diskussion über die Wortwahl. Sie ist ein Symptom für eine tiefer gehende Debatte über Akzeptanz, Inklusion und die Art und Weise, wie wir über Geschlecht sprechen. Entscheidend ist, dass wir in dieser hitzigen Debatte den Respekt vor der individuellen Identität nicht aus den Augen verlieren und versuchen, eine Sprache zu finden, die einschließt statt ausgrenzt. Der „Kulturkampf“ mag weitergehen, aber es ist zu hoffen, dass Dialog, Empathie und Verständnis am Ende siegen werden.

Quelle: dpa.faktchecking

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