BILD berichtete nicht über Ukrainer, die das Haus ihrer Gastgeber niederbrannten!

Als Screenshot und als Video kursiert die Behauptung, die BILD habe über ukrainische Flüchtende berichtet, die das Haus ihrer Gastgeber niederbrannten. Doch es handelt sich um einen deutlich nachweisbaren Fake!

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Ein Screenshot eines Artikels und ein Video sollen zeigen, dass ukrainische Flüchtende das Haus ihrer Gastgeber niederbrannten.

Unser Fazit

Sowohl der Screenshot, als auch das Video sind nachweisbare Fakes, um gegen ukrainische Flüchtende zu hetzen.

Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine befinden sich derzeit auch hierzulande viele Flüchtende. Und gewisse Kreise, die schon seit Jahren immer wieder Fakes über Flüchtende verbreiten, scheuen sich auch nicht davor, nun auch über Ukrainer Fakes zu verbreiten. Dazu gehört ein vermeintlicher Screenshot eines Artikels und ein Video, beides sei ein Beweis, dass die BILD über Ukrainer berichtete, die leichtfertig das Haus ihrer Gastgeber niederbrannten.
Doch der Screenshot und das Video sind relativ leicht durchschaubare Fakes!

Der verbreitete Screenshot

Dieser vermeintliche Screenshot eines BILD-Artikels kursiert in einschlägigen Kreisen:

Der Fake-Screenshot eines BILD-Artikels
Der Fake-Screenshot eines BILD-Artikels

Optisch sieht der Screenshot aus wie mit einem Smartphone gemacht. Als Foto ist ein brennendes Haus zu sehen, die Überschrift soll lauten „Ukrainische Flüchtlinge wollten eine russische Flagge verbrennen, brannten aber schließlich das Haus nieder, in dem sie untergebracht waren“.

Den Artikel gab es nie!

Fehler Nr. 1 des Screenshots ist die Rubrik „Ukraine-Krise“ oben rechts, die es auf der Seite der BILD gar nicht gibt. Auch eine Suche nach dem angeblichen Artikel ist erfolglos. Und dann ist da noch die ellenlange Überschrift: Jeder, der Artikel der BILD kennt, weiß, dass die Überschriften keine solche kleinen Romane sind, worauf auch Timo Lokoschat, stellvertretender Chefredakteur der BILD, auf Twitter hinweist:

Das Foto jedoch zeigt tatsächlich einen Brand in dem hessischen Ort Walluf – und zwar am 18. Juli 2013. Bei einem Dachstuhlbrand in Oberwalluf entstand ein erheblicher Sachschaden in Höhe von 300.000 Euro, verletzt wurde niemand.

Das Video

Bei dem Video haben sich die Ersteller sichtlich Mühe gegeben, es wie einen Videobericht der BILD aussehen zu lassen – aber eben nur „Mühe gegeben“, also Schulnote 5, denn bereits optisch ist erkennbar, dass es nicht von der BILD stammt.

Am Anfang ist eine Szene zu sehen, die, erkennbar am dunkelblauen Himmel, gegen Abend gedreht wurde: Zu sehen ist eine Tesla-Spule, durch deren Blitze eine russische Flagge zu brennen beginnt.

Die Tesla-Spule in dem Video
Die Tesla-Spule in dem Video, Quelle: YouTube

In dem Video ist als Wasserzeichen @marek415 zu sehen, dabei handelt es sich um den Instagram-Account von Marek Novotný (siehe HIER). Tatsächlich veröffentlichte er mehrere Videos mit Tesla-Spulen, das Video mit der russischen Flagge ist dort jedoch nicht mehr zu finden, und das aus gutem Grund:

Auf eine Anfrage von AFP erklärte er, dass er das Video als stillen Protest gegen den Krieg Russlands gegen die Ukraine anfertigte und vor zwei Monaten auf YouTube und Instagram hochlud, es aber von Instagram wieder löschte und auf YouTube auf Privat stellte, da er auf mehrere Fakes aufmerksam wurde, die sein Video, das er in Tschechien drehte, aufmerksam wurde und nicht möchte, dass es weiter für Fakes missbraucht wird.

Als Nächstes ist in dem gefälschten BILD-Video das brennende Haus zu sehen – bei Tag (!), während die Tesla-Spule doch deutlich am Abend gefilmt wurde, also ein klassischer logischer Anschluss-Fehler:

Der Dachstuhl-Brand aus dem Jahr 2013
Der Dachstuhl-Brand aus dem Jahr 2013

Oben verwiesen wir bereits darauf: Das Video zeigt einen Dachstuhlbrand in dem hessischen Ort Walluf – und zwar am 18. Juli 2013. Bei dem Brand wurde niemand verletzt.

Der letzte Abschnitt des Videos zeigt eine junge Frau in einem verkohlten Raum. Sie erzählt weinend, dass dies der Schlafplatz ihrer krebskranken Mutter war.

Auch kein aktuelles Video
Auch kein aktuelles Video

Dieser Teil des Videos stammt tatsächlich von der BILD – allerdings aus einem Livestream vom 27. Januar 2021.

Dieser Livestream zeigt auch gleichzeitig den größten Fehler des Fake-Videos auf: Die komplette Gestaltung.

MIMIKAMA
Echtes BILD-Video und Fake-Video

In den echten Videos der BILD ist das Logo links oben, ein Banner mit dem Thema ist eingeblendet, ein Nachrichtenticker läuft darunter. Zudem sind sämtliche Buchstaben immer großgeschrieben.
In dem Fake-Video ist das Logo oben rechts, die Meldung läuft in einem Ticker mit weißer Schrift auf rotem Grund, es wird Groß- und Kleinschreibung verwendet.

Fazit

Sowohl der vermeintliche Screenshot, als auch das Video sind einzig und alleine dazu angefertigt worden, um gegen ukrainische Flüchtende zu hetzen und bedienen dabei die Optik der BILD, um glaubwürdiger zu wirken.

Weitere Quellen: dpa, AFP

Auch interessant:

In einem Video sollen die Folgen eines nächtlichen Angriffs auf die Bahn in der Region Lemberg, Ukraine, zu sehen sein. Doch dieses stammt aus dem Jahr 2013 und hat eine komplett andere Ursache.
Video zeigt keine russischen Angriffe auf ukrainische Bahn

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.