Mehrere Beiträge der landesweit bekannten Streetartkünstlerin „Barbara.“ wurden von Facebook und Instagram gelöscht.

Die Beiträge, die gelöscht wurden, waren jedoch harmlos. Die Künstlerin sieht sich jetzt in ihrer künstlerischen Freiheit eingeschränkt, da sie Angst haben muss, dass Facebook wieder eines ihrer Kunstwerke willkürlich für rechtswidrig erklärt und ihre Seite mit immerhin über 600.000 Likes löscht.

Die Künstlerin Barbara., deren Beiträge deutschlandweit bekannt geworden sind und die 2016 auch den Grimme Online-Award gewann, kam aus einer Social-Media-Pause über den Jahreswechsel zurück, um festzustellen, dass Facebook und Instagram vier ihrer Beiträge entfernt hatten und der Künstlerin drohten, bei weiteren Verstößen die Social-Media-Konten zu löschen, die zusammen immerhin eine Millionen Menschen erreichen.

Auf Facebook schreibt die anonym bleibende Künstlerin:

https://www.facebook.com/ichwillanonymbleiben/posts/1815250275173987

IKlartext:

„Es waren (aus meiner Sicht) völlig harmlose Beiträge, die sich gegen rechtsradikale Schmierereien und diskriminierende Schilderbotschaften gerichtet haben, ihr kennt meine Arbeit“

Barbara lies uns die betreffenden Fotos zukommen:

MIMIKAMAMIMIKAMAMIMIKAMAMIMIKAMA

Fotos: Barbara.

Entfernt könne sie sich die Gründe schon vorstellen:

Mir ist zum Beispiel bewusst, dass auf einem Schild das Wort „Ar…loch“ steht. Aber es richtet sich gegen keine ersichtliche Person und steht grob gesagt auch dafür, dass die vermeintlichen „Gutmenschen, die nur singen und klatschen können“, auch mal giftig antworten können. Abgesehen davon dürfte dann auch zum Beispiel „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten nicht mehr auf Facebook auftauchen

Sie sieht darin ihre künstlerische Freiheit im Netz und auch die aller anderen bedroht:

„Ich sehe die Freiheit im Internet dadurch mehr als nur bedroht, sie wird aus meiner Sicht dadurch ruiniert.
Wie soll Satire im Internet funktionieren, wenn die Satiriker dem Urteil von privaten Firmen ausgesetzt sind, die sich als Richter aufspielen.
Um das klar zu sagen: Ich bin auch der Meinung, dass etwas unternommen werden musste, um Hass und Gewaltandrohungen im Internet einzudämmen. Wenn zum Beispiel etwas strafrechtlich relevant ist, dann gibt es dafür das Strafrecht.
Aber Satire kann in den sozialen Netzwerken unter den gegebenen Umständen nur noch zensiert stattfinden.
Es beginnt schon mit der Zensur im Kopf. Ich muss mir jetzt gut überlegen, ob ich einen Beitrag poste oder nicht, denn die Gefahr, dass meine Seite komplett gelöscht wird, ist allgegenwärtig.“

Die Zensur durch Facebook, die im Namen der Gemeinschaftsstandards rigorose und für viele nicht nachvollziehbar prüde Vorschriften im Bezug auf Nacktheit durchsetzt, war bereits vorher gegeben, nun weitet sich das Problem, auch wegen des NetzDGs auf Satire aus. Anstatt zu wenig zu löschen, lösche Facebook jetzt zu viel.

„Das war auch vorher schon so, bezog sich aber meistens auf die Darstellung von Nacktheit, dem prüden amerikanischen Verständnis davon, dass ein weiblicher Nippel etwas Schreckliches ist, nichtmal eine stillende Mutter durfte gezeigt werden. Auch der weltberühmte David von Michelangelo durfte nicht gezeigt werden, weil man seinen Pipimann sehen konnte. (Stand sogar in den FB-Gemeinschaftsstandards)
Damit musste und konnte ich irgendwie leben, aber willkürliche Zensur meiner Arbeit durch Privatfirmen, die offensichtlich nicht die geringste Ahnung von Satire haben, empfinde ich als unwürdig und es erstickt meinen Schaffenswillen im Hinblick auf die sozialen Netzwerke.“

Auch der Satiriker Shahak Shapira beschwert sich über das Löschen von Satire-Beiträgen, „overblocking“ genannt. Er vermutet, dass die sozialen Medien dadurch Stimmung gegen das von ihnen stark kritisierte NetzDG machen wollen.

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Inzwischen hat Facebook zwei Beiträge Barbaras – ohne Begründung – wieder online gestellt. Barbara sagt dazu:

Immerhin ist es ein Zeichen des Entgegenkommens, wenn auch wieder ohne Begründung. An der Grundproblematik ändert sich erstmal nichts. Aber wenigstens scheint die Kritik nicht vollkommen ins Leere zu laufen. Ich hoffe auf eine möglichst breite Diskussion zu dem Thema, denn es geht uns alle etwas an.“

Barbara. im Netz:

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