Crashtest: Hier brennt keine Tesla-Batterie

Der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger ist richtig und notwendig. Die E-Mobilität hat allerdings ihre eigenen Tücken.

Ein Moment Ihrer Zeit für die Wahrheit.

In einer Welt voller Fehlinformationen und Fake News ist es unser Auftrag bei Mimikama.org, Ihnen zuverlässige und geprüfte Informationen zu liefern. Tag für Tag arbeiten wir daran, die Flut an Desinformation einzudämmen und Aufklärung zu betreiben. Doch dieser Einsatz für die Wahrheit benötigt nicht nur Hingabe, sondern auch Ressourcen. Heute wenden wir uns an Sie: Wenn Sie die Arbeit schätzen, die wir leisten, und glauben, dass eine gut informierte Gesellschaft für die Demokratie essentiell ist, bitten wir Sie, über eine kleine Unterstützung nachzudenken. Schon mit wenigen Euro können Sie einen Unterschied machen.

Stellen Sie sich vor, jeder, der diese Zeilen liest, würde sich mit einem kleinen Beitrag beteiligen – gemeinsam könnten wir unsere Unabhängigkeit sichern und weiterhin gegen Fehlinformationen ankämpfen.

So kannst Du unterstützen:

PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady oder Patreon: für regelmäßige Unterstützung.

Autor: Walter Feichtinger

Die Behauptung

Ein Tesla hebt ab, liegt mit brennender Batterie am Dach. Die Bilder sprechen für sich, oder?

Unser Fazit

Ja, hier brennt ein Tesla. Allerdings mit ausgebauter Batterie und mittels Pyrotechnik. Darauf hat die Versicherung, welche die Crashtests durchführte, zunächst nicht ausreichend hingewiesen. Viele Medienseiten hatten das ursprüngliche Framing übernommen und nicht alle haben ihre Onlinetexte bisher richtiggestellt.

Wasser auf die Mühlen jener, die sich gegen die Energiewende und eine E-Mobilität aussprechen: Eine Schweizer Versicherung fackelt bei einem Crashtest einen Tesla ab. Die Bilder reihen sich nahtlos bei anderen ein, die Elektroautos mit brennenden Batterien zeigen. Der Unterschied? Hier brennt nur die Pyrotechnik. Und der simulierte Crash hätte auch gar nicht zu einer brennenden Batterie geführt. AXA hat der Mobilitätswende einen Bärendienst erwiesen.

Trotz Entschuldigung von AXA finden sich noch immer Medienseiten, welche die falsche Botschaft verbreiten: E-Autos sind gefährlich.

Was ist die Geschichte hinter dem Bild?

Die Schweizer AXA-Versicherung hatte beim Auswerten ihrer Unfallstatistik bemerkt, „dass Fahrer:innen von Elektroautos 50 Prozent mehr Kollisionen mit Schäden am eigenen Fahrzeug verursachen als jene von herkömmlichen Verbrennern“. Diese Häufung von selbst verursachten Unfällen führt AXA auf den sogenannten Overtapping-Effekt zurück. E-Autos haben nämlich bereits beim Anfahren ihr größtes Drehmoment, Verbrenner hingegen im mittleren Drehzahlbereich. Deshalb kommen bereits Kleinwagen auf Beschleunigungen, die man sonst nur von Sportwagen kennt.

Das hohe Drehmoment wird zum Problem, wenn es überraschend beim Anfahren, unmittelbar nach dem Antippen des Strompedals, passiert: „Es kann daher zu einer ungewollten, ruckartigen Beschleunigung kommen, welche der Fahrer oder die Fahrerin nicht mehr kontrollieren kann“, erklärt Michael Pfäffli, Leiter der Unfallforschung AXA Schweiz. Eine Situation, die die Versicherung deshalb bei einem Crashtest am 25. August 2022 nachgestellt hat.

Denn laut AXA lassen Hersteller von E-Fahrzeugen zumeist nur typische Unfallszenarien in ihre Sicherheitsüberlegungen miteinfließen: Crashs von vorne und der Seite. Die Schwachstelle liegt bei Elektrofahrzeugen aber an einer anderen Stelle. Unfälle, bei denen Unterboden und Batterie des Fahrzeugs beschädigt werden, wurden hingegen bisher kaum beleuchtet. Dabei kann es in seltenen Fällen zu einem Kurzschluss oder zum Abbrennen von einzelnen Batteriezellen kommen.

AXA Crashtest „Overtapping“, 25. August 2022

Beim Crashtest im August 2022 springt der verwendete Tesla über eine kleine Verkehrsinsel, wird scheinbar stark am Unterboden beschädigt, überschlägt sich und landet schließlich am Dach. Das Feuer, das dann ausbricht, ist allerdings für die etwa 500 Zuseher:innen inszeniert worden. Nicht die Batterie brennt ab, sondern Pyrotechnik. AXA wollte nicht die Sicherheit der Schaulustigen riskieren.

