Zu der Aufregung um den radikalen Islamismus passt es für Seiten wie dem „Netzplanet“ immer gut, noch ein wenig Öl in’s Feuer zu gießen.

Doch was, wenn sich in der aktuellen Presse partout nichts findet, was man verwenden könnte? Dann bastelt man sich einfach eine eigene Meldung.

Schweden: 12-Jähriger brutal verprügelt von Araber wegen blauen Augen

Wortlaut:

Schweden: 12-Jähriger brutal verprügelt von Araber wegen blauen Augen

Der 12-jährige Junge in der schwedischen Stadt Helsingborg wurde von arabischen Einwanderern derart zugerichtet, weil er blaue Augen hat.“

Weiter heißt es, dass der Junge „brutal verprügelt“ wurde, weil er 15-jährige Araber eine Provokation darin sah, dass der 12-jährige als seine Augenfarbe „blau-grün“ nannte, es solle sich jedoch um ein sprachliches Mißverständnis gehandelt haben.

Und nun das Kochrezept:

Man nehme erst einmal ein Bild eines Kindes, welches schwere Verletzungen im Gesicht hat. Blaue Augen sind auch gut, passen zum Artikel.

Weiterhin suggerieren wir im Text, dass es sich um das Bild des 12-jährigen handelt, ohne weiter darauf einzugehen.

Leider keine frische Zutat, denn das Bild ging nicht nur 2012 bereits auf Facebook rum, mit dem Titel „Teile dies, wenn du gegen Kindesmisshandlung bist“, sondern ist sogar noch älter, nämlich aus dem Jahr 2008 und zeigt ein 4-jähriges Mädchen, welches von einem Rottweiler angegriffen wurde und im Gesicht genäht werden musste.

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Screenshot: http://news.bbc.co.uk/

In den Kommentaren des Netzplanet-Artikels weist ein Leser sogar darauf hin, wobei der Netzplanet daraufhin auf die angegebene Quelle des Artikel verweist, eine ebenfalls eher hetzerische Seite, welche dem erstaunlich kurzen Text des Netzplaneten (jener bezog ihn aus der Quelle auf „Guttemberg-Art“, sprich: Copy &Paste) noch einen draufsetzt:

„Man sollte eigentlich den Staat auch vor Gericht stellen und die Integrationsbehörden sollten dem Jungen eine Leibesrente zahlen, auf Kosten der zugewanderten arabischen Muslimen!“

Aber schauen wir uns mal die zweite Zutat nun an, nämlich die eigentliche Meldung.

So ganz taufrisch ist die nämlich auch nicht, sondern stammt vom 28. Dezember 2013.

Die schwedische News-Seite „Fria Tider“ stellt den Vorfall auch weitaus nüchterner dar. Erst einmal wird in dem Original-Artikel nicht einmal angegeben, wie alt der schwedische Junge war, somit ist uns schleierhaft, wie der Netzplanet auf das Alter von 12 Jahren kommt.

Jener wurde von dem 15-jährigen arabischsprechenden Jungen auch nicht „brutal verprügelt“, sondern er gab ihm eine Ohrfeige.

Auch wurde der Junge nicht in der Pause weiter verprügelt, sondern es wurde ihm „nur“ angedroht. Die Lehrkräfte bekamen den Vorfall allerdings recht schnell mit, so dass es zu keinen weiteren Vorkommnissen kommen konnte.

Hintergrund des Vorfalls war wohl laut Aussagen des 15-Jährigen ein sprachliches Missverständnis, da das schwedische blågrön“ für blau-grün ähnlich klingt wie diverse arabische Beleidigungen. So reagierte auch der Täter, da er noch sagte, der Junge halte sich wohl für was Besseres. Eindeutig konnte dies jedoch nicht festgestellt werden.

Der Täter bekam nach schwedischem Gesetz eine Geldstrafe wegen Gewaltanwendung und Androhung von Gewalt.

Die Behörden schätzten den Vorfall allerdings nicht als Hass-Tat ein. Eher sorgte die Tat dafür, dass in Schweden darüber diskutiert wurde, wie man fremdsprachige Kinder und Jugendliche besser integrieren kann, damit es nicht zu solchen Missverständnissen kommt.

Fazit:

Man nehme also ein Bild von 2008, eine Nachricht von 2013, rühre kräftig, würze es mit schärferen Worten und lasse es unter den hässlichen Kommentaren der Leser langsam aufkochen.

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Bei dem o.a. Statusbeitrag von Netzplanet handelt es sich nicht um einen 12-Jährigen Jungen aus Schweden, der 2015 von Arabern verprügelt wurde, sondern bei dem Foto handelt es sich um ein 4-Jähriges Mädchen aus England, welches im Jahr 2008 von einem Rottweiler gebissen wurde.

Autor: Ralf, mimikama.org

Quellen:
http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/wales/south_east/7337494.stm
http://www.friatider.se/hade-fel-ogonfarg-blev-misshandlad

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