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Pilz-Särge: Die große Chance vom menschlichen Parasit hin zur Symbiose 

Wir menschlichen Parasiten können doch noch etwas Positives zum Naturkreislauf beitragen. Dann nämlich, wenn wir unsere toten Körper nicht in einem herkömmlichen Sarg beerdigen lassen.

Autor: Elke Haberl

Anstatt dessen könnten wir mittels Pilz-Särgen unsere Körper in neue nährstoffreiche Erde verwandeln lassen, damit aus uns wieder Neues erwachsen und gedeihen kann.

Pilze sind faszinierende Lebewesen. Sie sind nicht eindeutig den Pflanzen zuzuordnen, sondern sind dem Tierreich sehr viel näher, da sie keine Photosynthese-Pigmente besitzen und damit Nahrung aus anderen Organismen beziehen müssen. Deshalb gelten sie als die Recycling-Experten. Da sie also weder Pflanze noch Tier sind, haben sie im Rahmen der eukaryotischen Lebewesen ihr ganz eigenes Reich bekommen. 

Was für eine doch seltsame Vorstellung, den Pilz im Wald, der doch seinen Platz immerzu beibehält, nicht als Pflanze anzusehen. Für uns Menschen bleibt die faszinierendste Welt der Pilze unter der Erde im Unsichtbaren verborgen. Denn Pilze haben schon sehr viel länger als die Menschheit ein Netzwerk wie das World Wide Web. Unter der Erde bilden Pilze das Myzel – ein „Netzwerk“ – mit dessen ganze Waldregionen miteinander verbunden sind. Diese geflechtartige Verbindung besteht nicht nur zwischen den Pilzen untereinander, sondern auch mit anderen Pflanzen und Bäumen. Denn Pilze können wichtige Nährstoffe von Pflanzen über ihr Netzwerk an andere Pflanzen weiterleiten. (Quelle)

Natürlich freuen wir uns nicht über alle Pilze. Denn nicht alle Pilze gehen, wie beschrieben, solch eine schöne Symbiose ein. So sind Hautpilze oder Schimmelpilze im Wohnraum doch eher ungern gesehen. 

Pilze als Recycling-Experten

Da Pilze Lebewesen sind, die sich ernähren müssen, können sie im Zersetzungsprozess einen hervorragenden Beitrag leisten. Sie können z. B. Holz, Laub, Früchte, Tannenzapfen usw. zersetzen. Dabei entstehen diverse Nährstoffe, die dem Boden und damit den anderen Pflanzen und Tieren wieder zurückgegeben werden können. Ein wunderbarer Recycling-Kreislauf. Aus „Alt“ macht der Pilz „Neu“! Durch die Ernährung der Pilze wird die Natur also reicher gemacht.

Ganz anders als bei uns Menschen. Wir nehmen und geben selten bis gar nichts zurück. Wir nehmen uns ohne Gegenleistung Lebensraum und Ressourcen. Bauen durch schöne Wälder breite Autobahnen. Wir verunreinigen die Luft, die Gewässer und die Böden. Wir nutzen Stoffe, die nicht abbaubar sind und teils in den Meeren landen. Nicht so die Pilze. 

Die Idee zum Pilz-Sarg

Der Forscher der Technischen Universität Delft (Niederlande), Bob Hendrikx  hatte aufgrund seines Wissens um das Myzel der Pilze die Idee, einen lebendigen Sarg zu entwerfen. Das Ziel dieses speziellen Sarges ist es, tote Körper mithilfe von Pilzen zu zersetzen und zu kompostieren. Selbst Giftstoffe im menschlichen Körper können im Zersetzungsprozess von den Pilzen entfernt werden. Durch diesen Zersetzungsprozess entsteht bessere, nährstoffreichere Erde und diese sorgt für besseres Wachstum.

Der leider großteils parasitäre Mensch kann hier mittels seines toten Körpers durch die Pilz-Särge doch noch eine positive Symbiose mit der Natur eingehen und zu einem nützlichen Teil im Kreislauf der Natur werden. Durch unsere zersetzen Körper können Pflanzen, Blumen, Moose, Bäume usw. und auch Pilze wieder besser gedeihen.

Herkömmliche Särge vs. Pilz-Särge

In einem herkömmlichen Sarg beerdigt dauert der vollständige Abbau eines menschlichen Körpers bis zu 12 Jahre. Mithilfe der Pilz-Särge kann diese Zeitspanne auf nur 2 bis 3 Jahren reduziert werden. Damit kann man auch Platzproblemen auf Friedhöfen entgegenwirken, da Gräber viel schneller wieder benutzt werden können. 

Woraus ist der Sarg gebaut und wie viel kostet er?

Die Außenwände der Pilz-Särge selbst sind aus Holzspan und Myzelien (den Pilzgeflechten) gebaut. Im Sarg liegt ein Moosbett, Pflanzenwurzeln und eine Reihe lebender Mikroorganismen. Die Herstellung erfolgt laut Hersteller ohne Einsatz von Wärme, Strom oder Licht.

Heimische Myzelien werden mit Holzspan in eine Passform gegeben und wachsen innerhalb von 7 Tagen zu einem Sarg. Anschließend wird er getrocknet, um das Wachstum zu unterbrechen. Kommt der Sarg erneut mit Feuchtigkeit und Erde in Berührung, so leben die Myzelien wieder auf und nehmen ihre Arbeit erneut auf. Der Sarg selbst löst sich innerhalb von 30-45 Tagen auf, wodurch der Körperzersetzungsprozess beschleunigt werden kann.

Das Start-Up „Loop“ mit dem Sitz in Delft (Niederlande) vertreibt die Pilz-Särge. In einem Artikel von 2020 wurde er für rund 1.500 Euro pro Sarg angeboten. Das Unternehmen nahm damals an, dass der Preis mit zunehmender Nachfrage noch sinken würde. Nur zwei Jahre später berichtet der ORF davon, dass ein Sarg derzeit um die 990 Euro kostet. Es zeigt sich also eine Preisreduktion, so wie vorausgesagt.

Autorin: Elke Haberl, Mimikama

Quelle:

Standard, ORF Wien, Loop-of-Life, Boredpanda
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