Wer den Kuchen teilt, sollte das Rezept kennen. Doch was passiert, wenn man das Rezept nicht richtig versteht oder einfach falsch interpretiert? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Kritik an der Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt. Sie hatte den Anteil der nach Frauen benannten Straßen in Jena kritisiert und war daraufhin als Rechenkünstlerin gebrandmarkt worden.

BehauptungenFaktencheck
Göring-Eckardt hat falsch gerechnet. Der Anteil der nach Frauen benannten Straßen beträgt 9,3 Prozent, nicht 1,7 Prozent.Falsch – Göring-Eckardt bezog ihre Prozentangabe auf die Gesamtzahl der Straßen in Jena, nicht nur auf die nach Menschen benannten. Ihre Berechnung ist korrekt, wenn man den Kontext berücksichtigt.
Es gibt 166 nach Männern und 17 nach Frauen benannte Straßen in Jena.Falsch – Göring-Eckardt stützte ihre Behauptung auf Daten von 2014. Nach Angaben der Stadtverwaltung Jena gibt es jedoch (Stand 2020) 293 nach Männern und 25 nach Frauen benannte Straßen.
Es gibt in Jena insgesamt 1016 Straßen.Falsch – Göring-Eckardt stützte ihre Behauptung auf Daten von 2014. Nach Angaben der Stadtverwaltung Jena gibt es jedoch (Stand 2020) insgesamt 909 Straßen, Gassen und Plätze.
833 Straßen in Jena sind nicht nach Menschen benannt.Falsch – Laut der Stadtverwaltung Jena (Stand 2020) sind 591 Straßen nicht nach Menschen benannt.

Hintergrund des Streits: Alles begann mit einem Facebook-Post von Göring-Eckardt am 18. Juli 2020

Darin teilte sie mit, dass in Jena 166 Straßen nach Männern und nur 17 nach Frauen benannt seien, was einem Anteil von 1,7 Prozent entspreche. Dies stieß bei einigen Kritikern auf Unverständnis. Sie argumentierten, dass, wenn man die Gesamtzahl der nach Männern und Frauen benannten Straßen (183) nehme, der Anteil der nach Frauen benannten Straßen nicht 1,7 Prozent, sondern 9,3 Prozent betrage. Dieses Argument lässt jedoch eine wichtige Tatsache außer Acht: Nicht alle Straßen sind nach Personen benannt.

Zahlen richtig lesen: der Fall von Göring-Eckardts "Rechenfehler"
Screenshot: Facebook

Die Zahlen erklärt

Göring-Eckardt fügte in einem Kommentar unter ihrem Post hinzu, dass es nach ihren Informationen in Jena insgesamt 1016 Straßen gebe. Davon sind 833 Straßen nicht nach Personen, sondern nach Gegenständen wie Pflanzen, Tieren, Städten oder Regionen benannt. Ihre Prozentzahl bezieht sich auf die Gesamtzahl der Straßen, nicht nur auf die nach Personen benannten. Die Kritiker haben also den Kontext ihrer Aussage übersehen.

Zahlen richtig lesen: der Fall von Göring-Eckardts "Rechenfehler"
Screenshot: Kommentar vom 19.7.2020 (Quelle)

Insgesamt gibt es in der Stadt 909 Straßen, Gassen und Plätze (Stand: 20. Juli 2020). Davon tragen 591 (ca. 65 Prozent) keine Personennamen. Davon sind 293 (ca. 32 Prozent) nach Männern und 25 (ca. 2,75 Prozent) nach Frauen benannt.

Wer ist schuld?

Es ist klar, dass es eine Diskrepanz zwischen den von Göring-Eckardt und der Stadtverwaltung von Jena bereitgestellten Zahlen gibt. Aber woher kommt das? Göring-Eckardt stützt sich auf die Daten eines Frauenzentrums in Jena. Diese Daten beruhen auf Angaben der Stadt von 2014. Offensichtlich hat sich die Anzahl der Straßen seit 2014 verändert, was die Abweichung erklären könnte.

Fazit

Die ganze Kontroverse beruht auf einem Missverständnis. Frau Göring-Eckardt hat sich möglicherweise nicht klar ausgedrückt, was zu unterschiedlichen Interpretationen ihrer Aussage geführt hat. Anstatt um Klärung zu bitten, haben einige den vermeintlichen Fehler sofort aufgegriffen und sie dafür kritisiert.

Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, wie Kommunikation, insbesondere in den sozialen Medien, aus dem Ruder laufen kann. Soziale Medien sind eine Plattform, auf der schnell reagiert und oft überreagiert wird. Anstatt nachzufragen oder um Klärung zu bitten, besteht die erste Reaktion oft darin, den anderen „bloßzustellen“.

Diese Art von Missverständnis ist sehr typisch für soziale Medien und zeigt, wie schnell eine einfache Aussage aus dem Zusammenhang gerissen und gegen jemanden verwendet werden kann. Es zeigt auch, wie voreilige Schlussfolgerungen und der Wunsch, die andere Seite zu „besiegen“, oft zu Missverständnissen und Konflikten führen können, anstatt zu einem konstruktiven Dialog.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle nur Menschen sind. Anstatt sofort mit Kritik zu reagieren, können wir versuchen, um Klärung zu bitten oder die Perspektive des anderen zu verstehen. Nur so können wir wirklich konstruktive Gespräche führen und Missverständnisse vermeiden.

Wir können aus dieser Diskussion mehrere Schlüsse ziehen:

  • Zahlen können manipuliert werden, aber nur, wenn man den Kontext vernachlässigt.
  • Es ist wichtig, die Quellen zu überprüfen, auf die man sich beruft.
  • Auch wenn es eine Abweichung in den Zahlen gibt, bedeutet das nicht unbedingt, dass jemand falsch liegt.

Katrin Göring-Eckardt hat in ihrem Facebook-Post erwähnt, dass in Jena 1,7 Prozent der Straßen nach Frauen benannt sind. Sie hat dabei alle Straßen in der Stadt berücksichtigt – also auch diejenigen, die nach Pflanzen, Tieren, Städten oder Regionen benannt sind.

Einige Leute haben sie kritisiert und behauptet, sie hätte sich verrechnet. Sie zählten nur die Straßen, die nach Männern oder Frauen benannt sind, und kamen zu dem Schluss, dass 9,3 Prozent der Straßen nach Frauen benannt sind.

In Wirklichkeit ist beides richtig. Es kommt nur darauf an, wie man es betrachtet: Wenn man nur die Straßen zählt, die nach Personen benannt sind, dann sind 9,3 Prozent nach Frauen benannt. Nimmt man aber alle Straßen der Stadt, dann sind nur 1,7 Prozent nach Frauen benannt.

Göring-Eckardt hat sich also nicht wirklich verrechnet.Sie hat nur anders gerechnet, indem sie alle Straßen der Stadt in ihre Rechnung einbezogen hat. Man könnte sagen, es ist eine Frage der Perspektive.

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