Und verbreitet irreführende und falsche Behauptungen zu Grippetoten, Corona und Testabstrichen. Nach ihren eigenen Angaben wurde sie dafür gekündigt.

In einem Facebook-Post vom 4. Dezember 2020 zeigt sich eine Frau, die sich als Pflegerin herausstellt, vor leeren Krankenhausbetten und schreibt dazu: „Ich bin raus! Meine erste Kündigung in 17 jahren Pflege mit Beatmungsfunktion! […] Vielleicht ist es nicht clever leere Betten zu posten aus dem Corona Hotspot Nr.1 wenn man seinen Job behalten möchte aber es ist die Wahrheit.“

Außerdem stellt sie in dem Post weitere Behauptungen auf, die Corona im Gegensatz zur Grippe verharmlosen sollen. Ein CORRECTIV Faktencheck hat diese aber bereits größtenteils widerlegt.

Wer ist die Pflegerin?

CORRECTIV hat Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass die Frau wohl (freiberufliche) examinierte Altenpflegerin ist. Für den verwendeten Namen der Frau auf Facebook lässt sich auch ein Xing-Profil finden, wo jene Berufsangabe steht.

Auch bestätigte ein Berliner Krankenhaus, dass die Frau bei ihnen zwar nicht angestellt war, aber bereits als „Leasingkraft“, also als zeitweise hinzugeholte Arbeitskraft, beschäftigt wurde.

Dennoch bleibt bisher unklar, ob der Pflegerin, wie in dem Post vom 4. Dezember beschrieben, wirklich von einem Krankenhaus oder einer Personalagentur gekündigt wurde. CORRECTIV berichtet, dass die Frau selbst auf eine schriftliche Anfrage nicht antwortet.

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Die Bilder der Pflegerin von leeren Intensivbetten führen in die Irre

Somit ist es auch nicht ganz eindeutig, wie es zu den Bildern von den leeren Betten kam. Eine Sprecherin des Berliner Krankenhauses, in dem die Frau nicht aktuell aber mal als Leasingkraft gearbeitet hatte, gab CORRECTIV jedoch eine mögliche Erklärung:

„Die Fotos wurden wahrscheinlich […] auf der neu eingerichteten Covid-Station gemacht, die mit 48 Betten in Betrieb genommen wurde. Zuvor war die bisherige Covid-Station mit ca. 20 Betten ausgelastet. Das bedeutet, in den letzten Wochen gab es auf der ‘neuen’ Covid-Station zunächst freie Betten, die sich jedoch nach und nach gefüllt haben. Am vergangenen Dienstag [Anmerkung der Redaktion: gemeint ist der 8. Dezember] waren kurzfristig alle 48 Betten auf der Station belegt.“

Außerdem verwies sie darauf, dass der Senat das  Berliner Krankenhaus dazu angehalten hatte, bestimmte Betten-Kontingente für Covid-19-Patienten zu reservieren.

Indem die Frau leeren Betten postet, vermittelt sie den Eindruck, dass die Intensivstationen entgegen aller Befürchtungen eigentlich leer stehen und nicht für Covid-19-Patient*Innen benötigt werden. Laut DIVI-Register belegten aber in Berlin am 14. Dezember 31,8 Prozent der für Erwachsene verfügbaren Intensivbetten.

Behauptungen zu Grippe und Corona

Außerdem verharmlost die Pflegerin in dem Post Corona und behauptet, es sei nicht mal mit einer „leichten Grippe vergleichbar“. Demnach würden bei der Grippe bundesweit im Durchschnitt 25.000 Menschen sterben, doch dieses Jahr gebe es keine, dafür aber 9.000 Corona-Tote.

Zunächst ist Corona generell sehr ernst zunehmen. Daraufhin verweist auch das RKI in einem Epidemiologischen Bulletin vom 8. Oktober: „Eine höhere Letalität [Anmerkung der Redaktion: Letalität meint die Wahrscheinlichkeit zu sterben] und lange Beatmungsdauer unterscheiden Covid-19 von schwer verlaufenden Atemwegsinfektionen in Grippewellen“.

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Auch stimmen die Behauptung zu den Zahlen der Todesfälle laut CORRECTIV nicht. Die Sterblichkeitsrate der Grippe wird über die sogenannte Übersterblichkeit jährlich statistisch geschätzt.

Laut der Exzess-Schätzung von 2017/18 starben 25.000 Menschen, was aber ein ungewöhnlich hoher Wert war. Außerdem sind die laborbestätigten Fälle mit 1.674 Toten deutlich niedriger. In anderen Grippesaisons 2010/11, 2013/14 oder 2015/16 gab es laut den Schätzungen des RKI kaum Todesfälle.

Die Exzesschätzung wird gerne herangezogen, um mit der vermeintlich hohen Anzahl von Grippetoten zu argumentieren. Dazu hier ein Faktencheck von uns.

Außerdem ist die Zahl der Corona-Toten bereits deutlich höher als die Zahl von 9.000, die etwa dem Stand vom 9. Juli 2020 entspricht. Der Facebook-Beitrag stammt jedoch aus dem Dezember. Laut RKI sind bis zum 13. Dezember seit Beginn der Pandemie 21.787 Menschen aufgrund des neuartigen Coronavirus verstorben.

Behauptungen über Testabstriche

Hier behauptet die Pflegerin, dass man seinen Geruchs- und Geschmackssinn beim Corona-Testabstrich verlieren würde.  Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Junge-Hülsing schrieb dazu CORRECTIV: „Durch den Abstrich kann man weder seinen Geruchs- noch Geschmackssinn verlieren.“ Allerdings könne es zu Verletzung bei einer groben und fehlerhaften Durchführung kommen. Einzelberichte über Geruchs- und Schmackstörungen seien aufgetreten.

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