Nein, dieser Zug wurde nicht von Russen bombardiert
Als ob nicht schon genug Propaganda über den Krieg Russlands gegen die Ukraine kursiert, mischen sich nun auch noch Trolle ein, die ukrainische Propaganda fälschen und damit Russland einen Gefallen tun: Nein, dieser Zug wurde nicht von Russen bombardiert, dies wurde auch nie von Ukrainern behauptet.
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Die Behauptung
Ein Foto soll einen ukrainischen Zug zeigen, der von Russland bombardiert wurde.
Unser Fazit
Bei dem Foto handelt es sich um einen bombardierten Zug in Serbien im Jahr 1999, welches von einem Twitter-Nutzer, der schon desöfteren Falschmeldungen verbreitete, fälschlicherweise und absichtlich als einen Angriff Russlands auf einen ukrainischen Zug beschrieben wurde.
Manche finden es vielleicht „witzig“, andere behaupten, es sei „Satire“ oder „Sarkasmus“ (besonders, nachdem ihre Falschbehauptung enttarnt wurden), aber sie bemerken nicht, wie sehr sie damit unnötige Unruhe stiften und nur Öl ins Feuer gießen. So jüngstens bei einem Tweet, indem behauptet wird, dass ein ukrainischer Zug von Russen bombardiert wurde – eine Falschbehauptung, die von russischen Accounts dankbar aufgegriffen wurde, um einen vermeintlichen Beweis vorführen zu können, dass die Ukraine gefälschte Propaganda verbreitet.
Der vermeintlich bombardierte ukrainische Zug
Ein sehr typisches Beispiel von „Hey Leute, das war nur Sarkasmus, warum regt ihr euch so auf?“ ist dieser Tweet:
In einem Tweet behauptet ein Nutzer, dass auf dem Foto ein ukrainischer Personenzug zu sehen sei, der von Russen bombardiert wurde: „The evil Russians bombed a Ukrainian passenger train“.
Erschwerend kommt bei diesem Tweet noch hinzu, dass es von jemandem mit einer US-Flagge im Namen geschrieben hat, was den Verschwörungsmythos untermauert, dass es sich um einen Stellvertreterkrieg der USA gegen Russland handele.
Wie schon oben geschrieben: Von offizieller, russischer Seite werden solche Falschbehauptungen dankbar aufgenommen:
Das Foto ist aus Serbien 1999!
Das Foto mit dem zerstörten Zug stammt bereits aus dem Jahr 1999. Im Jahr 2019, zur zwanzigjährigen Gedenkfeier an die Verstorbenen, wurde es wieder in Artikeln veröffentlicht, beispielsweise HIER.
Am 12. April 1999 bombardierte die NATO während des Kosovo-Krieges die Morava-Brücke in Serbien, während der Schnellzug D 393 die Brücke passierte. Ein Kampfflugzeug der NATO schoss zwei Gleitbomben auf die Brücke, die aber beide stattdessen den Zug trafen.
Bei den Angriffen starben in dem Zug 14 Menschen, 16 weitere wurden verletzt. Die Bombardierung löste damals eine heftige Kontroverse aus, da die USA den Vorfall als „Kollateralschaden“ abtat, Reporter der Frankfurter Rundschau jedoch aufdeckten, dass die der Presse gezeigten Aufnahmen der Gleitbomben mit 4,7-facher Geschwindigkeit abgespielt wurden und es dadurch nur so aussah, als ob der Zug viel schneller fuhr.
„Es war doch nur Sarkasmus“
Erst drei Tage später, nachdem viele Twitternutzer unter dem Tweet kommentierten, versuchte sich der Ersteller der Falschbehauptung damit zu rechtfertigen, dass es ja nur „Sarkasmus“ gewesen sei:
For those of you who aren’t aware, I’m being sarcastic.
— Paleoman M.D. 🇺🇸 (@paleomanmd) October 17, 2022
I am very well aware that this is a picture of when NATO bombed a Serbian passenger train.
Dies wird ihm jedoch nicht geglaubt, da er bereits mehrfach solche Falschbehauptungen verbreitet hat:
No you got caught trying to lie. There is nothing sarcastic in your tweet just failed propaganda. We have seen you lot using pictures & videos from Syria, Iraq, Palestine & Libya claiming they are from Ukraine. You were caught red handed lying
— Sigananda (@jolikaqakeza) October 17, 2022
„Nein, du wurdest beim Versuch zu lügen erwischt. Dein Tweet hat nichts Sarkastisches an sich, sondern ist einfach nur misslungene Propaganda. Wir haben gesehen, wie du und deinesgleichen Bilder und Videos aus Syrien, Irak, Palästina und Libyen verwendest und behauptest, sie kämen aus der Ukraine. Du wurdest auf frischer Tat beim Lügen ertappt“
Fazit
Bei dem Foto handelt es sich um einen bombardierten Zug in Serbien im Jahr 1999, welches von einem Twitter-Nutzer, der schon desöfteren Falschmeldungen verbreitete, fälschlicherweise und absichtlich als einen Angriff Russlands auf einen ukrainischen Zug beschrieben wurde.
Weitere Quellen:
Faktograf, dpa
Auch interessant: In Deutschland stiegen die Zustimmungswerte zu propagandistischen Aussagen und Verschwörungstheorien über den russischen Angriffskrieg in den letzten Monaten deutlich.
– Deutschland stimmt prorussischen Verschwörungstheorien immer deutlicher zu
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