RKI-Files Skandal? Ein Faktencheck

Die vermeintlichen Enthüllungen der RKI-Protokolle entpuppen sich bei näherer Betrachtung als weitgehend bekannte Fakten, nicht als fundamentaler Skandal.

Autor: Tom Wannenmacher

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Die Behauptung

Die kürzlich skandalisierten Protokolle (RKI-Files) offenbaren angeblich neue Bedenken bezüglich der COVID-19-Impfstoffe und Lockdown-Maßnahmen.

Unser Fazit

Eine Recherche zeigt, dass die in den Protokollen diskutierten Punkte bereits bekannt und öffentlich thematisiert wurden. Die aktuelle Aufregung beruht auf einer Kontextverzerrung.

Die Enthüllung der RKI-Files: Ein tiefgreifender Blick in die Krisenprotokolle

Die erstmals öffentlich zugänglichen Protokolle (Zeitraum Januar 2020 bis April 2021) des Corona-Krisenstabs des Robert-Koch-Instituts (RKI), die nach einer erfolgreichen Klage des der Corona-Leugner-Szene nahestehenden Magazins „Multipolar“ freigegeben wurden, geben auf über 1.000 Seiten trotz einiger Schwärzungen detaillierte Einblicke in die internen Beratungen.

Kernfragen zur Enthüllung der RKI-Files: Einblicke, Reaktionen und offene Fragen


Die „RKI Files“ sind über 200 schriftliche Protokolle des Krisenstabs des Robert Koch-Instituts (RKI). Sie reichen von Januar 2020 bis April 2021 und umfassen mehr als 2000 Seiten. Journalist Paul Schreyer veröffentlichte sie unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz. Die Protokolle enthalten maßgebliche Einschätzungen des RKI zu Corona-Maßnahmen und Freiheitseinschränkungen.

Die Brisanz ergibt sich aus der entscheidenden Rolle der RKI-Einschätzungen für Lockdown und weitere Maßnahmen zu Beginn der Pandemie, insbesondere der Risikoeinschätzung von „mäßig“ zu „hoch“ und den Diskussionen über Herdenimmunität durch Impfung, was Fragen zur Unabhängigkeit des RKI und den politischen Einflüssen aufwirft.

Die Protokolle wurden erst verspätet veröffentlicht, da es langwierige juristische Verfahren gegen die Schwärzung der Dokumente gab. Der Journalist Schreyer entschied sich, die Papiere zum Jahrestag der Gefährdungseinschätzung durch das RKI zu veröffentlichen.

Das RKI argumentiert, dass die Schwärzungen aus rechtlichen Gründen angemessen sind, um die Namen von Mitarbeitenden und andere sensible Informationen zu schützen. Es wurde erneut Klage gegen diese Schwärzungen erhoben.

Obwohl die Medien über die Inhalte berichtet haben, sind politische Reaktionen begrenzt. Gesundheitsminister Lauterbach betonte die Unabhängigkeit des RKI. Kritiker wie das abberufene Mitglied des Bayerischen Ethikrats, Christoph Lütge, sehen in den Protokollen eine Bestätigung von Überlegungen des RKI zu Impfstoffen, Lockdowns und Maskenpflicht, die früher als Verschwörungstheorien abgetan wurden.

Nein, die Informationen waren öffentlich bekannt und diskutiert.

Nein, diese Empfehlung basierte auf soliden Daten zu Nebenwirkungen.

Nein, die Protokolle beziehen sich auf indirekte Effekte in Afrika, nicht auf Deutschland.

Nein, die Behörden haben transparent über Wirksamkeit und Sicherheit kommuniziert.

Die Entscheidungen wurden von der Politik auf Basis der Empfehlungen von Experten und Behörden getroffen.

Nicht unbedingt. Die RKI-Files, also die Protokolle und Dokumentationen des Robert Koch-Instituts bezüglich seiner Maßnahmen und Entscheidungen während der Corona-Pandemie, legen nahe, dass die getroffenen Entscheidungen auf dem zu dem Zeitpunkt besten verfügbaren Wissen und im Kontext der damaligen globalen Lage basierten. Dies bedeutet nicht automatisch, dass jede Entscheidung im Nachhinein als „richtig“ angesehen werden kann, da sich Wissensstände und Umstände schnell ändern können, besonders in einer so dynamischen und unvorhersehbaren Situation wie einer Pandemie.

Die Wissenschaft ist von Natur aus ein iterativer Prozess, der auf der Sammlung und Bewertung von Daten beruht. Mit neuen Informationen können sich auch Empfehlungen und Entscheidungen ändern. Kritische Reflexion und Bewertung vergangener Maßnahmen sind daher essenziell, um aus Erfahrungen zu lernen und zukünftige Reaktionen auf ähnliche Krisen zu verbessern. Die Betrachtung der RKI-Files unter diesem Gesichtspunkt ist wichtig, um ein umfassendes Verständnis der Entscheidungsprozesse und der Herausforderungen, mit denen sich das RKI konfrontiert sah, zu erlangen.

