Derzeit haben viele Menschen Angst um ihre Haustiere, weil angeblich vergiftete Futterproben von Fressnapf unterwegs sind. Wir klären auf!

Seit wenigen Tagen scheint wieder der alte Fake im Umlauf zu sein, dass vergiftete Fressnapf Futterproben an die Haushalte verteilt werden. Das ist natürlich Unsinn! Das wollen wir gleich zu Beginn dieses Artikels klarstellen.

Der ganze Hokuspokus um die vergifteten Futtermittel hat sich im Laufe der Jahre zu einer urbanen Legende entwickelt. Diese haben wir schon mehrfach beschrieben, doch aufgrund der aktuellen Verbreitung der Geschichte werden wir nochmals darauf eingehen.

Faktencheck vergiftete Fressnapf Futterproben.

Die gesamte Geschichte reicht zurück bis in das Jahr 2016. Diese Warnung wurde in der Vergangenheit auch auf WhatsApp in Form eines Kettenbriefes verteilt, trat in den letzten 5 Jahren dann immer wieder in kleinen Wellen auf Facebook als Statusmeldung auf.

Und nun schreiben wir den Mai 2021. Eine dieser Wellen ist gerade auf ihrem Höhepunkt. Schon wieder ist es ein Sharepic, das verteilt wird:

Fressnapf Futterprben vergiftet? Nein!
Fressnapf Futterprben vergiftet? Nein!

Stimmt das?

NEIN! Es wurden nie eine giftige Futterprobe nachgewiesen. Es handelt sich um einen Kettenbrief, bzw. mittlerweile sogar um eine urbane Legende.

Die Entstehung dieser Warnung ist am Ende jedoch schon ein Wahnsinn, denn das Problem ist schon ein wenig hausgebacken, da im Februar 2016 eine Information seitens der Facebookseite Fressnapf Solingen Werderstraße herausgegeben wurde, die lediglich auf Mutmaßungen basierte.

Unsicherer und unkonkreter kann ein Anlass für eine Warnung eigentlich kaum sein. Der ursprüngliche – und übrigens nie nachgewiesene – Inhalt lautet:

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Man bemerkt beim Lesen bereits selbst, wie unkonkret hier geschrieben wird. Die Proben seien „angeblich” versendet worden und man spricht vom „norddeutschen Raum”. Ebenso wird schlichtweg spekuliert und ohne jeden Anlass das Schreckgespenst einer Giftwarnung aufgebaut. Nochmals, und das kann man retrospektiv nun anmerken, es wurden nie wirklich diese Art der Futterproben aufgefunden.

Andere Seiten und User haben auf Facebook diese Warnung nun auf ihre Weise interpretativ aufgenommen und aus den vagen Vermutungen und Konjunktiven auf einmal Bestätigungen und Indikative erstellt:

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Wir haben seinerzeit beim Fressnapf Solingen Werderstraße DIREKT angefragt und haben am 29.2.2016 folgende Antwort bekommen:

29.2.2016: Antwort Fressnapf

Es handelte sich bei dieser Veröffentlichung laut Antwort um einen Bezug auf ein Internschreiben. Aus diesem konnte die Filiale in Solingen entnehmen, dass es versendete Päckchen gab und dass ein Foto dieser Päckchen intern vorliege.

Fressnapf Solingen Werderstraße

Unter anderem steht in diesem Schreiben: “Es gibt bisher keine Information ob das darin enthaltene Futter in irgendeiner Art manipuliert wurde.”

2.3.2016: Fressnapf Deutschland

Unterdessen ging die Warnung vor vergifteten Futterproben Anfang  März 2016 stark viral. Nochmals zur Erinnerung: Gift wurde nicht gefunden. Aufgrund der starken Viralität sah sich Fressnapf DEUTSCHLAND in Zugzwang und antworte auf auf der Facebookseite der Kette unzähligen User-Anfragen:

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Man tappte also immer noch im Dunkeln, bat gleichzeitig jedoch potentielle Empfänger von Futtermittelsendungen, diese zu Untersuchungszwecken in einer Filiale abzugeben. Es wurden übrigens zu diesem Zeitpunkt weiterhin keine vergifteten Proben gefunden.

2.3.2016: Fressnapf Österreich

Wie es sich für eine gute urbane Legende gehört, muss diese natürlich grenzübergreifend sein. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich Menschen in Österreich Gedanken um vergiftete Futtermittelproben machten.  Der Statusbeitrag von “Fressnapf Solingen Werdersstraße” ist in Form eines Screenshots als Nutzeranfrage natürlich auch bei “Fressnapf ÖSTERREICH” angekommen:

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Besonders pikant an dieser Stelle ist ein Kommentar, in dem von angeblich 22 solcher Futterproben in Wien die Rede ist. „Man habe gehört, dass …”. Einen entsprechenden Nachweis hierfür hat es übrigens nie gegeben, es darf die Frage gestellt werden, ob hier nicht die ursprüngliche Warnung in Form einer Eigendynamik auf Wien übertragen und mit der Zahl 22 konkretisiert wurde.

2.3.2016: Fressnapf Schweiz

Auch in der Schweiz geisterte die Meldung umher. Das Social Media Team für die Fressnapf Schweiz Facebookseite griff das Thema auf und ging ebenso auf verunsicherte Kunden ein. Der Inhalt der Statusmeldung ist jetzt nichts weiter Neues, man bittet weiterhin darum, eine solche Futtermittelprobe doch dringend zu Untersuchungszwecken abzugeben.

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Was nun?

Eine vergiftete Futtermittelpackung wurde bis heute, also über mittlerweile FÜNF Jahre nach der ersten Warnung, nie hinreichend nachgewiesen. Daher haben wir es, wie so häufig bei urbanen Legenden, mit einem Phänomen zu tun, das aus der Dynamik seiner selbst entstanden ist.

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In dem Moment, als die Komponente des Gifts ins Spiel kam, bekam die Warnung natürlich eine gewisse Dramatik und erreichte auch eine größere Viralität. Diese Viralität kann man nicht mehr einfangen und sie hat bis heute überlebt.

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