Das Internet funktioniert in der Ukraine immer noch. Warum eigentlich?

Seit Wochen steht die Ukraine unter schwerem Beschuss. Die russischen Angriffe haben mehrere Städte und wichtige Infrastruktur zerstört. Doch gerade das Internet funktioniert erstaunlich gut. Stimmt die erste Vermutung, dass vielleicht Elon Musk dahintersteckt?

Autor: Nicole Mühl

Die Bilder aus der Ukraine zeigen zum Großteil Aufnahmen der Zerstörung. Von zahlreichen Städten und Straßen ist nichts mehr übrig. Gebäude sind teilweise nur mehr als Ruinen vorhanden. Mariupol zeigt die Ausmaße der Zerstörung in ihrer Extremform. Eigentlich müsste das sensible Datennetz des Internets ebenfalls zerstört sein. Dem ist jedoch nicht so. Das Internet funktioniert in der Ukraine nach wie vor erstaunlich gut.

Dies hat Emile Aben von der Internetverwaltungsorganisation RIPE Network Coordination Center (NCC) untersucht und seine Ergebnisse auf der RIPE 84-Konferenz , die von 16. bis 20. Mai 2022 in Berlin stattfand, vorgestellt.

Darum funktioniert das Internet in der Ukraine

Die Ergebnisse von Emile Aben zeigen, dass das Netz in der Ukraine zwar Schaden genommen hat, aber nicht in dem Ausmaß, wie man vermuten würde. Städte wie Mariupol ausgenommen, denn hier wurde auch die Internetinfrastruktur durch die schweren russischen Angriffe zerstört. Grundsätzlich lässt sich laut Emile Aben aber feststellen, dass im Vergleich zum Kriegsbeginn etwa 85 Prozent der vernetzten Geräte im Web anmelden. Grund für den Rückgang kann die Zerstörung der Netzinfrastruktur sein, aber auch, dass viele Menschen die Ukraine und somit ihr Zuhause und ihren Arbeitsplatz verlassen mussten und die Geräte somit nicht mehr starten.

Ukrainisches Internet zeigt sich überraschend widerstandsfähig.

Das ukrainische Internet zeigt sich gegenüber Einzelausfällen wie bei Mariupol aber überraschend widerstandsfähig. Hauptgrund dafür liegt in der Anzahl der Anbieter. In der Ukraine gibt es eine große Zahl kleinerer Anbieter. Die Stärke des Internets liegt hier also in der Strategie: viele kleine Anbieter sind besser als wenige große. Es gibt bei dem Provider so gut wie keine Marktkonzentration. Fällt einer der kleinen Anbieter aus, gibt es immer noch andere, die den Schaden minimieren.

In einem Bericht von Golem heißt es:

„Hinzu komme, dass die Ukraine über insgesamt 19 Internetknoten (Internet-Exchange-Points, IXP) verfüge, so Aben. Keiner sei dabei von zentraler Bedeutung oder dominant. Die Backbone-Pfade für die Glasfaserverbindungen untereinander und in den jeweiligen Netzen seien selbst sehr divers. Durch diesen Aufbau mit vielen Redundanzen seien einzelne, vor allem meist lokal begrenzte Ausfälle oft nicht besonders schwerwiegend.

golem

Selbsthilfe

Auch die gut funktionierende Selbsthilfe vor Ort sorgt für ein stabiles Internet. Netzwerktechniker seien sofort zur Stelle und stellen eine Verbindung sehr schnell wieder her. Unterstützung gibt es auch von der Global NOG Alliance. Es gibt auch zahlreiche Technikspenden und eine Tauschwebsite. Mehr dazu HIER

Provider aus anderen Ländern können benötigte Geräte spenden. Die Alliance übernehme dann die Koordination und Logistik in der Ukraine. Futurezone berichtet, dass Spleißgeräte für Glasfaserverbindungen besonders gefragt sind und die Alliance dafür auch eine Spendenseite ins Leben gerufen hat. HIER

Und Elon Musk?

Warum das Internet in der Ukraine trotz der russischen Angriffe dennoch so gut funktioniert, hat auch zum Teil mit Elon Musk zu tun. Wie bekannt, versorgt das Satellitensystem „Starlink“ des Tesla- und Space-X-CEO die Ukraine mit Internet aus dem All. (Wir haben berichtet HIER und HIER. Auf Twitter behauptete Musk am 3. März 2022 selbst, dass Starlink in manchen Teilen der Ukraine das einzige Kommunikationssystem sei, das funktioniere.

MIMIKAMA
Screenshot: TWitter

Bei der Analyse von Emile Aben zeigt sich aber, dass Musk keine messbare Rolle spiele. Jedoch gebe es vereinzelt Beispiele, bei denen das Satelliteninternet den Kontakt zur Außenwelt aufrechterhalten konnte – wie etwa zum Teil in Mariupol.

Quellen:
Ripe
Golem
Futurezone
Ergebnisse von Emile Aben von der RIPE Network Coordination

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