Die Behauptung

In sozialen Medien kursiert der Rat, für winterschlafende Igel einfache Kartons als Unterschlupf zu nutzen. Die Annahme, dass Igel sich offen im Garten zum Schlafen legen, ist ebenfalls weit verbreitet. Solche gut gemeinten Ratschläge können jedoch für die Tiere gefährlich sein.

Unser Fazit

Igel suchen für den Winterschlaf geschützte Plätze. Ein im Freien liegender Igel braucht dringend Hilfe. Einen leblos wirkenden Igel sollten Sie mit Wärmflasche in einem Karton unterbringen und sofort Fachleute kontaktieren. Einfache Kartons ohne Wärme sind nicht ausreichend.

In den sozialen Medien, vorwiegend auf Facebook, verbreiten sich Fehlinformationen oft schnell und unkontrolliert. Ein aktuelles Beispiel ist ein Statusbeitrag zur Igelhilfe, der trotz guter Absichten gravierende Fehler enthält, die für die kleinen Säugetiere lebensbedrohlich sein können. Dieser Faktencheck korrigiert diese Fehlinformationen und bietet eine sachliche, faktenbasierte Anleitung zur korrekten Igelhilfe.

Richtigstellung zur Igelhilfe: Fakten gegen Falschinformationen - Screenshot aus den sozialen Medien
Screenshot „Igelhilfe“ von Facebook

Die Behauptung lautet (sic!):


Wer in den kälteren Monaten einen „toten“ Igel findet, vergrabt ihn nicht, schmeißt ihn nicht in den Mülleimer…
Niemand will ein totes Tier in seinem Garten oder auf der Straße sehen, aber es kann sich um einen Igel handeln, der von November bis März im Winterschlaf hält.

Normalerweise graben sie Löcher, um sicher zu bleiben, aber wir haben immer weniger grüne Vegetation, Büsche oder Wälder, und es wird immer schwieriger, im Winter einen sicheren Ort zum Übernachten zu finden. Einige kommen vielleicht in Ihren Garten, um Sicherheit und Wärme zum Winterschlaf zu suchen, manche haben die Suche so satt, dass sie am Ende an fremden Orten wie Straßenrand oder Gehwegen schlafen.

Während des Winterschlafs verlangsamen sich ihr Herzfrequenz und ihre allgemeine Körperarbeit leicht, um Energie zu sparen, was eine Person verwirren kann, dass der Igel tot ist. Wenn ihr auf jeden Fall einen stationären Igel seht, stellt sicher, dass er an einem sicheren und warmen Ort ist und 5 Monate bleiben kann. Wenn ihr einen Igel in eurem Garten oder irgendwo auf der Straße findet, macht ein Loch in einen Pappkarton und an einem trockenen, sicheren und ruhigen Ort, damit er dort die kalten Monate verbringen kann.

Igel sind eine gefährdete Art, völlig harmlos und sehr wichtig in unserem Ökosystem. Sie essen Käfer, Schnecken, Frösche, Eidechsen, Schlangen.
Sie zerstören auch Mäusennester.
Sie haben keine Angst vor Bienen oder Wespen. Der Igel kann leicht ein Wespennest zerstören und seine Bewohner fressen, ohne auf ihre Bisse zu achten. Sei vorsichtig wenn du Igel in kalten Monaten siehst. Es kostet dich nichts, so einem fragilen Tier zu helfen.


Igelhilfe: Die Wahrheit über den Igel im Winter

Igel sind anpassungsfähige Tiere, die sich für ihren Winterschlaf gut geschützte Plätze suchen. Sie bevorzugen natürliche Verstecke wie Laubhaufen, Holzstapel oder unter Komposthaufen. Die weitverbreitete Annahme, dass sich Igel zum Schlafen einfach auf den Rasen legen, ist ein gefährlicher Irrtum. Ein leblos im Freien liegender Igel ist entweder bereits tot oder befindet sich in einer ernsten Notlage.

