Wird mit einem Hammer der Tod eines Papstes bestätigt?

Angeblich wird der Tod eines Papstes bestätigt, indem ihm mit einem verzierten Hammer dreimal auf die Stirn geschlagen (oder eher geklopft) wird. Als Beweis kursiert ein Foto eines solchen Hammers – doch dieser wird für einen anderen Teil der katholischen Riten verwendet.

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Angeblich wird der Tod eines Papstes bestätigt, indem ihm mit einem verzierten Hammer dreimal auf die Stirn geschlagen (oder eher geklopft) wird.

Unser Fazit

Den Hammer gibt es also tatsächlich, und gesichert ist, dass er zum Zerstören des Siegelrings, des Fischerrings und des Bleisiegels genutzt wird. Quellen besagen, dass er früher auch zum Verifizieren des Todes verwendet wurde, doch der Vatikan nennt dies einen Mythos. Eine Verwendung des Hammers zum Feststellen des Todes ist nicht verifiziert.

Die katholische Kirche hüllt sich eher in Schweigen, was deren Riten rund um einen verstorbenen Papst angeht, trotzdem ist einiges darüber bekannt. Nun tauchte durch den Tod des emeritierten Papstes (streng genommen ein emeritierter Bischof) Benedikt XVI. ein altes Gerücht neu auf: Angeblich wird mit drei Hammerschlägen auf die Stirn verifiziert, ob der Papst wirklich tot ist.
Gibt es diese Methode wirklich? Oder gab es sie mal in der Vergangenheit? Zumindest Anhaltspunkte gibt es…

Die Behauptung

Auf mehreren Plattformen im Internet tauchte in den letzten Tagen das Foto eines verzierten Hammers auf, zusammen mit der Behauptung, dass mit diesem der Tod des Papstes verifiziert werde. Insbesondere ein Beitrag auf Twitter wird sehr häufig geteilt und als Screenshot verbreitet:

Auf Englisch steht in dem Tweet: „Meine Lieblingsneuigkeit ist, dass sie toten Päpsten dreimal mit einem speziellen Hammer auf den Kopf schlagen. Nur um sicherzustellen, dass sie tatsächlich tot sind.

Nun ja, wenn man fest genug mit einem Hammer zuschlägt, könnte man tatsächlich „sicherstellen“, dass jemand tot ist. Auch viele „Klopf Klopf Klopf, ist da noch wer drin?“-Witze bieten sich da an. Uns interessiert aber, ob diese Methode wirklich angewendet wird oder sie nur ein Mythos ist.

Die Behauptung gibt es erst seit 2003

Gerade in der heutigen Zeit wirkt es doch sehr skurril, wenn angeblich mit einigen (wahrscheinlich doch eher leichten) Schlägen auf den Kopf der Tod eines Papstes festgestellt werden soll, da gibt es doch mittlerweile wesentlich effektivere medizinische Methoden. Und wenn ein Papst nun nur ohnmächtig oder in einem Koma liegt, werden ihn auch drei Hammerklopfer nicht aufwecken.

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Auffällig ist, dass in den vergangenen Jahren viele Medien die Methode beschreiben, doch erst seit 2003 – vorher fand die Hammermethode nirgendwo Erwähnung. Dies hat auch einen Grund: Im September 2003 war im „The Guardian“ (siehe HIER) folgender Absatz in einem Artikel zu lesen:

„Nach dem Tod des Papstes, der durch einen Schlag mit einem silbernen Hammer auf die Stirn und den Ruf seines Taufnamens bestätigt wird, um sich zu vergewissern, dass er nicht nur schläft, werden die Kardinäle innerhalb von zwei Wochen im Vatikan zusammenkommen, um unter großer Geheimhaltung über die Wahl seines Nachfolgers zu beraten.“

Quelle: The Guardian

In einer Archivversion des Artikels (siehe HIER) ist deutlicher sichtbar, dass der Artikel aber bezüglich dieses Absatzes transparent korrigiert wurde. Über dem Artikel steht:

