Catastrophic Contagion: Nein, Gates plant keine neue Pandemie!

Auf der Behauptung aufbauend, das sogenannte „Event 201“ sei eine Planung der Corona-Pandemie gewesen, wird nun behauptet, „Catastrophic Contagion“ sei Bill Gates‘ Planung für die nächste Pandemie. Und diese Planung ist auch so geheim, dass über sie offiziell zu lesen ist. Macht Sinn, oder?

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Angeblich sei eine Veranstaltung namens „Catastrophic Contagion“ Bill Gates‘ Planung für die nächste Pandemie.

Unser Fazit

Bei „Catastrophic Contagion“ handelte es sich nicht um eine Ankündigung oder gar Planung einer neuen Pandemie, sondern, wie auch schon in den Jahren zuvor immer wieder mal, um ein sogenanntes „Tabletop Exercise“ des Johns Hopkins Center for Health Security, also um die Übung eines Notfalls am Tisch, um auf Notfälle vorbereitet zu sein und um Schwächen herauszufinden.

Bei einer Feuerwehrübung kommt eigentlich niemand auf die Idee, dass bestimmt demnächst ein Haus brennen wird (obwohl dies manchmal zeitlich nahe liegt, aber Korrelation ist nicht Kausalität). Bei der im Oktober 2022 stattgefundenen Bereitschaftsübung „Catastrophic Contagion“ sind sich aber Verschwörungsmythiker sicher, dass Bill Gates damit die nächste Pandemie plane – was natürlich völlig geheim ist!

Die Behauptung

Im deutschen Sprachraum wurde die Behauptung durch eine Seite aus der Schweiz bekannt, die von sich sagt, „ungeschnittene Nachrichten“ zu berichten (archiviert HIER). Demnach sei Gates dabei „ertappt worden“, Jugendliche und Kinder in einer dystopischen Vorsorgeübung namens „Catastrophic Contagion“ ins Visier zu nehmen.

Die Überschrift des besagten Artikels
Die Überschrift des besagten Artikels

Mutige Whistleblower“ sollen dies aber nun verraten haben. Danach verliert sich der Artikel erst einmal in wilden Behauptungen über „Event 201“, auf die wir gleich noch eingehen werden, bis wieder zum eigentlichen Thema übergeleitet wird: Gates plane eine schwere Pandemie, welche insbesondere auf junge Menschen und Kinder abziele.

Eingebettet werden dazu noch mehrere Screenshots mit Texten über „Catastrophic Contagion“, deren Quellen allerdings nicht genannt werden – was nicht weiter verwunderlich ist, da sonst herauskommen würde, dass nichts an der Bereitschaftsübung geheim ist. Demnach solle auch stärker gegen Fehlinformationen vorgegangen werden, was für die „ungeschnittenen Nachrichten“ bedeute, dass „es noch mehr Zensur und Unterdrückung der freien Meinungsäußerung geben wird“.

Der besagte Artikel stammt übrigens nicht von der Seite selbst, sondern wurde Wort für Wort von einem Artikel der Seite „News Punch“ (archiviert HIER) kopiert, einer Seite, die quasi am laufenden Band Falschnachrichten fabriziert (siehe HIER und HIER und HIER).

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Ein kurzer Abstecher: Das Event 201

Habt ihr mitbekommen, dass ein deutscher Schlagersänger kürzlich in einem Interview sagte, dass sämtliche Prophezeiungen über COVID-19 und die Impfungen wahr geworden wären? Nun ja, da hat er sich ziemlich stark verschätzt. In dem Artikel wird nun behauptet, dass Event 201 „verlief genau so, wie sie es vorausgesagt hatten“.

Wirklich? Schauen wir noch einmal kurz, was die Faktoren der Pandemieübung Event 201(wir berichteten) waren:

  • Auslöser war ein Coronavirus
  • Handel- und Reisemöglichkeiten werden eingeschränkt
  • Die Weltwirtschaft stürzt ab
  • Am Ende der Übung forderte das Virus in nur 18 Monaten 65 Millionen Tote

Die Pandemieübung lief also alles andere als optimal: Es stellte sich heraus, dass es noch viel Verbesserungspotential für Regierungen, Organisationen und Unternehmen gäbe. Allerdings war das Virus in der Übung auch weitaus aggressiver und immunresistenter als SARS-CoV-2.

Eine Prophezeiung der Corona-Pandemie war die Übung, von der im Oktober 2020 behauptet wurde, dass sie der Plan für die Pandemie sei, also nicht wirklich. Die Wahl, dass ein Coronavirus die Pandemie im Event 201 auslöste, war auch eher der Wahrscheinlichkeit geschuldet, da die letzte große Epidemie, die SARS-Epidemie 2003, auch von einem Coronavirus ausgelöst wurde und leicht zu einer Pandemie hätte werden können.

Das dazu verbreitete Video

Bezüglich dieser Veranstaltung gibt es auch ein Video, welches auf Social Media gerne als Beweis geteilt wird, dass Bill Gates bereits die nächste Pandemie plane, hier beispielsweise auf Twitter:

Ein Video soll der Beweis sein
Ein Video soll der Beweis sein

In dem Tweet mit dem Link zu dem Video steht: „Bill Gates hat die nächste Pandemie verkündet. Er sagt uns den Namen der neuen Pandemie, das Datum des Ausbruchs und wo die Pandemie ausbrechen wird!