Soforthilfe für aufgefundene Igel

  • Wenn Sie einen leblos wirkenden Igel finden, handeln Sie sofort.
  • Ein solcher Igel benötigt dringend Hilfe. Legen Sie ihn in einen Karton mit einer handwarmen Wärmflasche und einem Handtuch.
  • Kontaktieren Sie umgehend eine Igelstation oder einen Tierarzt. Die Annahme, dass ein einfacher Karton mit einem Loch ausreicht, ist falsch und kann das Leben des Igels gefährden.

Richtige Hilfe für Igel

Um Igeln wirksam zu helfen, können Sie Folgendes tun:

  • Schaffen Sie einen naturnahen Garten, der Insekten anlockt, von denen sich Igel ernähren.
  • Bieten Sie Unterschlupfmöglichkeiten wie Reisighaufen oder Igelkästen an.
  • Bieten Sie im Herbst hochwertiges Igelfutter an, achten Sie aber auf Hygiene, um Krankheiten zu vermeiden.
  • Verletzte oder kranke Igel, die ungeschützt im Freien liegen, brauchen sofort fachkundige Hilfe.

Die „Igelhilfe Mecklenburg/Vorpommern“ schreibt dazu auf Facebook:


Igelhilfe – aber richtig
Seit einiger Zeit geistert ein Text zur Igelhilfe durch die sozialen Medien, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellen. Er hat grundlegende Fehler, die den Igeln schaden. Leider wird er oft geteilt und die falschen Infos werden immer mehr verbreiten.
Er beginnt mit den Worten (ich zitiere):

„Wenn du während der kalten Monate einen „toten“ Igel findest, solltest du ihn nicht begraben oder im Müll entsorgen.“

Dann versucht man zu erklären, dass sich Igel Löcher für den Winterschlaf graben und, weil sie manchmal keinen geeigneten Platz dazu finden, einfach so auf dem Rasen einschlafen. Dann solle man sie in einen Pappkarton legen, ein Loch hinein schneiden und sie an einen geschützten Platz stellen. Dort würden sie dann „die kalten Monate verbringen“.

Falsch

Wenn ihr einen Igel findet, der leblos in eurem Garten liegt, dann ist er entweder schon tot oder in Lebensgefahr! Igel legen sich nicht einfach irgendwohin, um zu schlafen! Sie suchen sich gut geschützte Verstecke, z. B. unter Laub- und Reisighaufen, Holzmieten, Paletten, Kompostern usw . Dort bauen sie sich gut ausgepolsterte und isolierte Nester.

Igel, die leblos draußen liegen, sollten umgehend gesichert werden! Karton mit handwarmer Wärmflasche und Handtuch ausstatten und den Igel dort hineinlegen. Igelstation kontaktieren!!!

Diese Igel sind Intensivpatienten. Ohne fachliche Hilfe sterben sie!

Der empfohlene Pappkarton in diesem unseligen Artikel ist draußen ganz schnell durchgeweicht und beherbergt ganz sicher bald einen sterbenden bzw. toten Igel!!

So hilft man Igeln:

  • Naturbelassene Gärten schaffen, in denen sich Insekten ansiedeln können. Davon ernähren sich die Igel.
  • Unterschlupfmöglichkeiten errichten. Z. B. Reisighaufen aufschichten und das Laub nicht entsorgen, sondern unter die Hecken kehren.
  • Igelschlafkisten basteln, mit weichem Stroh füllen und an ruhigen Plätzen aufstellen.
  • Zufütterung ist gerade jetzt im Herbst wichtig. Igelfutterhaus bauen oder kaufen, hochwertiges Katzenfutter zur Verfügung stellen. Auf gute Hygiene achten, damit diese Futterstellen nicht zum Hotspot für Krankheitserreger werden!
  • Verletzte, schwache und kranke Igel (die, die draußen ungeschützt herumliegen!) benötigen dringend Hilfe und gehören in fachkundige Hände.

Fazit

Die richtige Hilfe für Igel erfordert mehr als nur gut gemeinte Ratschläge. Es ist wichtig, die natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Igel zu kennen. Falsches Handeln, das auf Missverständnissen oder Fehlinformationen beruht, kann für die Tiere tödlich enden. Informieren Sie sich bei Fachleuten oder Igelstationen, um sicherzugehen, dass Sie den Tieren wirklich helfen.

Quelle: Igelhilfe Mecklenburg/Vorpommern

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