Die folgende Korrektur wurde am Dienstag, den 25. November 2003, in der Rubrik „Corrections and Clarifications“ des Guardian abgedruckt

Der unten stehende Artikel enthielt die Behauptung, dass der Leichnam eines Papstes rituell mit einem silbernen Hammer auf den Kopf geschlagen wird, um sicherzustellen, dass es kein Lebenszeichen gibt. Nach Angaben des Vatikans ist dies ein Mythos.“

Quelle: The Guardian, archivierte Seite

Nun haben wir also Aussage gegen Aussage: Der Journalist Stephen Bates, Korrespondent für religiöse Angelegenheiten bei „The Guardian“, behauptet, dass es so wäre, der Vatikan nennt dies aber einen Mythos. Wer hat also recht?

2005: „Ja, es gab diese Methode mal“

Zwei Jahre später gab es eine Presseaussendung der AP/AFP, die sich noch auf einigen Nachrichtenseiten finden lässt, beispielsweise HIER. In dem Artikel geht es um Zeichen und Rituale rund um den Tod eines Papste, und auch der Hammer findet dort an zwei Stellen Erwähnung:

„Der päpstliche Kämmerer (Camerlengo) nähert sich dem Sterbebett des Pontifex, klopft ihm dreimal mit einem silbernen Hammer auf die Stirn und ruft dreimal seinen Namen.“

Doch einige Absätze später wird diese Aussage relativiert:

„Was den Silberhammer betrifft, so wurde er tatsächlich jahrhundertelang zur Überprüfung des Todes des Papstes verwendet, bis diese Praxis mit den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er Jahren eingestellt wurde.“

Es geht aber auch noch früher! In dem Buch „The Deaths of the Popes: Comprehensive Accounts, Including Funerals, Burial Places and Epitaphs“ schreibt die Autorin, dass die Hammermethode früher angewendet, aber bereits 1676 eingestellt wurde.

Der Hammer findet aber heutzutage immer noch eine Anwendung

Es gibt aber wenigstens eine Anwendung, die der Hammer beim Tod eines Papstes immer noch hat, und die auch gesichert ist:
Der Hammer wird mit einem Meißel benutzt, um den Ring des Fischers, den päpstlichen Siegelring und das Bleisiegel seines Pontifikats zu zerstören, damit niemand während des Interregnums posthum die päpstliche Zustimmung zu irgendetwas vortäuschen konnte.

Wer es gerne visuell mag: Hier eine Szene aus dem Film „Illuminati“, die ausnahmsweise nicht der reinen Fantasie Dan Browns entstammt, sondern die verifizierte Verwendung des Hammers zeigt:

Fazit

Den Hammer gibt es also tatsächlich, und gesichert ist, dass er zum Zerstören des Siegelrings, des Fischerrings und des Bleisiegels genutzt wird.

In früheren Zeiten gab es viele, skurrile Methoden, um den Tod eines Menschen zu überprüfen: Vom harmlosen Halten einer Kerze vor Mund und Nase über kochendes Wasser bis zu glühenden Eisen wurde alles Mögliche angewendet, um sicherzustellen, dass jemand nicht nur scheintot ist – denn die Angst davor, lebendig begraben zu werden, gibt es heute noch.

Die Hammermethode scheint es zumindest nach einigen Aussagen früher tatsächlich gegeben zu haben, doch heutzutage ist es relativ unwahrscheinlich, dass sie noch angewendet wird. Und wenn doch, dann vielleicht nur als Tradition – aber das würde der Vatikan vielleicht nicht zugeben wollen, da sie aus heutiger Sicht doch ein wenig albern klingt.

Wir betonen das „Vielleicht“ – Bei einer Leichenbeschau würden Hammerspuren am Kopf keinen guten Eindruck hinterlassen!

Weitere Quellen:

Snopes, Turkana County News, Weird Catholic
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