Keine Überraschung: Im Dschungelcamp ist nicht alles echt!

Seit 2004 läuft auf RTL „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“, oder kurz: das Dschungelcamp. Nun soll ein Video aus der aktuellen Staffel soll eine Topfpflanze im Dschungel zeigen. Und das ist richtig, denn – Überraschung – es wird dort viel getrickst! Wir zählen die bekanntesten Fakes und Fakten auf.

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

In der aktuellen Staffel des Dschungelcamps sei eine Topfpflanze zu sehen.

Unser Fazit

Das ist korrekt und auch nicht die erste Sichtung einer Topfpflanze, auch ist es nicht der einzige „Fake“ im Dschungelcamp. Von Pflanzen aus Fiberglas bis zum künstlichen Wasserfall zählen wir einige Dinge auf.

Australien ist, salopp gesagt, das Land, in dem einem eigentlich alles umbringen will. Giftige Tiere und giftige Pflanzen gibt es scheinbar überall dort, und wenn man sich morgens die Schuhe anzieht, sollte man diese immer erst überprüfen, ob nicht eine Giftspinne darin schläft. Das Dschungelcamp auf RTL hingegen ist eigentlich der sicherste Ort in ganz Australien – und ja, sogar die Pflanzen dort kann man oft bei Bedarf mal schnell umstellen.

Die Topfpflanze in der aktuellen Staffel

In einem vom TV abgefilmten Video aus der aktuellen Staffel des Dschungelcamps ist anscheinend sehr kurz bei Sekunde 8 eine Topfpflanze zu sehen:

Hier der entsprechende Bildausschnitt vergrößert:

MIMIKAMA
Da schau, eine Topfpflanze

Für Neuzuschauer mag das jetzt vielleicht wirklich überraschend sein, aber langjährige Zuschauer wissen, dass die Kulisse mächtig aufgehübscht wurde.

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Sichtbare Topfpflanze auch 2016

Habt ihr eine Kiste mit Kabeln, die ihr vielleicht irgendwann noch mal gebrauchen könnt? Ich hab sowas Ähnliches mit Videos. Un dank der Anfragen an uns bezüglich des obigen Videos kann ich euch nun dieses Video von 2016 zeigen, in dem Dr. Bob (nein, er ist kein richtiger Arzt, sondern Rettungssanitäter, Wildbiologe und Krankenpfleger) eine Topfpflanze umkippt:

Achtet auf die Pflanze unten rechts im Bild – sie legt sich vielleicht auch einfach mal fix schlafen, als Dr. Bob vorbeirennt.

Es befindet sich aber wirklich im Dschungel!

2015 kursierte das Gerücht, dass das Dschungelcamp in Wirklichkeit im Tropical Islands, Europas größter tropischer Urlaubswelt in der Nähe von Berlin, gedreht werden würde (wir berichteten). Dabei handelte es sich jedoch um eine Satire, die sich verselbstständigte und noch Jahre später kursierte.

Tatsächlich aber wird das Dschungelcamp wirklich im Dschungel gedreht. Also zumindest am Rande des Dschungels, aber schon „dschungelig“ genug. Ihr könnt euch zumindest das Basiscamp auch detaillierter auf Google Maps ansehen (siehe HIER), das Camp selbst ist jedoch durch die Baumkronen nicht erkennbar.

MIMIKAMA
Das Gelände von oben, Quelle: Google Maps

Daran ist auch erkennbar, dass Deutschland und England sich das Camp teilen. Falls ihr euch also fragt, woher die Aufnahmen kommen, die die Prüfung des nächsten Tages zeigen: Es sind zumeist Aufnahmen der UK-Version „I’m a Celebrity – Get me out of here“, die das Camp immer zwei Monate vorher, im November, nutzen.

Falls ihr also neugierig seid, welche Prüfungen noch kommen werden: Schaut einfach auf der Seite der britischen Version vorbei, denn die Spiele werden zumeist für die deutsche Version einfach nochmal benutzt. Auch ratsam für zukünftige Teilnehmer zur besseren Vorbereitung. 😉

Bereits 2008 bekannt: Künstliche Pflanzen und Nebelmaschinen

In den ersten Jahren machte RTL noch sehr großspurig Werbung für das Dschungelcamp: „Zwei Wochen im gefährlichsten Dschungel der Welt: Giftige Spinnen, tropische Hitze und wilde Tiere“ und „Die Prominenten leben im realen und echten australischen Dschungel – und dieser ist der gefährlichste der Welt“.

Schnell wurde aber klar, dass vieles nicht so ganz echt ist. Beispielsweise war die Teichfolie am Teich klar erkennbar, wie das Magazin „Frontal 21“ im Jahr 2008 aufzeigte. Ein Mann aus dem Nachbarort konnte dem „Frontal 21“-Team noch mehr über den „gefährlichsten Dschungel der Welt“ erzählen, an dem sich die Promis aufhalten:

„Es war eine einfache Farm. Sie haben ein riesiges Camp da gebaut, mit Elektrizität und Hubschrauberlandeplätzen. Im Camp haben sie gewaltige Baumhäuser, wo die Kameracrews arbeiten. Unglaublich viel Technik haben die da.“

Und ein Mann, der damals bei den Aufbauarbeiten geholfen hat, erzählt:

„Es gibt da einen riesigen, alten Baum. Seine Wurzeln gingen nur über den Rand einer Klippe. Sie wollten da eine Kamera versteckt haben. Wir mussten die Wurzeln künstlich verlängern, um es echt aussehen zu lassen. Wir haben das mit Fiberglas verlängert. Man kann keinen Unterschied erkennen zwischen dem echten Baum und den künstlichen Wurzeln, die wir dazu gebaut haben.“

Sogar eine Nebelmaschine wurde in das Camp transportiert, da die Crew wollte, dass es morgens im Camp authentisch neblig aussehe.

