Das Marktwächter-Team warnt vor Anwälten und Schutzvereinen, die Geschädigte ungefragt kontaktieren. LKA und Staatsanwaltschaft ermitteln.

Dem Marktwächter Finanzen liegen Verbraucherbeschwerden aus zehn Bundesländern zu Kanzleien und Anlegerschutzvereinen vor. Diese sprechen gezielt Verbraucher an, die am Grauen Kapitalmarkt Verluste erlitten haben. Nach Einschätzung der Marktwächterexperten versuchen diese Anwälte, mit Versprechungen beispielsweise zur Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen, Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ein besonders drastischer Fall: Mitte Juni durchsuchten die Staatsanwaltschaft Gera und das LKA Thüringen eine Kanzlei in Jena wegen des Verdachts auf Betrug in Verbindung mit unerlaubter Werbung. Verbraucherschützer warnen vor dieser Masche.

Entwickeln sich Beteiligungen nicht wie versprochen oder ist das Unternehmen, in das man investiert hat, insolvent geworden, wollen Anleger retten, was zu retten ist. Hinweisen durch Verbraucher zufolge machen sich einige Anlegeranwälte diese Situation zunutze mit dem Ziel, die Geschädigten als Mandanten zu gewinnen.

Kanzleien und Anlegerschutzvereine kontaktieren ungefragt geschädigte Anleger und stellen beispielsweise in Aussicht, Schadensersatzansprüche noch durchsetzen oder einen laufenden Anlagevertrag aufheben zu können. „Sie suggerieren Dringlichkeit, bauen Zeitdruck im Hinblick auf Verjährungsfristen auf und haken nach, wenn die Angeschriebenen nicht reagieren“, berichtet Wolf Brandes, Teamleiter des Marktwächters Finanzen bei der Verbraucherzentrale Hessen.

Beschwerden über Kanzleien und Vereine

Bundesweit gibt es vermehrt Verbraucherbeschwerden zu Anwaltskanzleien und Anlegerschutzvereinen. Verbraucher beschwerten sich beispielsweise über PWB Rechtsanwälte (Jena), BKR Partnerschaftsgesellschaft (Jena), DVS Deutscher Verbraucherschutzring (Jena) sowie DAKS Deutscher Anleger- & Kommanditistenschutz (Berlin), iipk Informations- und Interessengemeinschaften privater Kapitalanleger c/o SVB Bernhard Ehlen (Minderlittgen), Targetum Treuhand (Hamburg) und Thiel & Collegen Rechtsanwälte (Hamburg).

Bezahlen für nutzlose Informationen

Wie Verbraucher berichten, wurden sie über die Kosten meist nicht ausreichend aufgeklärt. So folgen der oftmals kostenlosen Ersteinschätzung hohe Rechnungen.

Das grundsätzliche Ärgernis: Nach Einschätzung des Marktwächter-Teams sind die Versprechungen häufig haltlos und die Rechtsgrundlagen zum Teil fragwürdig. Geschädigte Anleger schilderten, dass ihnen zweifelhafte Vergleiche oder Güteverfahren in Aussicht gestellt wurden. „Wir halten diese Hilfsangebote oft für sinnlos und überflüssig. Es entsteht der Eindruck, dass einige Kanzleien und Schutzvereine Mandate gewinnen wollen, die als Massenverfahren wenig Aufwand bedeuten“, so Brandes.

Die Marktwächter prüfen derzeit, ob das Verhalten dieser Kanzleien die Grenzen des Wettbewerbs überschreitet, und leiten gegebenenfalls rechtliche Maßnahmen ein.


Unsere virtuelle Faktencheck-Bewertungsskala: Bei der Überprüfung von Fakten, in der Kategorie der „Faktenchecks„, nutzen wir eine klare Bewertungsskala, um die Zuverlässigkeit der Informationen zu klassifizieren. Hier eine kurze Erläuterung unserer Kategorien:

  • Rot (Falsch/Irreführend): Markiert Informationen, die definitiv falsch oder irreführend sind.
  • Gelb (Vorsicht/Unbewiesen/Fehlender Kontext/Satire): Für Inhalte, deren Wahrheitsgehalt unklar ist, die mehr Kontext benötigen oder satirisch sind.
  • Grün (Wahr): Zeigt an, dass Informationen sorgfältig geprüft und als wahr bestätigt wurden.

Unterstütze jetzt Mimikama – Für Wahrheit und Demokratie! Gründlicher Recherchen und das Bekämpfen von Falschinformationen sind heute wichtiger für unsere Demokratie als jemals zuvor. Unsere Inhalte sind frei zugänglich, weil jeder das Recht auf verlässliche Informationen hat. Unterstützen Sie Mimikama

Wenn dir unsere Arbeit gefällt und du findest, dass sie dir weiterhilft, ist es dir vielleicht 4,50 EUR im Monat wert, uns zu unterstützen? Mit einem kleinen Beitrag kannst du dazu beitragen, dass wir weiterhin Fehlinformationen entgegenwirken und die Öffentlichkeit aufklären.

Mehr von Mimikama

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)