„Luke, ich bin dein Vater“ – Der Mandela-Effekt

Das Zitat in der Überschrift habt ihr vielleicht auch schon verwendet, oder? Das Problem: Der Satz kommt so gar nicht in den Star Wars-Filmen vor! Dieses Phänomen nennt sich der Mandela-Effekt – ihr erinnert euch scheinbar an Dinge, die es nie gab.

Autor: Ralf Nowotny

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Ob „Harry, fahr schon mal den Wagen vor“ oder „Beam mich hoch, Scotty“: In unserem Gedächtnis befinden sich viele popkulturelle Zitate und Dinge, von denen wir ganz selbstverständlich ausgehen, dass es berühmte Sätze oder Ereignisse sind. Doch unser Gehirn spielt uns da einen Streich, denn auch die eben genannten Sätze kamen nie in „Derrick“ und „Star Trek“ vor.
Willkommen in der kuriosen Welt des Mandela-Effekts!

Was ist der Mandela-Effekt?

Im Bereich der Esoterik wird der Mandela-Effekt gerne als „Beweis“ für Parallel-Universen oder für einen „Glitch in der Matrix“ gesehen: Viele Menschen glauben sich an Dinge zu erinnern, die aber so nie stattgefunden haben. Der Effekt ist aber keine übernatürliche Erscheinung, sondern einfach nur unser unzuverlässiges Gehirn.

Der 2013 verstorbene Friedensnobelpreisträger und ehemalige Staatspräsident Nelson Mandela war im Jahre 2010 kurzzeitig in den Schlagzeilen, aber noch viel länger ein Diskussionsthema im Internet. Damals musste Mandela seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier der Fußball-WM in Johannesburg absagen, da seine Urenkelin bei einem Verkehrsunfall starb.

In vielen Diskussionsforen waren die Nutzer verwundert: Ist Mandela nicht schon längst tot? Starb er nicht in den 1980ern im Gefängnis? Manche sagten sogar, sie könnten sich an die Schlagzeile erinnern, und je länger die Diskussionen gingen, umso mehr Leute glaubten sich an seinen Tod zu erinnern.

Doch es handelt sich nicht um Erinnerungen aus einem Parallel-Universum, sondern um eine Nachlässigkeit unseres Gehirns. Der Harvard-Neurowissenschaftler Steve Ramirez untersuchte eingehend, wie Erinnerungen – echte und falsche – in unserem Gehirn gebildet werden.

Ramirez erklärt, dass wir zusammen mit der Erinnerung an ein Ereignis auch Informationen darüber speichern, wie wir uns bei dem Ereignis gefühlt haben – sogar die mit der Erinnerung verbundenen Sehenswürdigkeiten, Geräusche und Gerüche. All diese relevanten Informationen werden in einem Bereich unseres Gehirns, dem Hippocampus, zusammengeführt.

Und da liegt nun das Problem: Unsere Erinnerungen sind keine korrekten Aufnahmen von vergangenen Ereignissen, die einfach abgespielt werden können. In dem Moment, an den wir uns an etwas erinnern, wird die Erinnerung durch neue Informationen ergänzt oder verfälscht – und unser Gehirn unterscheidet bei den Erinnerungen nicht, ob sie vor 10 Jahren waren oder ein Detail gerade eben erst dazukam.

Dadurch kommt es auch sehr oft zu dem eng verwandten „False Memory Syndrom“: Teilnehmern eines Experiments wurde erzählt, dass sie sich mit Bugs Bunny in Disneyland haben fotografieren lassen, sie bekamen auch ein (gefälschtes) Foto davon gezeigt, und sehr viele Teilnehmer glaubten sich daraufhin genau daran zu erinnern und erzählten noch andere Dinge davon.
Bugs Bunny ist jedoch eine Figur von Warner Brothers, nicht von Disney – Eine solche Begegnung kann also nie stattgefunden haben.

Wenn sich also Erinnerungen formen, die durch Voreingenommenheit, Missverständnisse, Gruppenzwang, kulturelle Assoziationen oder die Erinnerungen anderer Menschen geprägt sind, so wird dies aufgrund der Diskussionen von 2010 als Mandela-Effekt bezeichnet.