Um dieses Video handelt es sich:

Auch auf BitChute wird das Video geteilt, dort mit dem Vermerk, dass die Verbreitung des sogenannten SEERS-Virus bereits für 2023 geplant sei und man mit der Nennung der Jahreszahl 2025 nur ablenken wolle.

Was anscheinend viele übersehen, ist die ständige Einblendung unten und oben rechts in dem Video, dass es sich um ein fiktives Szenario handelt.

In dem Video berichtet ein Nachrichtensprecher des Senders „GNN“ über den Ausbruch einer Krankheit namens SEERS (Severe Epidemic Enterovirus Respiratory Syndrome = Schweres Epidemisches Enterovirus-Atemwegssyndrom). Das Virus könnte eine Pandemie auslösen, wenn nicht rechtzeitig Maßnahmen getroffen werden würden.

Im Anschluss sind mehrere Personen, wie beispielsweise die ehemalige Gesundheitsministerin von Senegal und Infektiologin Awa Marie Coll-Seck, bei einer Diskussion zu sehen, wie mit einer solchen drohenden Pandemie umzugehen wäre.

Die Veranstaltung „Catastrophic Contagion“

Die „Catastrophic Contagion“ ist also so geheim, dass es sogar ein kurzes Video über die Veranstaltung gibt. Noch besser: Das „Center for Health Security“ schreibt sogar darüber auf der eigenen Homepage (siehe HIER). Von dort stammen auch die Screenshots, die in dem verbreiteten Artikel ohne Quelle gezeigt werden.

Demnach führte das Johns Hopkins Center for Health Security führte in Zusammenarbeit mit der WHO und der Bill & Melinda Gates Foundation am 23. Oktober 2022 auf der Jahrestagung der Grand Challenges in Brüssel, Belgien, die Pandemieübung „Catastrophic Contagion“ durch.

Die Teilnehmer waren zehn aktuelle und ehemalige Gesundheitsminister und hochrangigen Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens aus Senegal, Ruanda, Nigeria, Angola, Liberia, Singapur, Indien und Deutschland sowie Bill Gates, dem Mitvorsitzenden der Bill & Melinda Gates Foundation.

Die Übung simulierte eine Reihe von Sitzungen des WHO-Notfall-Gesundheitsbeirats, in denen es um eine fiktive Pandemie in der nahen Zukunft ging. Die Teilnehmer setzten sich mit der Frage auseinander, wie auf eine Epidemie zu reagieren sei, die sich in einem Teil der Welt ausbreitet und sich zu einer Pandemie mit einer höheren Sterblichkeitsrate als COVID-19 entwickelt, von der Kinder und Jugendliche unverhältnismäßig stark betroffen sind.

Die Teilnehmer wurden vor die Herausforderung gestellt, angesichts der Ungewissheit dringende politische Entscheidungen mit begrenzten Informationen zu treffen. Jedes Problem und jede Entscheidung hatte schwerwiegende gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. 

Die Ergebnisse der Veranstaltung

Folgende Erkenntnisse wurden aus dem fiktiven Szenario gewonnen:

  • Die Verantwortlichen müssen sich jetzt darauf vorbereiten, in den ersten Tagen der nächsten Pandemie schwierige, äußerst wichtige Entscheidungen mit begrenzten Informationen zu treffen, um die Chancen zu erhöhen, dass ein gefährlicher Ausbruch an der Quelle eingedämmt werden kann
  • Die Länder sollten ein globales Netzwerk von Fachleuten des öffentlichen Gesundheitswesens einrichten, die zusammenarbeiten können, um die Bereitschaft und die Reaktion auf Epidemien zu verbessern und einen Konsens über wissenschaftliche Fragen im Vorfeld des nächsten großen Ausbruchs anzustreben
  • Die Länder sollten sich vorrangig darum bemühen, das Vertrauen in die Regierung und die öffentliche Gesundheit zu stärken, die Kommunikation im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu verbessern, die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung gegenüber irreführenden Informationen zu erhöhen und die Verbreitung schädlicher Fehlinformationen einzudämmen
  • Die WHO-Mitgliedstaaten sollten die internationalen Systeme für die gemeinsame Nutzung und Zuweisung knapper öffentlicher Gesundheitsressourcen stärken

Oder kurz gesagt: Die Irrungen und Wirrungen zu Beginn der Corona-Pandemie dürfen so nicht mehr vorkommen, damit eine erneute Pandemie in dem Ausmaß verhindert werden kann.

Fazit

Laut Cagla Giray, Kommunikationsdirektorin am Johns Hopkins Center for Health Security, gegenüber Reuters war das fiktive Virus in der Veranstaltung lediglich als pädagogische Technik gedacht, „um den Teilnehmern zu helfen, sich mit den Arten von politischen Dilemmas auseinanderzusetzen, die bei groß angelegten Notfällen im Bereich der öffentlichen Gesundheit vorhersehbar sind“.

Es handelt sich also mitnichten um eine Ankündigung oder gar Planung einer neuen Pandemie, sondern, wie auch schon in den Jahren zuvor immer wieder mal, um ein sogenanntes „Tabletop Exercise“, also um die Übung eines Notfalls am Tisch, um auf Notfälle vorbereitet zu sein und um Schwächen herauszufinden.

Artikelbild: YouTube/Center for Health and Security

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Wird mit einem Hammer der Tod eines Papstes bestätigt?

Hinweis: Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.

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