Das Foto der Frau und des nigerianischen Jungen

„Nigerianischer Junge, der fast verhungert wäre, ist ein Jahr später ein Schuljunge“ – so der Titel zu den beiden Fotos, die nur allzu gern für Clickbaiting herhalten müssen.

Autor: Claudia Spiess

Wir wollen gleich mal vorwegnehmen, dass es sich hier um eine reale Geschichte handelt: Der Junge stammt aus Nigeria, die Frau auf dem Foto ist Anja Ringgren Lovén. Die Fotos zeigen eben diese beiden Personen, auch wenn sie sich während eines Jahres verändert hatten.

Diese Fotos kursieren bereits seit einigen Jahren in Sozialen Medien. Bereits viele Male mussten sie für Clickbaiting herhalten und wurde immer wieder mit den verschiedensten Geschichten umsponnen. Im Dezember 2016 veröffentlichte Kollege Jens einen sehr detaillierten Artikel, der die Hintergründe der Fotos und das Clickbaiting, das damit betrieben wird oder wurde, genau beleuchtet.

Nun wurden die Bilder auf der Facebook-Seite „My Modern Met“ wieder geteilt und zu einem Artikel von 2017 verlinkt, der die Geschichte hinter den Fotos erzählt.

Screenshot Facebook / My Modern Met
Screenshot Facebook / My Modern Met

Der Junge auf dem Foto wurde der Hexerei bezichtigt und verstoßen. Die dänische Entwicklungshelferin Anja Ringgren Lovén, die auf den Fotos mit dem Jungen zu sehen ist, kümmerte sich um den verstoßenen damals 2-Jährigen und gab ihm den Namen Hope. Ringgren Lovén ist die Gründerin von DINNødhjælp / Land of Hope. Dies ist ein freiwilliger Zusammenschluss und kämpft für Kinderrechte. Sie haben es sich zur Hauptaufgabe gemacht, sogenannten “Hexen-Kindern”, die wie Hope verstoßen wurden, ein neues Leben zu schenken.

Appell an die nigerianische Regierung

Anja Ringgren Lovén fordert selbst dazu auf, das mittlerweile sehr bekannte Foto von ihr und Hope immer mit der Geschichte dahinter zu teilen:

„Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass das Bild von mir, wie ich Hope Wasser gebe, eines der weltweit am häufigsten geteilten Bilder geworden ist.
Wenn Sie das Bild teilen, denken Sie bitte auch daran, die Geschichte zu erzählen. Die Geschichte, wie ein unschuldiges Kind ausgesetzt und dem Tod überlassen wurde, weil es beschuldigt wurde, eine Hexe zu sein.

Jedes Jahr werden so viele Kinder beschuldigt, Hexen zu sein. Oft sind es Jungen, die ins Visier genommen werden, weil Jungen rauer spielen und dadurch in Schwierigkeiten geraten. Sogar Sturheit wird als hexenähnliches Verhalten angesehen.
Jüngere Jungen sind auch nicht sehr nützlich im Haushalt, im Gegensatz zu Mädchen, die von klein auf beim Kochen und Putzen helfen.
Aus diesem Grund leben bei Land of Hope 67 Jungen und 21 Mädchen.
Kinder als Hexen zu beschuldigen, ist zu einem Mittel geworden, um Unglück und Nöte wie Tod, Scheidung oder Krankheit in Familien und Gemeinschaften zu erklären.

Mangelnde Bildung führt zu begrenzten Kenntnissen über Krankheiten, die in Verbindung mit starken kulturellen Überzeugungen die Menschen dazu veranlassen, nach abergläubischen Antworten zu suchen.

Es ist an der Zeit, dass die nigerianische Regierung Verantwortung übernimmt. […]“

Anja Ringgren Lovén, Facebook

Alle Clickbaiting- oder „Amen“-Posts haben eines gemeinsam: Die Ersteller arbeiten mit ergreifenden Bildern, bei denen unsere inneren Instinkte angesprochen werden, in erster Linie unser Mitgefühl. Dass ein Kommentar mit den vier Buchstaben „Amen“ dem Jungen jedoch nicht geholfen hätten, steht wohl außer Frage. Darum Hut ab vor Anja Ringgren Lovén und all den anderen “stillen” Helden, die das Leben von Einzelnen so viel besser machen. – Deren Geschichten gehören erzählt!

Quelle: My Modern Met, Land of Hope

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