Gerücht: Die Regieanweisungen

Im Dschungelcamp geht es oftmals sehr rau im Ton zu, und dadurch entstand das Gerücht, dass es gewisse Regieanweisungen gäbe, um Konflikte mehr anzuheizen, was RTL jedoch dementiert. Der Gewinner der ersten Staffel, Costa Cordalis, erzählte Domian jedoch am Telefon, dass es sehr wohl Anweisungen per Lautsprecher gegeben habe: „Du kriegst Befehle. Alle fünf Minuten kommt: Mach das oder mach das.

Auch eine Teilnehmerin am Dschungelcamp 2016, Helena Fürst, plauderte aus dem Nähkästchen: Sie beklagte die Schnittversionen der Shows, in der sie absichtlich schlecht dargestellt worden sein soll, um sie unsympathisch wirken zu lassen. Angeblich sollen Teilnehmer auch Anweisungen erhalten haben, wie sie sich verhalten sollen, um Konflikte zu sähen, doch bewiesen ist das nicht.

RTL klärte über viele Punkte auf

Im Jahr 2019 kündigte die Bild-Zeitung eine „große Enthüllungsserie“ zum Dschungelcamp an. RTL kam der Zeitung zuvor und veröffentlichte den sehr umfangreichen Fragenkatalog der Bild inklusive den Antworten von RTL (siehe HIER).
Hier einige der interessantesten Fragen und Antworten:

Frage: In ihrer Crew-Bibel steht, dass alle giftigen Tiere (sofern nach der Nutzung als Farmland noch vorhanden) täglich eingesammelt werden. Bei den Schlangen, die hin und wieder die Camp-Bewohner nachts überraschen, handelt es sich um harmlose Schlangen, die für die Kameras ausgesetzt werden. Ist den Campern bekannt, dass es sich um ungiftige Schlangen handelt?

Antwort: Giftige Tiere werden so gut es geht eingefangen. Wir sind aber mitten im Regenwald. Es kommen also immer mal wieder Schlangen oder Spinnen ins Camp.

Frage: Warum sind der Bach und der Wasserfall im Camp künstlich?

Antwort: Der Bach ist echt. Der Wasserfall ist künstlich, um den Prominenten die Möglichkeit zum Duschen zu geben.

Der Wasserfall wird nachts übrigens abgeschaltet.

Frage: Warum gibt es künstliche Steine und Felsen aus Fiberglas?

Antwort: Wir versuchen, die für diese Produktionen notwendige Technik bestmöglich der Umgebung anzupassen. Kameras und sonstige notwendige Produktions-Technik werden im Camp aus optischen sowie Sicherheitsgründen teilweise in Fiberglas verpackt.

Frage: Ekel-Getränke wie der Kotzfruchtsaft bestehen nur zu einem sehr geringen Teil aus Kotzfrucht. In Wahrheit sind die Hauptbestandteile Wasser und Milch. Warum wird so verfahren?

Antwort: Aus Gründen der Trinkbarkeit werden einige Getränke verdünnt.

Frage: Das Fleisch wird so lange gekocht und bearbeitet, dass es nach nichts schmeckt. Wichtig ist nur, dass es zäh ist. Warum ist das wichtig?

Antwort: Das Fleisch wird nicht extra so bearbeitet, dass es nach nichts schmeckt. Es wird so lange gekocht, bis es verzehrbar ist.

Ein psychologisch interessanter Punkt! Natürlich wird extra vor Essensprüfungen laut genannt, dass es sich um Anusse oder Penisse handelt, doch geschmacklich sind sie eigentlich neutral. Doch alleine die Vorstellung lässt die Kandidaten bereits würgen. Würden sie es nicht wissen, wäre das aber nicht oftmals nicht so dramatisch.

Fazit

Natürlich ist im Dschungelcamp vieles nicht echt. Es gibt Topfpflanzen und Fiberglaspflanzen, um die ehemalige Farm „dschungeliger“ zu machen, einen künstlichen Teich und Wasserfall, bereitgelegtes Holz für das Lagerfeuer und Tiere aus Zuchten. Dies sollte nicht wirklich überraschen, denn im echten Dschungel würden die meisten Kandidaten wahrscheinlich nur kurze Zeit überleben.

Ob es wirklich Regieanweisungen im Dschungelcamp gibt, ist unklar und kann nicht überprüft werden, dazu gibt es auch nur einzelne Aussagen. Einige Kandidaten haben jedoch deutlich ihre emotionalen Traumata, die eher nicht geschauspielert sind, und einige verhalten sich vielleicht extra übertrieben – denn Kamerazeit kann den Gewinn bedeuten.

Klar ist jedoch, dass sich an dem Format auch weiterhin die Geister spalten werden: Für die einen ist das Dschungelcamp eine willkommene, geistlose Unterhaltung, für die anderen einfach nur geistlos und eklig und verteufeln RTL dafür.

Oder wie der ehemalige RTL-Chef Helmut Thoma einst sagte: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

Artikelbild: Pixabay


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