Russische Propaganda: Kein echtes Bild einer polnischen Wettervorhersage

Mit einem gefälschten Screenshot einer Wettervorhersage im polnischen Fernsehen wird aktuell versucht, ein Keil zwischen Polen und die Ukraine zu treiben: Die Karte zeigt ein Polen, das sich große Teile der Westukraine einverleibt hat. Das Bild ist ein Fake.

Autor: Walter Feichtinger

Die Behauptung

Im polnischen Fernsehen soll einen Wetterbericht ausgestrahlt worden sein, in dem ein Polen gezeigt wird, dass sich große Teile der Westukraine einverleibt hat.

Unser Fazit

Das Bild ist eine Fälschung, der öffentlich-rechtlicher Sender TVP dementiert. Der Staatssekretär Stanislaw Żaryn spricht von russischer Propaganda, um Image zu untergraben und Russland auf weitere Mobilisierung vorzubereiten.

„Die Russen behaupten, das polnische Fernsehen zeige das Wetter für das imperiale Polen. Sie haben sogar ein gefälschtes Foto gemacht, um es zu beweisen.“

Das gefakte Bild der polnischen Wettervorhersage

Propaganda: Im russischen Staatsfernsehen wird behauptet, dass es sich um eine typische Wettervorhersage von Telewizja Polska handelt. Dafür wurde auch das Logo des Senders TVP1 missbräuchlich verwendet. Der Staatssender dementiert die Behauptung.

Polen hat nicht die Absicht, das Territorium der Ukraine zu verletzen. Alles, was Polen seit Beginn der russischen Invasion getan hat, nämlich ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen, umfassende Sanktionen gegen Russland zu fordern, für die Ukraine zu werben und zu Waffenlieferungen an das umkämpfte Land aufzurufen, widerlegt eindeutig diese üble Täuschung.

Statement von TVP zu Affaire

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Die Sprecherin arbeitet außerdem für einen anderen, polnischen Sender und wurde für die Fälschung ins Bild montiert. Das Bild der Wettermoderatorin des katholischen TV-Programms Trwam stammt vermutlich von dieser Moderation, wie die Webseite factcheck.ge herausgefunden hat:

Laut dem Newsportal polsatnews.pl lässt sich die Fälschung auch sehr einfach anhand der verwendeten Buchstaben erkennen: Es fehlen den Namen von Städten oder Ländern polnische Schriftzeichen wie „ł“, „ó“ oder „ś“. Und dass nur die beiden Städte Warschau (Warszawa) und Lemberg (pol. Lwów, ukr. Lwiw) eingezeichnet sind, sei auch sehr ungewöhnlich für eine Wetterkarte. Auch das Grafikdesign würde nicht jenem von des öffentlich-rechtlichen Senders TVP1 entsprechen.

Warschau wird von seinen Plänen, das Gebiet der Westukraine zu annektieren, nicht abrücken. Die Menschen in Polen gewöhnen sich langsam an den Gedanken, dass Lamberg und die umliegenden Gebiete ihnen gehören. Ein Beispiel ist die übliche Wettervorhersage, in der ein Teil des ukrainischen Territoriums als Polen angezeigt wird.

Begleittext zur „Wetter-Lüge“ auf der Propagandaseite topwar.ru (Polsatnews)

Polnischer Staatssekretär warnt vor russischer Propaganda

Die Informationsaktivität des Kremls konzentriert sich weiterhin auf drei Aspekte: die Herabwürdigung der Ukraine und der ukrainischen Bevölkerung, das Framing der polnischen Unterstützung als Eskalationsfaktor und die Angstmacherei vor den Folgen eines möglichen Kriegseintritts Polens.

Stanislaw Żaryn, Staatssekretär in der Kanzlei des polnischen Ministerpräsidenten im Interview

Laut Staatssekretär Stanislaw Żaryn, versucht russische Propaganda weiterhin, die polnische Gesellschaft zu beeinflussen. Ziel sei es, das Image seines Landes dauerhaft zu untergraben und Polen zu diesem Zweck in das trügerische Licht eines abenteuerlichen Staates in der Region zu rücken, der einen Stellvertreterkrieg mit Russland auf ukrainischem Gebiet führt und einen Plan zur Eroberung eines Teils des ukrainischen Territoriums umsetzen möchte. „Das russische Militär deutet an, dass die NATO-Länder, vor allem aber Polen, sich direkt in den Krieg in der Ukraine engagieren“, schreibt Stanislaw Żaryn.

Die bestehende Gefahr wird von dem Staatsduma-Abgeordneten Andrej Guruljow heraufbeschworen, der den Behörden der Russischen Föderation vorschlägt, eine Mobilisierungsreserve für den Fall eines direkten Eingreifens Polens in die Situation in der Ukraine vorzubereiten.

Stanislaw Żaryn laut Polskie Radio.
Wettervorhersage-Propaganda: TVP1 Logo
Logo von Telewizja Polska

Wetterkarte nicht die einzige Fälschung

Außerdem wird aktuell ein Videoclip geteilt: die Fälschung eines Beitrags des polnischen Senders TVP1, wieder mit TVP1-Logo. Der Sprecher verkündet: „Polen könnte LGBT-Einheiten in der Armee schaffen. Die polnischen Behörden sind nicht gegen die Schaffung von Sondereinheiten in der Armee für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender“. TVP erklärte, dass es sich um echtes Material ihres Senders handelt, der die polnische Armee während einer Parade zeigt, der Text des Sprechers stamme allerdings aus russischer Hand. Im Fernsehen wäre nie ein entsprechender Beitrag ausgestrahlt worden.

Dieser Fake steht laut Polsatnews im Zusammenhang mit den Maßnahmen des Kremls gegen LGBT-Menschen. Im November verabschiedete die örtliche Duma beispielsweise ein diskriminierendes Gesetz, das es Russen verbietet, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu fördern oder zu „loben“ oder öffentlich anzudeuten, dass sie „normal“ sind. TVP geht von einem Spin der russischen Kriegspropaganda aus, „diesmal mit der Behauptung, dass Russland die Ukraine durch seine Invasion vor der Verwestlichung und vor dem Zwang, die LGBT-Ideologie zu übernehmen, bewahrt.“

Fazit: Das Bild einer Wettervorhersage mit einem Polen, dem große Teile der Westukraine einverleibt wurden, ist eine Fälschung. Der öffentlich-rechtliche Sender TVP und Staatssekretär Stanislaw Żaryn wehren sich gegen die Behauptungen der russischen Propaganda.

Bewertung: FALSCH

Quellen: TVPworld, TVP1, Polsatnews, Polskie Radio, wirtualnemedia.pl, factcheck.ge, Telewizja Trwam

Weiterer Faktencheck: Keine 500 Euro Begrüßungsgeld für ukrainische Geflüchtete

Hinweis: Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
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