Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag“ – nur eine von vielen, verbreiteten Bauernregeln. Und am 27. Juni ist es also wieder soweit: Das heutige Wetter soll entscheiden, wie es in den nächsten Wochen ausschaut. Bei euch regnet es? Pech gehabt, ihr könnt die Badesachen wieder wegräumen! Bei euch scheint die Sonne? Na, dann raus mit euch, aber pronto!
Nein, vergesst das ganz schnell wieder, denn diese Bauernregel ist Unsinn.

„Aber, wenn es doch alle sagen?“

In einer nicht-repräsentativen Abstimmung wollte die Hessenschau wissen, wie sehr der Siebenschläfer-Bauernregel noch geglaubt wird. Das Ergebnis:

Die Umfrage der Hessenschau zur Siebenschläfer-Bauernregel
Die Umfrage der Hessenschau zur Siebenschläfer-Bauernregel, Quelle: Hessenschau

32,7 Prozent glauben an die Regel, 47,2 Prozent halten es zumindest für möglich, nur 20,1 Prozent halten die Bauernregel für Schwachsinn. Überwältigende 79,9 Prozent neigen also dazu, der Bauernregel zu glauben oder sie zumindest für ein wenig wahr zu halten.

Was die Mehrheit denkt, wird schon stimmen? Nicht wirklich!

Ein Tag alleine kann nicht das Wetter prophezeien… doch mehrere Tage schon eher!

Wetter ist eine launische Diva, insbesondere wenn man nur auf einen einzelnen Tag schaut: Zwar gibt es klimatische Trends, beispielsweise dass es eben in unseren Gefilden im Sommer warm und im Winter kalt ist, doch sagt das nie was über einzelne Tage aus, denn natürlich regnet es auch mal im Sommer, und es gibt auch relativ warme Tage im Winter.

Etwas genauer wird es aber, wenn wir uns nicht einen einzelnen Tag, den 27. Juni, sondern mehrere Tage betrachten, nämlich den gesamten Zeitraum vom Ende Juni bis in die erste Juliwoche hinein, denn tatsächlich kann man statistisch gesehen daran relativ gut das Wetter der kommenden Wochen erkennen.

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Warum ist das so?

In der oberen Atmosphärenschicht verläuft ein Starkwindband, der sogenannte Jetstream, der an der Grenze zwischen kalten und warmen Luftmassen bzw. Hoch– und Tiefdruckgebieten entsteht. Etwa Ende Juni/Anfang Juli stabilisiert sich der Jetstream, bleibt also für mehrere Wochen quasi an seiner Position.

Verläuft der Jetstream in dieser Zeit südlicher in unseren Gefilden, haben wir ein Tiefdruckgebiet über uns: Mehr Tage mit Regenwetter sind angesagt. Umgekehrt: Sollte der Jetstream zu dem Zeitpunkt eher nördlicher verlaufen, können wir uns auf ein anhaltendes Hochdruckgebiet und somit an mehr Sonnenschein erfreuen.

Dies gilt allerdings nicht für ganz Deutschland, denn je nördlicher, umso unbeständiger. Im Norden trifft die „Jetstream-Regel“ nur zu 55 Prozent zu, in der Mitte Deutschlands zu 60 bis 70 Prozent, im Süden sogar bis zu 80 Prozent.

Rebekka Krampitz von „Kachelmann Wetterkanal“ erklärt dies sehr schön und kompakt in einem Video:

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Bonus: Was hat der Tag überhaupt mit dem Siebenschläfer zu tun?

Nichts. Mal abgesehen davon, dass der Siebenschläfertag früher am 7. oder 8. Juli war, nach der Einführung des Gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 aber auf den 27. Juni rutschte, hat das possierliche Tierchen nichts damit gemein, der Name beruht auf einer christlichen Legende.

Demnach sollen sieben christliche Brüder aufgrund ihres Glaubens in einer Höhle bei Ephesos eingemauert worden sein. Dort schliefen sie dann ganze 195 Jahre, bis sie am 7. oder 8. Juli (also dem jetzigen 27. Juni) im Jahr 446 entdeckt wurden und erwacht sind. Deshalb galten sie auch bis ins 18. Jahrhundert als die Schutzpatrone gegen Schlaflosigkeit.

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Zusammenfassung

Der Siebenschläfertag alleine bestimmt also nicht, wie das Wetter in den nächsten Wochen wird, wohl aber die Zeitspanne Ende Juni/Anfang Juli, da sich in diesem Zeitraum der Jetstream stabilisiert und das Wetter in Europa bestimmt.

Verlasst euch aber nicht allzusehr darauf, denn wie schon gesagt: Das Wetter ist eine launische Diva. Ohnehin soll es ja angeblich nur gutes Wetter geben, wenn man am Tag vorher seinen Teller aufgegessen hat… aber das ist eine andere Geschichte.

H. Osadnik/Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported
Quellen: Kachelmann Wetterkanal, NDR, BR

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