Die Bilder vom brennenden Tesla werden wieder einmal zum Sinnbild für die vermeintliche Gefährlichkeit von E-Fahrzeugen – wie schon einmal im Jahr 2013. Inzwischen bittet AXA um Entschuldigung für die irreführenden Bilder. Eigentlich hätte man mit dieser „Simulation eines Unfallszenarios“ auf die „statistischen Erkenntnisse“ sowie Gefahren hinweisen wollen, „die bei Unfällen mit batteriebetriebenen Autos unter Umständen entstehen können“. Der Schuss ging allerdings gehörig nach hinten los.

Rückblickend hätte der Test, der zur Illustration eines angenommenen Risikoszenarios dienen sollte, anders aufgesetzt werden sollen. Zwar haben wir in der Medienmitteilung explizit festgehalten, dass gemäss Statistik von der AXA Schweiz Elektroautos nicht öfter brennen als Verbrenner, müssen aber eingestehen, dass das publizierte Bildmaterial ohne diesen Kontext einen anderen Eindruck vermittelt.

Wir bedauern die entstandenen Missverständnisse sehr und entschuldigen uns dafür. Wir werden die Crashtests 2022 nochmals genau analysieren, unsere Lehren daraus ziehen und für unser zukünftiges Engagement für mehr Sicherheit im Strassenverkehr nutzen.

Statement von AXA vom 1.9.2022

Nicht nur waren im Testauto keine Batteriezellen eingesetzt, der Schaden am Unterboden hätte sehr wahrscheinlich auch nicht zu einem Batteriebrand geführt – so wie es die Bilder suggerieren. Der durchgeführte Test bestätigt also auch nicht die Hypothese, die Basis dieses Crashtest-Aufbaus ist. AXA hatte in der ursprünglichen Medienmitteilung nicht auf diese wichtigen Details hingewiesen.

Ein Unfall mit einem Elektroauto ist übrigens nicht gefährlicher als einer mit einem Verbrenner. Ein weiterer Crashtest von AXA zeigt das sehr gut. Dafür sind zwei Golf-Modelle – einer mit Verbrennermotor und einer mit Elektroantrieb – frontal bei 50 km/h kollidiert. Bei beiden Fahrzeugen blieb die Fahrkabine weitgehend intakt, die Insassen sollten also durch Gurt, Nackenstütze und Airbag gut geschützt sein. Das gilt auch, wenn das Fahrzeug Feuer fängt. Ein sehr seltener Batteriebrand ist allerdings für die löschenden Einsatzkräfte eine Herausforderung.

Die Unfallforschung der AXA-Versicherung empfiehlt Folgendes im Umgang mit E-Fahrzeugen:

Fahrer:innen von Elektroautos sollten sich der unbeabsichtigt schnellen Beschleunigung (dem sogenannten Overtapping-Effekt) bewusst sein. Der Umgang mit dieser unmittelbaren Kraft muss gelernt werden. Wenn möglich, sollten Fahrer:innen insbesondere in der ersten Zeit nach dem Kauf hinter dem Steuer die Stärke der Beschleunigung manuell herunterstufen, um einen größeren Widerstand beim Antippen des Strompedals zu erreichen.

Fahrer:innen von E-Autos sollten ein besonderes Auge auf den Unterboden werfen. Straßeninseln, Steine oder Kreisel sollten zum Beispiel besonders vorsichtig befahren werden, um eine Beschädigung des Unterbodens zu verhindern.

Fahrer:innen eines schweren Fahrzeugs verfügen tendenziell über eine höhere Eigensicherheit. Gerade deshalb sollten sie sich der Verantwortung gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden bewusst sein: Leichtere Fahrzeuge sind im Falle eines Crashs benachteiligt.

Pressemitteilung vom 25.08.2022

Fazit

Auf den geteilten Bildern brennt ein Tesla. Allerdings mit ausgebauter Batterie und mittels Pyrotechnik. Die Beschädigung am Unterboden hätte höchstwahrscheinlich nicht gereicht, die Batterie in Brand zu setzen. Die Versicherung, die den Crashtest durchgeführt hat, bedauert inzwischen die irreführende Kommunikation. Elektrofahrzeuge brennen auch nicht öfter als solche mit Verbrennungsmotoren – beides passiert sehr selten.

Quellen:
https://www.axa.de/presse/axa-crashtests-2022
https://www.axa.ch/de/ueber-axa/medien/medienmitteilungen/aktuelle-medienmitteilungen/20220829-crashtests-2022-statement-brand-tesla.html
https://www.youtube.com/watch?v=IRc0Hw2S80A (Video mit dem brennenden AXA-Tesla)
https://e-auto-journal.de/elektromotor-vs-verbrennungsmotor/
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/tesla-aktieneinbruch-nach-brennender-batterie-a-926019.html


Übrigens: VW stellt 2024 Autos mit Verbrenner-Motoren nicht ein!

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.