Die Behauptung

Der Gesundheitsminister Lauterbach will in Zukunft alle Herzinfarkt-Toten nach einer Corona-Infektion in die Statistik der Corona-Toten mitaufnehmen. So erklärte er es bei der Vorstellung einer neuen Corona-Kampagne.

Unser Fazit

Die Behauptung wurde weitestgehend fehlinterpretiert. Karl Lauterbach beabsichtigt nicht, die Zählmethode der Statistik zu ändern; auch geplant ist diesbezüglich nichts. Stattdessen wies er auf eine mögliche Untererfassung von Corona-Toten hin, weil Corona-Spätfolgen wie ein Herzinfarkt bei der Zählung nicht berücksichtigt werden. Die Hauptabsicht der Aussage liegt aber darin, Laien aufzuklären, dass die Statistik der Corona-Toten nicht überschätzt wird.

Im Internet wurde kürzlich eine neue Behauptung aufgestellt, nach der Karl Lauterbach angekündigt haben soll, künftig alle Personen, die an einem Herzinfarkt sterben und jemals Corona gehabt hatten, in die Statistik miteinzubeziehen. Was ist dran an dieser These?

Screenshot Facebook-Beitrag
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Lauterbach: Todesfälle durch Corona unterschätzt

In der Bundespressekonferenz vom 14. Oktober 2022 erklärte der Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund von Corona Infektionen unterschätzt werden. Das liegt unter anderem daran, dass „für ein ganzes Jahr“ nach der Infektion, das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (darunter v.a. Schlaganfall und Herzinfarkt) zu sterben, „deutlich erhöht ist“, so Lauterbach.

Weiter äußert er sich: „Diese Leute kommen aber alle nicht in die Statistik. Derjenige, der jetzt Corona gehabt hat und sechs Monate später an einem Herzinfarkt stirbt, der kommt nie in die Corona-Statistik. Die müssen aber eigentlich auch gezählt werden, weil der Mensch wäre ohne die Infektion nicht gestorben.“

Keine Änderung der Kriterien geplant

Wichtig zu betonen ist dabei, dass Lauterbach mit seinem Zitat nicht beabsichtigt, Kriterien zur Aufnahme in die Statistik zu ändern. Stattdessen möchte er darüber aufklären, dass die Statistik der Corona-Toten nicht überschätzt wird, so wie er es von vielen Laien zu hören bekommt, erwähnt er in der 38. Minute der Konferenz.

Auch gegenüber der deutschen Presseagentur (dpa) erwähnt eine Sprecherin des Ministeriums Lauterbachs am 28.10.2022 auf Nachfrage: „Es gibt keine Änderung der Kriterien“.

Momentan nimmt das Robert-Koch-Institut diejenigen Fälle in seine Statistik auf, bei welchen ein laborbestätigter Corona-Nachweis, also ein PCR-Test seitens des Gesundheitsamtes vorliegt und bei welchen der Patient in Bezug auf diese Infektion verstorben ist. Das heißt, dass der Mensch entweder nachweislich durch die Infektion verstarb oder es sich um Personen mit Vorerkrankungen handelt, „die mit Sars-CoV-2 infiziert waren und bei denen sich nicht abschließend nachweisen lässt, was die Todesursache war“. 

Es liegt also in der Hand des Gesundheitsamtes, ob ein gewisser Todesfall als Covid-19-Toter an das Robert-Koch-Institut gemeldet wird.

Trotzdem erhöhtes Herzinfarkt-Risiko

Auch wenn die Zählmethode der Statistik also vorerst nicht geändert werden soll, decken sich die Meinungen Lauterbachs mit der Wissenschaft und dem Alltag in den Kliniken. Denn auch wenn ein direkter Zusammenhang noch nicht bewiesen ist, deuten erste Studien deutlich darauf hin, dass eine Corona-Infektion innerhalb eines Jahres zu einem erhöhten Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts führt. Erhöhtes Risiko heißt in diesem Fall Folgendes: „Im ersten Jahr nach der Infektion ist das Risiko um 50 Prozent erhöht“, erklärte der ärztliche Direktor der Kardiologie des Klinikums Stuttgart, Thomas Nordt, gegenüber dem Focus.

Autor: Nick L.

Quelle:

dpa, RKI, American Journal of Cardiology, riffreporter, Focus

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