Während einige Aspekte aus den Protokollen möglicherweise falsch interpretiert oder überbewertet wurden, ist es wichtig, Transparenz und kritische Diskussionen zu fördern. Dennoch zeigt die Analyse, dass viele der angeprangerten „Enthüllungen“ bereits bekannt oder missverstanden wurden.


Im Detail:

Diese Veröffentlichung hat in sozialen Medien und einigen Presseberichten Aufregung ausgelöst. Die Diskussionen um die sogenannten ‚RKI-Files‘ beinhalten auch unbegründete Behauptungen. Es wird behauptet, dass das Institut unter politischem Druck seine Risikoeinschätzung zu COVID-19 geändert hätte. Bei genauer Betrachtung hat dieser Vorwurf jedoch keine Grundlage und missinterpretiert aus dem Kontext gerissene Dokumententeile.

Die angebliche politische Einflussnahme

Ein genauer Blick auf die Protokolle und die zeitlichen Abläufe entlarvt die Vorwürfe als weitgehend haltlos. Tatsächlich war die Risikoeinschätzung, wie sie im Protokoll vom 16. März 2020 festgehalten wurde, eine Reaktion auf das rapide Ansteigen der Infektionszahlen in Deutschland und weltweit. Die Entscheidung des RKI, das Risiko von „mäßig“ auf „hoch“ einzustufen, war bereits vorbereitet und wartete lediglich auf die Freigabe durch eine intern nicht namentlich genannte Person – entgegen der Behauptung, dies sei auf externen, politischen Druck geschehen.

Der Kontext der Entscheidung

Die Kritiker übersehen, dass die Infektionszahlen in Deutschland und global einen deutlichen Anstieg verzeichneten, was ein klassisches Zeichen für exponentielles Wachstum darstellt. Von Anfang März bis Mitte März stiegen die Fälle in Deutschland von 262 auf über 6.000. Zudem hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) COVID-19 bereits am 11. März zur Pandemie erklärt. Diese Datenpunkte unterstreichen, dass die RKI-Entscheidung auf einer soliden epidemiologischen Grundlage stand und nicht aus der Luft gegriffen war.

Die Irreführung durch Auslassung

Ein wesentlicher Aspekt, der in der hitzigen Debatte oft untergeht, ist die Natur wissenschaftlicher und politischer Entscheidungsfindung in Krisenzeiten. Das RKI und andere Gesundheitsbehörden weltweit mussten auf der Grundlage sich schnell ändernder Datenlagen und unter enormem Druck Entscheidungen treffen. Die Protokolle zeigen, dass das RKI die Situation sorgfältig abgewogen hat, einschließlich der Vor- und Nachteile verschiedener Maßnahmen. Letztlich lag die Entscheidung über die Umsetzung dieser Empfehlungen bei der Politik, basierend auf dem aktuellen Wissensstand.

Die aktuelle Aufregung beruht auf einer Kontextverzerrung. Aber warum ist dem so?

Dass die aktuelle Aufregung rund um die RKI-Protokolle auf einer Kontextverzerrung beruht, lässt sich durch mehrere Faktoren erklären:


Viele der in den Protokollen verwendeten Formulierungen sind fachspezifisch und können ohne entsprechendes Hintergrundwissen missverstanden werden. Die öffentliche Diskussion neigt dazu, einzelne Aussagen aus ihrem wissenschaftlichen und zeitlichen Kontext zu reißen, was zu Fehlinterpretationen führen kann.

Die Entscheidungen und Einschätzungen des RKI wurden unter den Bedingungen einer sich schnell entwickelnden Pandemie getroffen, basierend auf den zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Daten. Was retrospektiv als unzureichend oder falsch erscheinen mag, war oft eine Reaktion auf die damalige Unsicherheit und den besten verfügbaren Wissensstand.

Die öffentliche Debatte neigt dazu, komplexe wissenschaftliche Abwägungsprozesse zu vereinfachen. Dies führt zu einer verzerrten Wahrnehmung von Unsicherheiten und Diskussionen innerhalb des RKI als Zeichen von Inkompetenz oder Manipulation, anstatt sie als normalen Teil des wissenschaftlichen Prozesses zu verstehen.

Die Pandemiemaßnahmen wurden zunehmend politisiert, was zu einer polarisierten Wahrnehmung führt. Informationen werden oft durch die Linse politischer Überzeugungen interpretiert, was zu einer selektiven Wahrnehmung und Bewertung der Fakten führt.

Die Verbreitung von Verschwörungstheorien trägt dazu bei, Misstrauen gegenüber offiziellen Quellen und Institutionen zu schüren. Dies führt dazu, dass selbst routinemäßige oder vernünftige Maßnahmen und Einschätzungen in einem verdächtigen Licht gesehen werden.

