Die Behauptung

Eine häufig verbreitete Behauptung ist, dass Asylwerber und Asylberechtigte höhere Sozialleistungen erhalten als österreichische Staatsbürger mit durchschnittlichem Einkommen.

Unser Fazit

Diese Behauptung ist irreführend und beruht auf falschen Berechnungen. Asylwerber und Asylberechtigte erhalten nicht mehr Sozialleistungen als österreichische Staatsbürger mit einem durchschnittlichen Einkommen.

Was sind die Hintergründe zur Behauptung, Österreicher würden weniger Sozialleistungen erhalten als „Asylanten“?

Fehlinterpretationen in der Sozialleistungsdebatte

In der heutigen Informationsflut sind Fehlinformationen und Halbwahrheiten leider keine Seltenheit, vor allem wenn es um sensible Themen wie Sozialleistungen für Asylwerber und Asylberechtigte geht.

Dieser Artikel beleuchtet die Wahrheit hinter einer oft wiederholten Behauptung und klärt auf, was Fakt und was Fiktion ist.

Gerüchte/Behauptungen zu „Österreicher in Not“-Geldleistungen

Es kursiert das Gerücht, dass Asylwerber und Asylberechtigte mehr Geld vom Staat bekommen als österreichische Staatsbürger mit einem durchschnittlichen Gehalt.

Screenshot Facebook "Österreicher in Not"
Screenshot Facebook „Österreicher in Not“ (hier archiviert)

Diese Behauptung wird oft von einschlägigen Gruppierungen verbreitet und basiert auf veralteten oder falschen Berechnungen. Diese Gegenüberstellung schlägt in die altbekannte Kerbe, dass einige „für Nichtstun“ höhere Sozialleistungen erhalten als andere „für Arbeiten“.

Bewertung

Vergleiche zwischen den Sozialleistungen für Asylwerber und Asylberechtigte und den Gehältern österreichischer Staatsbürger zeigen, dass diese Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen. Derartige Vergleiche wurden bereits in der Vergangenheit widerlegt. SOS Mitmensch veröffentlichte dazu im September 2011 eine Richtigstellung.

Die Fakten

  • Falsche Berechnungen: Die Berechnungen, mit denen diese Behauptungen untermauert werden, sind häufig fehlerhaft. Sie berücksichtigen nicht die tatsächlichen Sozialleistungen, die Asylsuchende und Asylberechtigte erhalten, und überschätzen häufig deren Höhe.
    Verdient ein Arbeitnehmer monatlich 1.728,36 Euro brutto verdient, ergibt sich nach Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuer ein Nettogehalt von 1.428,01 Euro. Dieser Betrag liegt deutlich über dem, was in der fehlerhaften Rechnung angenommen wurde. Berücksichtigt man zusätzlich die Familienbeihilfe für drei Kinder, die im niedrigsten Fall gemäß der Beispielrechnung angesetzt wird, erhöht sich das Einkommen auf etwas mehr als 1.800 Euro.
  • Unterschiede zwischen Asylbewerbern und Asylberechtigten: Oft wird nicht klar zwischen Asylbewerbern und Asylberechtigten unterschieden. Die Bezeichnung „Asylant“ sagt nichts darüber aus, welchen Status die Person hat. Asylberechtigte erhalten Sozialhilfe, während Asylwerber nur Anspruch auf Grundversorgung haben.
  • Vergleich mit Durchschnittsgehältern: Die Vergleiche berücksichtigen nicht die tatsächlichen Durchschnittsgehälter österreichischer Staatsbürger. Ein Facharbeiter verdient in der Regel mehr als in den fehlerhaften Berechnungen angegeben. Aktuelle Daten eines Jobportals zeigen, dass das Gehalt für Facharbeiter in ausgeschriebenen Stellen zwischen annähernd 30.000 Euro und fast 47.000 Euro jährlich variiert, mit einem mittleren Jahresgehalt von etwa 36.800 Euro.

Weiterführende Informationen

  • Hintergrund und Geschichte: Die Behauptungen und falschen Berechnungen haben eine lange Geschichte und wurden bereits mehrfach widerlegt. Trotzdem werden sie weiterhin in sozialen Medien und von bestimmten politischen Gruppen verbreitet.
  • Bedeutung für die öffentliche Wahrnehmung: Diese Falschinformationen tragen zu einem verzerrten Bild der Sozialhilfe in Österreich bei und können zu sozialen Spannungen und Missverständnissen führen.

Fazit

Das Sharepic kursiert seit mindestens 13 Jahren im Internet. Die Zahlen sind fehlerhaft, die Ausführungen irreführend, da keine klaren Angaben gemacht werden.

Um sich vor Falschinformationen zu schützen, empfehlen wir, sich immer auf vertrauenswürdige Quellen zu verlassen und kritisch zu hinterfragen, was in sozialen Medien geteilt wird.

Quelle: DPA

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