Ein kurzes Video zeigt mehrere Personen und ein Kind, welches in den Rauch eines Feuers gehalten wird.

Ein Video soll beweisen, dass ein Kind an der Grenze zu Griechenland absichtlich zum Weinen gebracht wird.

Diverse Seiten und Accounts behaupten, dies sei, damit das Kind für die Kameras der Fotografen weint.
Tatsächlich aber wird dem Kind gegen Tränengas in den Augen geholfen, bevor es zu Ärzten gebracht wird.

In dem 23 Sekunden langen Video sieht man ebenfalls eine weinende Frau, die sich dem Kind zuwendet, ein Mann hält das Kind in den Rauch und klopft ihm auf den Rücken. Entstanden ist es an der griechischen Grenze, dazu wird behauptet, das Kind solle „für die Lügenpresse“ zum Weinen gebracht werden.

Um dieses Video handelt es sich:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

In sozialen Medien wurde das Video zahlreich verbreitet, dazu immer jene Behauptung, die auch unter dem Video zu lesen ist:

„Dem eigenen Kind einen Klapser geben und dann noch über den Rauch gehalten und schnell ab zur Lügenpresse, damit sie das angebliche Elend in die Glotze und an Merkel senden können und sich ein 2015 wiederholen kann!“

[mk_ad]

Die Quelle des Videos aus Griechenland

Am 2. März setzte der WDR-Journalist Tuncay Özdamar das Video auf Twitter:

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Gerade die ersten Worte des Tweets verraten und bereits, worum es in dem Video tatsächlich geht: „Tränengas gegen Kleinkinder“.
Ein wenig früher tweetete die TV-Reporterin Jenan Moussa das Video ebenfalls, die Beschreibung: „Children almost suffocating from tear gas fired by Greek guards at migrants gathered on Turkish Greek border“.

Rauch gegen Tränengas

Nur kurze Zeit später wurde das Video von englischsprachigen, einschlägigen Accounts neu hochgeladen und behauptet, die Kinder würden geschlagen werden, damit sie für die Kameras weinen:

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Wie die griechische Seite „Ellinika Hoaxes“ berichtet, dass sie während ihrer Recherchen zu dem Video auf viele Fotos von professionellen Fotografen stießen, auf denen Menschen zu sehen sind, die ihren Kindern mit Rauch gegen das Tränengas helfen wollen.

In diesem Video sieht man beispielsweise in den letzten Sekunden, wie ein Mann seine Augen mittels Rauch vom Tränengas befreien möchte:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

In dem verbreiteten Video sieht man ebenfalls sehr viel Rauch und Menschen mit Tüchern vor dem Gesicht, was gut zeigt, dass kurz vorher in diesem Gebiet Tränengas gesprüht wurde.

Auch die ARD-Journalistin Natalie Amiri bezeugt, diese Methode des Öfteren gesehen und angewandt zu haben:

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Medizinisch ist das sicherlich nicht die beste Methode, da Tränengas (welches streng genommen kein Gas ist) aus aktiven Chemikalien wie Chlorbenzalmalononitril (CS) und Chloracetophenon (CN) besteht, welche bei Raumtemperatur eine feste Struktur haben.
Die beste Methode ist es, jene soliden Teile mit seitlich geneigtem Kopf unter fließendem Wasser auszuspülen – aber sowas ist in jener Situation kaum machbar. Deswegen wird jene Wein-Methode angewandt, um die Augen noch stärker tränen zu lassen und die festen Chemikalien aus dem Auge zu spülen.

Die Seite „Ellinika Hoaxes“ bemühte sogar einen Übersetzer, der die Sprache in dem Video als Persisch, auch als Farsi bekannt) identifizierte.
Der Mann, der das Kind nimmt und rennt, sagt zu dem, der es über den Rauch hält: بیار ببرمش اوژانس

Zu Deutsch: „Bring sie in die Notaufnahme!

Dies erklärt auch, warum die Männer dann mit dem Kind wegrennen: Nicht etwa zu wartenden Fotografen, sondern zu Ärzten!

[mk_ad]

Fazit

Das Video wurde 200 Meter von der Grenzstation Kastania aufgenommen, wie „Ellinika Hoaxes“ ebenfalls ausführlich belegte. Dort wurde auch intensiv Tränengas eingesetzt.

Alle Punkte zusammengenommen – Einsatz von Tränengas, Personen mit Gesichtsschutz, Rauch, häufiger Einsatz von Rauch gegen Tränengas im Auge, erste Beschreibungen des Videos, Bestätigungen der Methode, Satz des Mannes im Video – lassen nur den Schluss zu, dass dem Kind tatsächlich gegen das Tränengas in den Augen geholfen werden sollte.

Auch interessant:

Unterstütze jetzt Mimikama – Für Wahrheit und Demokratie! Gründlicher Recherchen und das Bekämpfen von Falschinformationen sind heute wichtiger für unsere Demokratie als jemals zuvor. Unsere Inhalte sind frei zugänglich, weil jeder das Recht auf verlässliche Informationen hat. Unterstützen Sie Mimikama

Mehr von Mimikama

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)