Soziale Medien und einige Medienkanäle haben eine Tendenz, kontroverse Inhalte zu verstärken. Sie bieten eine Plattform, auf der extreme Meinungen und Fehlinformationen eine breitere Öffentlichkeit erreichen können, was zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität beiträgt.


Insgesamt führen oben angeführte Faktoren dazu, dass die Diskussion um die RKI-Protokolle von einer Kontextverzerrung geprägt ist. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Informationen kritisch zu hinterfragen und sich um ein umfassendes Verständnis der zugrundeliegenden Fakten und Zusammenhänge zu bemühen.

Offizielle Klarstellung des RKI vom 25.3.3024: Kontext und Perspektiven der Krisenstab-Protokolle


Die Krisenstab-Protokolle sind Zusammenfassungen von Diskussionen, die innerhalb des COVID-19-Krisenstabs des RKI stattgefunden haben. Diese Diskussionen spiegeln den offenen wissenschaftlichen Diskurs wider, in dem verschiedene Perspektiven angesprochen und abgewogen werden. Einzelne Äußerungen im Rahmen solcher Diskussionen spiegeln jedoch nicht zwangsläufig die dann abgestimmte Position des RKI wider.

Die Protokolle geben die Diskussionen und Entscheidungen im Krisenstab zum jeweiligen Zeitpunkt und Kenntnisstand wieder. Kontext und Datengrundlagen werden allerdings nicht immer erwähnt, da diese in anderen Unterlagen zur Verfügung standen, wie z.B. den Tages- und Wochenberichten (nach wie vor auf den RKI-Internetseiten zugänglich) oder anderen Veröffentlichungen. Deshalb müssen die Protokolle immer in ihrem Kontext gesehen und interpretiert werden.

Zur Einordnung des Protokolls vom 16.03.2020 ist zu erinnern, dass die Infektionszahlen in Deutschland sehr stark stiegen (siehe tägliche Situationsberichte und insbesondere die beiden Berichte vom 15. und 16.3.2020, – jeweils Abbildung 3 „Epidemiologische Kurve“), dass die WHO am 11. März die Pandemie ausgerufen hat, dass in Bergamo im Februar/März sehr viele Menschen an Covid-19 starben, dass mehrere Länder kurz vorher ein Einreiseverbot verhängt haben (darunter die USA), dass mehrere Länder das öffentliche Leben heruntergefahren haben (Spanien, Italien).

Verschiedene Medien haben gemutmaßt, dass die Hochstufung der Risikoeinschätzung nicht unabhängig erfolgte. Das ist falsch. Richtig ist vielmehr, dass hinter der Schwärzung in dem Satz „Die Risikobewertung wird veröffentlicht, sobald (Name geschwärzt) ein Signal dafür gibt“ ein RKI-Mitarbeiter steht.

Schwärzungen von Namen bei Herausgabe interner Protokolle an die Öffentlichkeit sind üblich und dienen dem Schutz der Mitarbeitenden.

Stand: 25.03.2024

Quelle: RKI


Fazit

Die Debatte um die RKI-Files sollte uns daran erinnern, dass in Krisenzeiten fundierte, wissenschaftlich basierte Entscheidungen unabdingbar sind. Es ist entscheidend, Informationen kritisch zu hinterfragen, aber ebenso wichtig, sich nicht in unbegründeten Verschwörungstheorien zu verlieren. Lasst uns aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft besser zu gestalten.

In der Auseinandersetzung mit den RKI-Protokollen und den Entscheidungen während der Pandemie können Fragen und Zweifel auftreten, insbesondere wenn Informationen aus dem Kontext gerissen oder missverstanden werden. Wissenschaft ist ein dynamischer Prozess, der sich mit neuen Daten und Erkenntnissen weiterentwickelt.

Es ist daher wichtig zu betonen, dass es normal ist, dass sich Erkenntnisse ändern und angepasst werden müssen. Die Entscheidungen des RKI basierten auf dem jeweils aktuellen Wissensstand. Dieser konnte sich in einer so beispiellosen Situation rasch ändern. Transparenz und Dialog sind essenziell. Kritik ist ein wichtiger Teil einer lebendigen Demokratie. Jedoch sollte Kritik auf einer fundierten Basis erfolgen und den kontinuierlichen Lernprozess aller Beteiligten berücksichtigen.

Hinweis: Die langfristigen Auswirkungen von Desinformation und die Notwendigkeit von Faktenprüfungen sind eine Herausforderung. Oft verankern sich ungenaue Darstellungen tief im Gedächtnis derjenigen, die bereits von Unsicherheit geplagt sind. In ähnlichen zukünftigen Ereignissen könnten diese verfestigten Vorstellungen erneut aufgegriffen werden, um Zweifel zu säen. Dieses Szenario wiederholt sich immer wieder. Faktenprüfungen sind notwendig, um die Informationsintegrität zu wahren und die öffentliche Diskussion vor Verzerrungen durch Falschinformationen zu schützen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Faktenprüfungen durchgeführt werden.

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