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Orbán: 10 Bäume für Neugeborene – Das verstrahlte trojanische Pferd?

Autor: Andre Wolf

Artikelbild Orban: Shutterstock / Von Belish
Artikelbild Orban: Shutterstock / Von Belish

Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán hat in seiner Politik scheinbar eine 180 Grad-Wende hingelegt. Wurde Klimaschutz in den vergangenen Jahrzehnten als unwichtiges politisches Feld angesehen, hat der ungarische Premier längst erkannt, dass seine neue Zielgruppe durchaus an Klimaschutzmaßnahmen Interesse hat.

Das Wichtigste über Orbán und seine Rede in Kürze:

Regierungschef Viktor Orbán hat ein Klimapaket angekündigt. Er will Bäume pflanzen lassen, fossile Brennstoffe einsparen und Atomenergie fördern.

Das Ziel, für jedes neugeborene Baby in Ungarn zehn Bäume zu pflanzen, lässt die ungarischen Wälder laut Angaben der Regierung bis 2030 um 27 Prozent wachsen und stellt einen Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets dar, um Ungarn bis 2030 zu 90% autark von fossilen Energiequellen, also „klimaneutral“, zu machen (wir haben zu dieser Aussage einen Faktencheck HIER).

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Doch es geht noch um viel mehr in Orbáns Ankündigungen, es geht um fossile Brennstoffe, aber auch um Atomenergie. Im Detail bedeutet dies die Verzehnfachung der Sonnenenergiegewinnung und die schrittweise Reduzierung von Kohlekraftwerken bzw. Kohlenenergie und der flächendeckende Einsatz von Nahverkehrsmitteln mit Elektroantrieb, wie etwa bei Elektrobussen.

Wo ist der Haken bei der Sache?

Die Problematik, die ein derart radikales Umdenken birgt, ist die Frage, wie ein relativ kleines Land, das seit Jahrzehnten wirtschaftlich wächst und erhöhten Energieverbrauch hat, auf einmal auf Kohle und sonstige fossile Brennstoffe verzichten kann. Welche Alternativen bleiben Orbán?
Einfache Antwort: Atomkraft.

Stand 2018 sind in Ungarn derzeit vier Reaktorblöcke aktiv mit einer Bruttoleistung von 2.000 MV, damit liegt der Anteil an der gesamten atomaren Stromerzeugung bei ungefähr 50 Prozent.

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Zwei weitere Reaktorblöcke, die bis 2023 ans Netz gehen sollen, sind derzeit im Bau. Das ungarische Parlament hatte dem Bau der Erweiterung bereits 2009 zugestimmt. Die Blöcke haben je eine Leistung von 1.200 MW und kosten geschätzt 10-12 Mrd. Euro.

Die Problematik ist also offensichtlich: Während Mitteleuropa stark daran arbeitet, Atomkraftwerke eindämmen bzw. auslaufen zu lassen, werden in Ungarn neue Kraftwerke gebaut.

Ob Órbans Maßnahmen der Umwelt helfen bzw. nachhaltige Klimapolitik darstellen, ist umstritten.

Vereinfacht ausgedrückt, ist die Argumentation des Einsatzes von Atomenergie als „klimafreundliche“ Alternative zu fossilen Brennstoffen die klare Abgrenzung zwischen linker und rechter Umweltpolitik.

Die Anhänger der Atomkraft argumentieren seit geraumer Zeit mit den umweltfreundlichen Effekten der Atomenergie, während Gegner die Gefahren eines Unfalles (z.B.: Tschernobyl) und die Endlagerungsproblematik hervorheben und die Atomenergie für diese nicht als „saubere“ Energie gilt.
Zusammengefasst ist aus der Ankündigung des Premiers Viktor Orbán deutlich zu entnehmen, dass selbst konservative Regierungen das Thema Klimaschutz für sich entdeckt haben und diese auch aufgrund ihrer neuen angepeilten Zielgruppe mit diversen Maßnahmen versuchen prominent zu platzieren.

Das Versprechen für jedes Neugeborene zehn Bäume zu pflanzen, ist für die Gegner dieser Umweltpolitik ein trojanisches Pferd, mit dem unter dem Vorwand, das Klima zu schützen, weiter Atomenergie gefördert wird, welche für den Großteil von Klimaschützern nicht als saubere Alternative gilt.

via

Autor: Alexander Herberstein, Artikelbild Órban: Shutterstock / Von Belish

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