In der Coronakrise steht auch das Sportangebot unter der Lupe, gerade aufgrund der Abstandsregeln. Dabei sind für Radfahren und Joggen erstaunliche Werte aufgetaucht.

Und zwar geht es da um eine Studie des der Wissenschaftlers Bert Blocken. Diese Untersuchung besagt, dass beim Joggen zwei Meter Abstand nicht reichen würden. Beim Radfahren erst recht nicht.

Diese Untersuchungen stammen aus Belgien und den Niederlanden, genauer gesagt von den Universitäten in Leuven und Eindhoven. Verantwortlich dafür ist Bert Blocken.

Diese Untersuchung hat mittlerweile auch Politiker erreicht, die daraufhin zwar Joggen und Radfahren nicht verboten haben, jedoch mahnend die Werte von 6 Metern oder gar 20 Metern Abstand ausgesprochen haben.

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Doch woher stammen diese Zahlen und was haben sie auf sich? Zunächst: Bert Blocken ist kein Virologe. Blocken ist auch kein Mediziner im weitesten Sinne, sondern Aerodynamiker.

Joggen & Radfahren: Aerodynamik

Blocken hat keineswegs untersucht, wie sich die Infektionsgefahr beim Radfahren und Joggen ist, darüber geben die Untersuchungen auch gar keinen Aufschluss. Gegenüber Deutschlandfunk.de betonte er:

 „Wir sind keine Virologen, wir sind Aerodynamiker und Ingenieure.“

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Was sagt diese Untersuchung denn nun aus? Im Kern geht es darum, wie sich ausgeatmete Tröpfchen verhalten können, wenn sie bei Bewegung ausgeatmet werden.

Dabei war es relevant, wie lange diese Luftwolke sich in entsprechender Höhe gehalten hat, bevor sie zu Boden gesunken ist. Bert Blocken sagte ebenfalls gegenüber Deutschlandfunk:

„Wenn Sie im Freien joggen und dabei Tröpfchen ausatmen, dann sind diese so leicht, dass sie sich nicht mit Ihnen mitbewegen. Sie bleiben in der Luftwolke hinter Ihnen zurück und benötigen einige Zeit, bis sie zu Boden fallen“

Missverstandene Aussagen und Kritik

Die Kollegen der Tagesschau Faktenfinder haben ebenfalls genauer auf die Studie geschaut und bemerkt, dass die Untersuchungen nicht gemacht wurden, um Radfahren oder Joggen verbieten oder erschweren zu können, sondern das Gegenteil sei der Fall. Sie sollte den Sportlern zu Unterstützung dienen.

„Wie groß die Ansteckungsgefahr durch Jogger wirklich ist, bleibt offen.“ – Faktenfinder Tagesschau

Ferner merken die Tagesschau Faktenfinder an, dass die Veröffentlichung der Studie durchaus in Fachkreisen auch Kritik erntete, da sie nicht von weiteren Wissenschaftlern vor ihrer Veröffentlichung begutachtet. Die Faktenfinder der Tagesschau schreiben dazu:

Wie seine Forschergruppe auf die Ergebnisse gekommen war und welche Bedingungen genau dafür zu Grunde gelegt wurden, geht aus dem Interview nicht hervor.

Dass daraufhin Politiker die Studie zum Anlass genommen haben, um vor Sport zu warnen oder gar Sport unter freiem Himmel zu verbieten, ist also nicht hinreichend begründbar, da vor allem außer Frage steht, dass Bewegung an frischer Luft gut für die Gesundheit ist, abgesehen davon, dass die Studie selbst an keiner Stelle behauptet, dass Radfahren oder Joggen gefährlich ist.

Es wurde in der Studie nicht untersucht, wie groß die Virenlast durch Jogger oder Radfahrer ist, so dass dazu keinerlei Angaben gemacht werden können.

Fazit:

Um es mit den Worten eines befreundeten Faktenprüfers zu sagen: Die Forscher raten NICHT vom Sport ab, sie haben auch nicht das Risiko einer Infektion untersucht (es sind keine Virologen) und sie schreiben auch nicht, man müsse in alle Richtungen 20 Meter Abstand halten – sondern die haben Luftströmungen untersucht und festgestellt, recht banal, dass man lieber nicht länger im Windschatten laufen oder fahren sollte.

Und selbst da kommen noch natürliche Faktoren wie beispielsweise Wind dazu. Die Studie sollte helfen, sich beim Sport sicher zu fühlen und vernünftig zu verhalten, nicht Menschen vom Laufen oder Radfahren abzuhalten.

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