Es gibt zwar durchaus einige skurrile Datingshows, die hier  aber nicht!

Wenn politisch rechtsgeneigte Seiten sich an Satire versuchen, wird es für die Stammleser jener Seiten problematisch: Denn was da teilweise als Satire sogar gekennzeichnet ist, wird von den Lesern bitterernst genommen, da das Muster jener Satiremeldungen in das eigene Weltbild passt.

Ein gutes Beispiel dafür ist dieser Artikel, zu dem uns Anfragen erreichten:

Screenshot: mimikama.org
Screenshot: mimikama.org

„Nach Erfolgsformaten wie „Bauer sucht Frau“ und „Schwiegertochter gesucht“ plant der TV-Sender RTL nun mit „Flüchtling sucht Frau“ eine Neuauflage. Der Kölner Privatsender RTL will sein Programm auffrischen und nach Erfolgsformaten wie „Bauer sucht Frau“ und „Schwiegermutter gesucht“ nun mit einer Staffel von „Flüchtling sucht Frau“ das heimische TV-Leben auffrischen. „Wir hatten mit unseren bisherigen Produktionen einen so großen Erfolg, da wollten wir auch einigen Flüchtlingen eine Chance geben“, so Marketing-Sprecher Olaf Jensen zur Nachrichtenagentur fna.“

Viele Nutzer lesen den Artikel gar nicht erst, sondern geben sich mit der Kurzbeschreibung auf Facebook zufrieden. Dabei gibt es zwei Hinweise, dass es sich dabei um keine echte Meldung handelt:

1. Es gibt keine Nachrichtenagentur fna. Vielmehr handelt es sich bei dem Kürzel  wahrscheinlich um die Abkürzung für „Fake News Agency“.

2. „Mut zur Wahrheit“ weist selbst in den Kommentaren darauf hin, dass es sich um Satire handelt.

Deutlicher wird es, wenn der Artikel geöffnet wird:

Screenshot: mimikama.org
Screenshot: mimikama.org

Weniger deutlich ist das auf einer anderen Seite, die den gleichen Artikel veröffentlicht hat – wobei unklar ist, wer hier von wem kopiert hat, da beide Artikel ohne Zeitangabe am 7. Dezember 2018 erschienen sind.

Screenshot: mimikama.org
Screenshot: mimikama.org
Bei dem „Berliner Express“ handelt es sich um eine Satire-Seite des  „Contra-Magazin„.

Sowohl „Mut zur Wahrheit“ als auch „Contra-Magazin“ veröffentlichen tendenziell gegen Migranten und den Islam gerichtete Artikel. Auch die Artikel der Tochterseite „Berliner Express“ sind so ausgerichtet, wenn auch satirisch aufbereitet.

Problemfall Satire bei Mimikama

Prinzipiell greift Mimikama keine Satire auf, um auf Satire hinzuweisen. Bei Satire handelt es sich ja auch nicht um eine Form der Fake-News. Satire ist eben Satire – und auch als solche zu konsumieren. Wir behandeln Satireseiten meist, wenn die Quelle nicht deutlich als Satire erkennbar ist, sie eine Scheinsatire betreibt oder es sich – wie hier – um eine junge und noch kaum bekannte Webseite handelt.

MERKE: Berliner Express = Satire

Oft bleiben Leser/innen schon beim so genannten “Teaser” (Facebookvorschau) hängen und prüfen den Inhalt gar nicht auf seinen Charakter.

Dabei ist es sehr einfach, einer Satire nicht auf den Leim zu gehen.

Welche Fragen sollte man sich als Leser/in stellen?

  • Wer schreibt? (Impressum)
  • Welchen Charakter hat die Webseite?
  • Welcher Gattung gehört der vorliegende Text an? (Entsprechende Anmerkung über dem Inhalt oder unter dem Inhalt vorhanden?)

Zusätzlich kann man noch die klassischen Prüfungen durchführen (falls überhaupt noch notwendig):

  • Inhaltlicher Gegencheck –> Suchmaschinen nutzen
  • Bildercheck –> Rückwärtssuche

Auch wenn es ein bisschen mehr Arbeit bedeutet, als nur eine Überschrift zu lesen: Am Ende lohnt es sich. Allein schon, weil man seine Nerven schonen und sich die Empörung ersparen kann. Im Notfall: Ruhe bewahren! Wer hinter die Kulissen blickt, entdeckt, dass man sich oft gar nicht so sehr in etwas reinzusteigern braucht.

Artikelbild: Shutterstock / Von Djomas

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)