Irgendwann zwischen 1736 und 1741 soll ein Fischer im Pazifischen Ozean vor der japanischen Küste einen sehr ungewöhnlichen Fang gemacht haben: Eine Meerjungfrau. Der Fischer verkaufte die tote Meerjungfrau dann an eine wohlhabende Familie, und irgendwann landete die Mumie des Wesens in einem Tempel.
Japanische Forscher wollen nun herausfinden, ob die Mumie vielleicht echt ist – und erste Erkenntnisse gibt es schon.

Meerjungfrauen in der japanischen Mythologie

Wenn wir an Meerjungfrauen denken, fällt uns meistens Loreley, die Nixe des Rheins, ein oder die Disney-Version von Arielle. In Japan jedoch, wo diese Wesen Ningyo (人魚, auf Deutsch: „menschlicher Fisch“) genannt werden, wird ihr Aussehen anders beschrieben: golden glänzende Schuppen, ein Affenmund mit kleinen Zähnen und einer Stimme, die wie eine Lerche oder eine Flöte klingt.

Das klingt noch ganz in Ordnung, die Zeichnungen jedoch sehen dann weniger nach den hübschen Meerjungfrauen aus, wie wir sie uns hierzulande so vorstellen:

Eine japanische Meerjungfrau
Eine japanische Meerjungfrau, Quelle: KPC International

Laut einem japanischen Volksmärchen soll dem Prinzen Shotoku am Biwa-See ein Ningyo erschienen sein. Er erzählte ihm seine Geschichte, wonach er einst ein Fischer war, der in verbotenen Gewässern fischte und deshalb zur Strafe verwandelt wurde. Um für sein Vergehen zu büßen, bat er den Prinzen, ihm einen Tempel zu bauen, damit seine Überreste als Beispiel für die Heiligkeit des Lebens für jedermann sichtbar sein sollten.

Der Tempel ist heute als Tenshou-Kyousha-Schrein bekannt und beherbergt die mumifizierten Überreste des angeblichen Ningyo, dessen Echtheit aber angezweifelt werden darf.

Während es gleich mehrere Tempel gibt, die angebliche Ningyo ausstellen (immerhin ziehen sie viele Besucher an, da sie Glück bringen sollen), ist das Fangen einer Meerjungfrau eher ungünstig: Es soll Unglück und Stürme bringen, ein an den Strand angeschwemmter Ningyo sei ein Omen für Krieg.

Lesen Sie auch >   Elon Musk: Ablehnung seiner trans Tochter

Die Meerjungfrau von Asakuchi

Seit 40 Jahren soll sich diese Mumie im Besitz des Asakuchi-Tempels befinden. Ein Dokument aus dem Jahr 1903, welches offenbar von einem früheren Besitzer verfasst wurde, besagt, dass die Meerjungfrau zwischen 1736 und 1741 gefangen wurde.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Am 2. Februar entnahm Kozen Kuida, Hauptpriester des Enjuin-Tempels in Asakuchi in der Präfektur, das 30 Zentimeter lange Exemplar aus einer Kiste im CT-Scan-Raum der Veterinärklinik der Kurashiki University of Science and the Arts.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Mumie lag mit dem Gesicht nach oben auf einem Untersuchungstisch und schien in einem Schrei gefangen zu sein, während sie sich die Hände vor den Mund hielt. Zusätzlich zu Nägeln und Zähnen hat die Mumie Haare auf dem Kopf und Schuppen am Unterkörper.

Hiroshi Kinoshita, 54, Vorstandsmitglied der Okayama Folklore Society, stieß auf Hinweise über die Mumie, nachdem er bei der Lektüre der Unterlagen von Kiyoaki Sato (1905-1998), einem Naturhistoriker aus Satosho, auf ein Foto von ihr gestoßen war.

Erste Erkenntnisse gibt es bereits

Nach dem CT-Scan der Mumie sollen auch noch DNA-Test durchgeführt werden. Die kompletten Ergebnisse der Untersuchungen werden für den Herbst erwartet. Doch eine äußerliche Untersuchung der angeblichen Meerjungfrau-Mumie wird viele Nixen-Fans enttäuschen.

Demnach ist die Mumie als solche zwar echt, wurde jedoch künstlich hergestellt: Der Oberkörper besteht höchstwahrscheinlich aus einem Affentorso, der mit Menschenhaaren und Fingernägeln ausgestattet wurde und an den ein Fischschwanz angenäht wurde. Genaueres werden die Ergebnisse des CT-Scans zeigen, da es nicht die erste angebliche Meerjungfrau-Mumie wäre, in deren Inneren sich Holz und Metall findet:

Fazit

Aus nachvollziehbaren Gründen lassen die meisten Tempel, in denen angebliche Meerjungfrau-Mumien ausgestellt werden, keine Untersuchungen zu, schließlich soll der Glaube der Tempel-Besucher nicht erschüttert werden. Bisher untersuchte Mumien konnten jedoch noch nie als echt verifiziert werden, und wir können stark davon ausgehen, dass auch der aktuelle Mumien-Fund sich (leider?) als von Menschen gemachter Mythos entpuppen wird.

Lesen Sie auch >   Kamala Harris und das Kokosnuss-Emoji: Ein Social Media Trend

Weitere Quellen: National Geographic, Anomalien, Japan Inside, StokeonTrent,

Auch interessant:

Viele Kinder, die „Arielle, die Meerjungfrau“ gesehen haben, möchten danach einen Urlaub am Meer verbringen.
Faktencheck: Der Archäologe und das Skelett der Meerjungfrau

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)