Exxon prognostizierte die globale Erwärmung bereits in den 70ern
Wissenschaftler aus Harvard und der Universität Potsdam haben am Donnerstag in der Zeitschrift Science eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass ExxonMobil ab den 1970er Jahren die globale Erwärmung mit unglaublicher Genauigkeit vorausgesagt hat – aber darüber schwieg.
Autor: Ralf Nowotny
Im Mai 2019 tauchte ein Dokument auf, welches bewies, dass der Mineralölkonzern Exxon bereits 1982 den ungefähren CO₂-Gehalt der Atmosphäre prognostizierte (wir berichteten). Eine neue Studie zeigt nun auf, dass Exxon sogar in den 1970ern die globale Erwärmung genau vorhersagte, aber öffentlich die Klimawissenschaft angriff und den Klimawandel leugnete.
Das Dokument von 2019
Im Originaldokument der Exxon Research and Engineering Company auf Seite 7 (Seite 14 des PDF), welches im April 1982 erstellt und im November 1982 an Ediverse Exxon-Mitarbeiter herausgegeben wurde, ist eine Grafik ersichtlich, die aufzeigt, dass ein atmosphärischer CO₂-Gehalt von knapp 420 ppm und ein globaler Temperaturanstieg von etwas über 0,8 Grad Celsius prognostiziert wurde.
Die Werte von 2019 betrugen 415 ppm und ein Temperaturanstieg von 1 Grad, lagen somit sogar im prognostizierten Rahmen. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen die Werte erschreckend höher bei bis zu knapp 420 ppm – also sehr exakt gemäß dem Dokument.
Brisant dabei: Im Begleitschreiben steht, dass geraten wird, das Dokument nur intern an Exxon-Personal weiterzugeben und nicht an die Öffentlichkeit zu bringen.
In dem Exxon-Dokument wird von „potenziell schwerwiegender Klimaprobleme“ geschrieben, die allerdings laut den Forschern damals „erst im späten 21. Jahrhundert oder darüber hinaus“ auftreten würden. Vier Jahrzehnte später muss man allerdings feststellen, dass doch nicht mehr soviel Zeit bleibt.
Die neue Studie
Diese ist HIER zu finden und trägt den Titel „Bewertung der globalen Erwärmungsprognosen von ExxonMobil“. Drei Wissenschaftler aus Harvard und der Universität Potsdam belegen darin, dass ExxonMobil ab den 1970er Jahren die globale Erwärmung mit unglaublicher Genauigkeit vorausgesagt hat.
Die Studie ergänzt frühere Berichte von Inside Climate News und anderen darüber, wie Exxon intern den vom Menschen verursachten Klimawandel anerkennt, während es ihn in der Öffentlichkeit leugnet, um neue Details. „Das Neue an dieser Studie ist, dass wir eine Zahl nennen und ein Bild davon zeichnen, was Exxon wusste und wann„, sagte der Mitverfasser der Studie, Geoffrey Supran, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Harvard arbeitete, als er diese Arbeit durchführte, gegenüber CNBC.
„Wir haben jetzt hieb- und stichfeste Beweise dafür, dass ExxonMobil die globale Erwärmung genau vorhergesagt hat, Jahre bevor das Unternehmen sich umdrehte und die Klimawissenschaft und die Wissenschaftler öffentlich angriff. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die öffentliche Leugnung der Klimawissenschaft durch ExxonMobil den Daten der eigenen Wissenschaftler widerspricht.“
Unter Verwendung etablierter statistischer Verfahren stellten die Wissenschaftler fest, dass 63 bis 83 % der von ExxonMobil-Wissenschaftlern gemeldeten Klimaprognosen bei der Vorhersage der späteren globalen Erwärmung zutreffend waren.
Bereits 2015 deckten laut der Studie investigative Journalisten auf, dass Wissenschaftler von Exxon ihre Führungskräfte seit mindestens 1977 vor einer „potenziell katastrophalen“ anthropogenen (vom Menschen verursachten) globalen Erwärmung gewarnt haben und dass die US-amerikanische Öl- und Gasindustrie im Allgemeinen mindestens seit den 1950er Jahren über die potenzielle, vom Menschen verursachte globale Erwärmung Bescheid weiß, doch jetzt erst gibt es dafür auch handfeste Beweise.
Klagen drohen
Auch Gerichte können an der Studie interessiert sein, wie Deutschlandfunk schrieb. Gegen Exxon sind mehrere Klagen wegen Täuschung der Öffentlichkeit und Schadensersatzforderungen anhängig. In den USA hat beispielsweise der Bundesstaat New Jersey das Unternehmen und mehrere andere Großkonzerne verklagt. Unternehmen sollen unter anderem Schäden durch Naturkatastrophen kompensieren.
Artikelbild: Pexels
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