Berühmte Beispiele für den Mandela-Effekt

„Luke, ich bin dein Vater“

In der berühmten Szene aus „Star Wars – Episode V“ sagt Darth Vader: „Nein, ich bin dein Vater“.

Wir hoffen, jetzt niemanden gespoilert zu haben. 😉

„Harry, fahr schon mal den Wagen vor“

In den Drehbüchern kommt der Satz nicht vor, doch tatsächlich sagte Horst Tappert als „Derrick“ den Satz „Harry, hol schon mal den Wagen“ in einer einzigen Folge, an die sich Tappert selbst nicht mehr erinnern konnte, bis er eine Wiederholung sah.

Harald Schmidt verwendete den Satz häufig als Running Gag in seiner Show in den 1990ern, was den Eindruck hinterließ, dass es eine typische Phrase war, und viele zweifelten daran auch nicht, schließlich war Derricks Assistent Harry in der kollektiven Erinnerung ohnehin immer der ewige Zweite, der für Derrick die Hilfsarbeiten erledigte.

Pikachu hat eine schwarze Schwanzspitze

Viele haben Pikachu mit schwarzen Ohrspitzen und einer schwarzen Schwanzspitze in Erinnerung, so wie auf diesen Bildern:

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Pikachu, Quellen: Bulbapedia, Pixabay

Doch das stimmt nicht: Pikachus Schwanz war und ist immer gelb. Die falsche Erinnerung kommt wahrscheinlich von daher, dass sich (korrekt) an die schwarzen Ohrspitzen erinnert wird und deshalb die Schwanzspitze auch schwarz sein müsste.

Febreeze-Raumspray

Klar, Febreeze, das Raumspray, kennt doch jeder, oder?

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Febreeze… oder? Quelle: Watson

Falsch! Das Raumspray heißt „Febreze“, das obige Bild ist bearbeitet. Die falsche Schreibweise prägte sich wahrscheinlich kollektiv ein, weil das zweite e länger als das erste ausgesprochen wird.

Der Monopoly-Mann mit Monokel

Ihr wollt ein Cosplay vom Monopoly-Mann machen? Das ist einfach: Ein Frack, Zylinderhut, Schnurrbart, ein Monokel und ein Sack voller Geld:

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Monopoly-Mann mit Monokel, Quelle: latinincmusic

Auch falsch! Der Monopoly-Mann hatte nie ein Monokel. Der Mandela-Effekt kommt wahrscheinlich von der kollektiven Vorstellung, dass Männer mit Schnurrbart, Frack und Zylinder auch immer ein Monokel tragen (was ja auch häufig in Bildern, Serien und Filmen zu sehen ist).

Fazit

Auch der Mandela-Effekt lässt sich auf ein kollektiv Erlebtes zurückführen: Während seiner Zeit im Gefängnis wurde Nelson Mandela zu einer Art Kultfigur: Es gab Lieder und Erzählungen über ihn, er war Sinnbild des Freiheitskampfes in Afrika… über ihn wurde geredet, als ob er bereits verstorben wäre, obwohl er „nur“ im Gefängnis saß. Dadurch entstand aber der kollektive Gedanke seines Todes in den 1980ern.

Was wir aus dem Mandela-Effekt lernen können: Unser Gehirn ist nicht unfehlbar. Unsere Erinnerungen können erstaunlich einfach verfälscht werden. Oftmals erinnern wir uns ohnehin nur sehr selektiv an die „gute, alte Zeit“ und blenden dabei alles Negative von damals aus. Die 80er waren so supertoll? Klar… wenn man das Wettrüsten USA vs. Sowjetunion, RAF-Terror, Waldsterben, den Tschernobyl-Super GAU, Drogenproblematik und Modern Talking komplett ausblendet.

Lasst euch eure schönen Erinnerungen aber trotzdem nicht vermiesen… denn sie können auch sehr oft ein Labsal für die Seele sein, ob unwissentlich nachträglich geschönt oder nicht.

Weitere Quellen: The World, Creating a False Memory in the Hippocampus

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