Dieses Foto von Vitali Klitschko hat nichts mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine zu tun

Der ehemalige Profiboxer und seit 2014 auch Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko sorgt momentan für rege Aufmerksamkeit im Netz. Ein Foto von ihm kursiert auf Facebook, mit der Behauptung, es belege, wie Klitschko die Dramatik des Ukraine-Krieges nur inszeniere. Bei genauerer Nachforschung fällt jedoch auf, dass das Foto nicht im Zusammenhang mit dem Krieg steht.

Autor: Mimikama

Die Behauptung

Vitali Klitschko schauspielert die Dramatik der aufgenommenen Szene im Ukraine-Krieg. Während er im Vordergrund „totale Panik“ vorspielt, könnten im Hintergrund „entspannte“ Fotos geschossen werden. Daher ist die Kriegsdramatik nur inszeniert.

Unser Fazit

Das Foto stammt nicht aus dem Ukraine-Krieg im Jahre 2022, sondern bereits aus dem Januar 2014. Klitschko wurde infolge seiner Versuche der Beruhigung einer Demonstration mit Löschschaum besprüht. Kurz darauf entstand das Bild.

Facebook-Behauptung zum Kriegsgeschehen

Anfang Oktober haben hunderte User das Klitschko-Foto mit der Behauptung auf Facebook und Twitter geteilt. Es zeigt den ukrainischen Politiker vor laufender Kamera in Kiew. Seine Jacke ist schmutzig und das Bild im Hintergrund verraucht, was den Zusammenhang mit dem aktuellen Krieg nahelegt. Die weiteren Menschen im Hintergrund scheinen ebenfalls Fotoaufnahmen von der Situation und von Klitschko zu machen. Diese Menschen sehen allerdings entspannt und gelassen aus und das Foto wirkt daher nicht wie eine akute und bedrohliche Kriegssituation, wie Klitschko sie zu schildern scheint.

Screenshot / Twitter vom 14.10.2022: Dieses Foto von Vitali Klitschko hat nichts mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine zu tun
Screenshot / Twitter vom 14.10.2022: Dieses Foto von Vitali Klitschko hat nichts mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine zu tun

Der User auf Facebook bzw Twitter schreibt zu dem Foto-Beitrag einen sarkastischen Kommentar: „Im Vordergrund wird die totale Panik geschauspielert und im Hintergrund wird ganz relaxed fotografiert. „Achtung Bombeneinschlag!!!“. Aber bevor wir flüchten, müssen wir erst noch Klitschko medienwirksam in Szene setzen und reißerische Fotos machen. Der furchtlose Held der Ukraine.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Meinungen zum Kriegsgeschehen in der Ukraine existieren, die behaupten, das Geschehen sei inszeniert worden bzw. intensiviert dargestellt. Darunter fielen Thesen zu gestellten Leichenfunden in Butscha, aber auch viele Szenen, die angeblich nur von Medien vorgetäuscht seien: Kriegsopfer, Massenpaniken oder aber auch der Beschuss der ukrainischen Stadt Irpin.

Foto stammt nicht aus dem Ukraine-Krieg

Wie AFP-Faktencheck berichtet, führte eine Rückwärtssuche des Bildes zu einigen Medienberichten aus dem Jahr 2014. Genauere Untersuchungen liefern ein exaktes Datum der Aufnahme des Fotografs Efrem Lukatsky: der 19.01.2014.

Zu diesem Zeitpunkt gab es in Kiew einige Proteste, die sich gegen eine Verschärfung des Demonstrationsrechtes richteten. Der damalige ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hatte zuvor ein Gesetzespaket unterzeichnet, das unter anderem Geldstrafen für Demonstranten vorsah, die Helme tragen oder sich vermummen. Auch schon 3 Monate davor, im November 2013, begannen Proteste gegen die Entscheidung des Präsidenten, ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht zu unterschreiben.

Bei den entstehenden Massenprotesten kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden im Stadtzentrum der ukrainischen Hauptstadt. PolizistInnen mussten Knüppel und Tränengas gegen die Demonstranten einsetzen.

Klitschko mit Löschschaum besprüht

Klitschko war schon damals Oppositionspolitiker der Ukraine und versuchte die Demonstrationen zu beruhigen. Ein Video, das damals von der britischen Nachrichtenseite „Belfast Telegraph“ veröffentlicht wurde und mittlerweile auch auf YouTube zu finden ist, zeigt, wie Klitschko eine große Menschenmenge mit einem Megafon zu beruhigen versucht. Daraufhin wird er plötzlich mit einem Feuerlöscher angegriffen; eine unbekannte Person aus der Masse besprüht ihn mit einer enormen Menge an Löschschaum, woraufhin die Situation außer Kontrolle gerät.

Kurz nach dieser Szene wurde auch das Foto aufgenommen, was in den sozialen Medien momentan fälschlicherweise mit dem aktuellen Ukraine Krieg in Verbindung gebracht wird.

Fazit

Das in den sozialen Medien kursierende Foto lässt keine Assoziationen mit dem aktuellen Ukraine-Krieg zu. Stattdessen ist es den Forschungen zufolge mehr als 8 Jahre alt und zeigt Klitschko am 19.01.2014 mit einer verdreckten, von Löschschaum überdeckten Jacke nach seinem Versuch, eine damalige ukrainische Demonstration in Kiew zu beruhigen.

Quellen

AFP
TAZ
USA-Today
Belfast Telegraph

Autor: Nick L.

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.