Verstaubte Autos stehen aufgereiht nebeneinander. Hunderte, gar tausende Autos fristen nutzlos ihr Dasein auf Flughäfen oder ähnlichen Abstellplätzen.

Es sind jene Bilder großer Stellflächen, die uns schockieren und zu fragen geben, was nur in der Autoindustrie los ist. Diese Bilder müssen wir in zwei Schritten betrachten, je nach ihrer Veröffentlichung. Denn es handelt sich bei diesen Bildern – je nach Veröffentlichung und Verwendung, mal um keinen Fake, an anderer Stelle dann doch wiederum um eine Falschdarstellung. Beginnen wir jedoch mit der Erstveröffentlichung dieser Bilder im Jahre 2009.

Hier gilt: die Fotos an sich sind echt. Es handelt sich dabei um keine Manipulation in dem Sinne. Viele dieser Fotos findet man in einem Artikel aus dem Guardian, welcher unter dem Titel “Growing stocks of unsold cars around the world” den Anstieg von Neuwagen auf Halde beschreibt, da diese nicht verkauft werden. Ganz wichtig: wir befinden uns bildlich im Jahre 2009. Zum Jahr 2009 darf man nicht vergessen, dass es sich um ein Rezessionsjahr handelte [1][2]. Die Finanz- und Wirtschaftskrise aus dem Vorjahr machte sich deutlich bemerkbar, auch die Exporte brachen ein. Und exakt in dieser Zeit entstanden die Bilder von zahllosen Fahrzeugen, die auf großen Parkflächen standen.

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Also alles kein Fake?

Nun, für diese Bilder gilt jedoch eine gewisse Restriktion: sie gelten für das Jahr 2009 und ihre damaligen wirtschaftlichen Umstände. Insofern waren sie für diesen Zeitraum kein Fake. Im Jahr 2014 wurde jedoch bei “Zero Hedge” ein Artikel veröffentlicht, in dem exakt diese Bilder der parkenden Fahrzeuge erneut genutzt wurden. Und dort kann man lesen:

Timestamp: Friday, May 16th, 2014. There are hundreds of places like this in the world today and they keep on piling up…

Man findet dort also Bilder aus dem Jahr 2009 vor, nennt jedoch den Inhalt als “today” (also “heute”). Zwischen den Bildern und dem Artikel liegen somit 5 Jahre. Das sind 5 Jahre, in denen natürlich viel geschehen ist und sich auch die Wirtschaft wieder erholt hat. Die Stauungen an Neuwagen, wie sie im Jahr 2009 zu sehen waren, gab es natürlich 2014 in diesem Ausmaß nicht mehr, im Gegenteil: nach jahrelangen Problemen galt 2014 als gutes Jahr für die Automobilbranche [3] [4] [5]. Genau das hat augenscheinlich auch der Autor des Artikels auf “Zero Hedge” bemerkt und in dem Artikel angemerkt, dass beispielsweise bei Nissan Sunderland all die abgebildeten Fahrzeuge verschwunden seien.




Dennoch zieht er den falschen Schluss daraus, da er von einem plötzlichen entfernen und “recyclen” ausgeht:

UPDATE: Currently May 16th, 2014, all of these cars at the Nissan Sunderland test track have disappeared? Now I don’t believe they have all suddenly been sold.  I would guess they may have been taken away and recycled to make room for the next vast production run.

Er begeht weiterhin den Fehler, dass er die Bilder aus dem Jahr 2009 als “aktuell” (also für das Jahr 2014 gültig) ansieht. In diesem temporären Zusammenhang sind die Bilder jedoch nicht korrekt.

Und nun kommen die Übersetzungen

Ein weiteres Problem stellen nun die deutschen Übersetzungen dar (vergleiche [6] [7]). Diese sind speziell auf Unterhaltung und  Dramatik ausgelegt und basieren auf dem Artikel von Zero Hedge. Inhaltlich wurde in den jeweiligen Artikel so stark gekürzt, dass sogar die Jahreszahlen nicht mehr erscheinen und das selbstkritische Update nicht zu sehen ist, Diese Artikel wirken nur noch optisch und bauen ein pauschal allgemeingültiges Szenario auf. Die historische Einordnung fehlt schlichtweg und als Leser gewinnt man den Eindruck, diese Bilder seien aktuell. Die deutschen Übersetzungen verweisen jedoch auf ihre Basis mit der kurzen Angabe “via: zerohedge.com. Insofern unterliegen sie bereits dem Gedankenfehler, wie er schon bei Zero Hedge entstanden ist. Daher lebt die Fehldarstellung von Zero Hedge bis heute weiter und hat im deutschsprachigen Raum sogar eine  Eigendynamik gewonnen.

Abgesehen davon

Ja natürlich gibt es Areale, auf denen Neuwagen geparkt werden. Als Pufferzonen, zum Disponieren oder tatsächlich zum temporären Abstellen. Das ist weder neu, noch generell einer Wirtschaftslage geschuldet. Am Ende werden diese Fahrzeuge oft unter Preis oder über Zuteilungen verkauft.

Und überhaupt *zwinker*

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)