14 Wölfe in Allentsteig, Niederösterreich? – Fake!

Aktuell kursiert ein Video in sozialen Medien, das ein 14-köpfiges Wolfsrudel – aufgenommen von einer Wildkamera – in Niederösterreich zeigen soll.

Autor: Claudia Spiess

Die Behauptung

Ein virales Video soll Aufnahmen einer Wildkamera in Allentsteig, Niederösterreich, zeigen. Zu sehen ist hier ein 14-köpfiges Wolfsrudel.

Unser Fazit

Der zuständige Bezirksjägermeister erklärt das Video für einen Fake: Es stamme nicht aus Allentsteig. Veröffentlicht wurde es von Andrew Hendry unter anderem auf YouTube. Der Timestamp gibt den 30.11.2021 als Aufnahmedatum an. Laut seiner Beschreibung wurde es in British Columbia, Kanada, aufgenommen.

Die Aufregung ist immer groß, wenn es um Wölfe geht. Gemischte Gefühle tauchen bei den Menschen auf. Angst mischt sich mit Faszination. Auf der einen Seite stehen beispielsweise Viehbauern, die Angst um ihre Herdentiere haben. Auf der anderen Seite finden sich Tierschützer, die es begrüßen, wenn Wölfe sich nach und nach ihre Reviere zurückerobern.

Nun soll in Allentsteig in Niederösterreich ein 14-köpfiges Wolfsrudel unterwegs sein. Aufnahmen einer Wildkamera zeigen, wie sich die stattlichen Tiere ihren Weg hintereinander, wie an einer Perlenkette aufgefädelt, durch den Winterwald bahnen.

Screenshot Facebook "Wölfe, Alleinsteig mit Wildkamera" (sic!)
Screenshot Facebook „Wölfe, Alleinsteig mit Wildkamera“ (sic!)

Das Video sei ein Fake, berichtet die NÖN. Nach Anfrage beim zuständigen Kommandanten des Truppenübungsplatzes des österreichischen Bundesheeres in Allentsteig Oberst Herbert Gaugusch sowie bei Bezirksjägermeister Manfred Jäger erhielt die NÖN die Auskunft: „Wo immer dieses Video aufgenommen worden ist, aus Allentsteig stammt es sicherlich nicht.“

Dass es in Allentsteig Wölfe gibt, ist bereits länger bekannt. Das erste Rudel siedelte sich hier 2016 an, wie der Kurier berichtet.

Woher stammen die Aufnahmen dann?

Auf Reddit findet sich dasselbe Video, gepostet am 13. Dezember 2022, mit der Information, dass die Aufnahmen des Wolfsrudels aus der Türkei stammen soll. Hierzu finden sich jedoch keine weiteren Informationen, das Video ist eine Sackgasse.

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Über die Bilderrückwärtssuche gelangen wir aber schließlich zu einem Instagram-Beitrag, der ebenfalls jenes Video zeigt und dankenswerterweise auf den Urheber verlinkt: Andrew Hendry, Professor für Ökoevolutionäre Dynamik an der McGill University in Montreal, Kanada. (Danke, Mia!)

MIMIKAMA
Screenshot Instagram @miatyler

Andrew Hendry hat auf seinem YouTube-Kanal einen Zusammenschnitt mehrerer Videos veröffentlicht, da die Menschen wohl begeistert von „seinem“ einäugigen Wolf zu sein scheinen, wie er auf Twitter schreibt.

In der Videobeschreibung auf YouTube erklärt Hendry: „Vor über zwei Jahren haben wir einen einäugigen Wolf gesehen, der in der Dominanzhierarchie ganz oben steht. Hier ist ein Video, das einige seiner Abenteuer zeigt. (Er ist nicht immer leicht auszumachen – aber er ist immer da.)“

In diesem Video-Zusammenschnitt findet sich ab Minute 1:19 der Ausschnitt, der nun als „Video aus Allentsteig“ geteilt wird. Der Timestamp gibt hier als Aufnahmezeitpunkt den 30.11.2021 an. Das Video ist also nicht aktuell.
Hendry hat außerdem in den Hashtags zum Video „britishcolumbia“ angeführt. Das Video stammt also aus Kanada. – Weit weg von Allentsteig, weit weg von Niederösterreich, weit weg von Europa.

Dies ist somit auch stimmig mit der Aussage des Bezirksjägermeisters, dass derartige Wölfe, wie sie im Video zu sehen sind, in Österreich nicht vorkommen.

Andrew Hendry „Where the one-eyed wolf is king“ / YouTube

Fazit

Bewertung: FALSCH
14 Wölfe in Allentsteig, Niederösterreich? – Fake!

Das Video stammt nicht aus Niederösterreich, Allentsteig.

Es wurde im November 2021 in Kanada, British Columbia, von einer Wildkamera aufgenommen und von Andrew Hendry unter anderem auf Instagram und TikTok veröffentlicht.

Nun wird es geteilt – allerdings mit der falschen Angabe, das Wolfsrudel befände sich in der Türkei oder eben in Niederösterreich. Letztere Meldung geht nun viral, ist aber schlichtweg nicht korrekt.

Quelle:

NÖN, Kurier, YouTube / Andrew Hendry

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