Tödliche Schüsse in Hamburg: Verbreitetes Video entstand in Israel

Ein viral gehendes Video wurde fälschlicherweise in Zusammenhang mit den tödlichen Schüssen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg gebracht.

Autor: Nick L.

Die Behauptung

In den sozialen Medien wird ein Video verbreitet, das die tödlichen Schüsse (vom Donnerstag, 09.03.2023) in einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg zeigen soll.

Unser Fazit

Falscher Kontext. Das Video zeigt nicht die Tat in Hamburg, sondern die israelische Stadt Tel Aviv, in der wenige Stunden vor der Tat in Hamburg mehrere Menschen durch Schüsse verletzt worden waren.

In Hamburg-Alsterdorf wurden am Donnerstagabend bei Schüssen in einem Saal der Zeugen Jehovas mehrere Menschen getötet und weitere verletzt. Die Polizei wurde um 21.15 Uhr zum Tatort gerufen und hörte kurz darauf einen Schuss aus dem Obergeschoss. Der mutmaßliche Täter wurde dort gefunden.

Am selben Abend wurden in sozialen Medien Aufnahmen verbreitet, die angeblich die Tat zeigen sollten. Allerdings zeigen die Aufnahmen Menschen, die offenbar an einer Schießerei auf einer Straße beteiligt sind – mehrere Schüsse sind zu hören. Die Frage bleibt jedoch, ob das Video tatsächlich die Amoktat in der Hansestadt zeigt.

Virales Video von Schießerei stammt nicht aus Deutschland

Bereits kurz nach den tödlichen Schüssen in Hamburg wurde ein Video in vielen Tweets verbreitet, das angeblich aus der Hansestadt stammt.

Screenshot Twitter
Screenshot Twitter

Allerdings wurden die Bilder schon vor den Schüssen im Stadtteil Alsterdorf aufgenommen.

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Bereits um 20.06 Uhr deutscher Zeit wurde ein Tweet mit dem Video veröffentlicht (Tat in Hamburg erst gegen 21:15). Der hebräische Text dazu lautet übersetzt: „Schussangriff auf die Dizengoff-Straße in Tel Aviv – 3 Tote“. Die Dizengoff-Straße liegt im Zentrum der israelischen Küstenstadt.

In der Tat wurde am Donnerstagabend auf der belebten Dizengoff-Straße in Tel Aviv geschossen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete. Mehrere Menschen wurden verletzt, aber es gab keine Todesopfer.

Angriff auf Dizengoff-Straße in Tel Aviv: Hamas erklärt Motiv

Der Täter, der auf der Dizengoff-Straße in Tel Aviv schoss, wurde vom israelischen Fernsehen als ein 23-jähriges Mitglied der Hamas identifiziert. Die Hamas erklärte den Angriff als eine Reaktion auf ein angebliches Mordverbrechen in Dschaba am Donnerstagmorgen sowie auf das, was sie das „Massaker von Dschenin“ am Dienstag nannte.

Tel Aviv statt Hamburg: Video weist keine Ähnlichkeiten mit der Hansestadt auf

Mithilfe von Google Street View-Bildern aus Tel Aviv lässt sich der genaue Aufnahmeort des Videos lokalisieren. Mehrere Details stimmen mit dem Video überein, wie beispielsweise eine Bank, eine Laterne, ein Baum, eine Bushaltestelle und ein gelb-roter Kantstein. In der Umgebung des Tatorts in Hamburg gibt es jedoch keine Übereinstimmungen.

Fazit

Bewertung: FALSCH
Tödliche Schüsse in Hamburg: Verbreitetes Video entstand in Israel

Das Video wurde nach der Tat in Hamburg in einem falschen Kontext verbreitet. Die untersuchten Details zeigen, dass der Clip ein Schusswaffendelikt in Tel Aviv darstellt, das sich schon vorher ereignete.

Quelle:

DPA

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