Faktencheck: Zeigt dieses Foto ein echtes Rentier mit leuchtendem Geweih?

Ein digitales Kunstwerk bestehend aus einem Rentier bzw. Reh mit orange leuchtendem Geweih hat viele NutzerInnen sozialer Medien dazu verleitet, es für ein echtes Foto zu halten.

Autor: Nick L.

Die Behauptung

Das geteilte Foto soll ein Rentier in Finnland zeigen, dessen hell leuchtendes Geweih reflektiert, um es vor einem Zusammenstoß mit einem Auto zu schützen.

Unser Fazit

Die Behauptung ist falsch. Eine finnische Initiative versuchte 2014 zwar, Verkehrsunfälle und Rentiertote in einer Region in Finnland zu reduzieren, indem Rentiergeweihe mit reflektierender Farbe bemalt wurden. Das Rentier auf dem aktuell geteilten Bild wurde allerdings von einem Künstler entworfen und zeigt somit kein echtes Tier.

Leuchtende Rentiere sollten Unfälle vermeiden

Die meisten Beiträge aus dem Netz, die jenes Foto behandeln, beziehen sich auf eine Bemühung einer Region Finnlands im Jahr 2014. In Lappland kommt es nämlich jährlich zu etwa 4.000 Verkehrsunfällen zwischen Rentieren und Fahrzeugen.

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Deshalb wurde tatsächlich versucht, die Zahl der verkehrstoten Rentiere zu reduzieren, indem ihr Geweih mit reflektierender Farbe bestrichen wurde. Viele NutzerInnen glauben daher, dass es sich bei dem Tier auf jenem Foto um ein Reh mit einer solchen Bemalung handelt.

Screenshot Facebook "Rentier mit leuchtendem Geweih"
Screenshot Facebook

Wie die BBC berichtet, wurde 2014 seitens des finnischen Rentierhirtenverbandes mit der beschriebenen Methode begonnen, um Verkehrsunfälle zu minimieren. Während dieses Prozesses entstand ein authentisches Foto der Initiative mit einem Rentier, dessen Geweih mit reflektierender Farbe überzogen war.

Bemühungen eher erfolglos

Allerdings wurde dann im Jahr 2016 vom Verband darüber informiert, dass diese und auch andere Bemühungen wie z.B. das Aufhängen von „Reflektoren um den Hals [der Tiere] und sogar die Verwendung beweglicher Verkehrsschilder“ zu keiner Besserung der Todesfälle dieser Tiere durch Autofahrer geführt habe.

Das hat auch damit zu tun, dass die Bemalung der Geweihe nicht bei vielen Tieren durchgeführt wurde. Anne Ollila von der finnischen Rentierzüchtervereinigung sagt, dass die Geweihe von 20 Rentieren mit verschiedenen fluoreszierenden Farben bestrichen wurden, um zu sehen, wie die Tiere reagieren und ob die Farben dem rauen arktischen Klima standhalten. Sie erwähnt ferner, dass „Reflektoren und reflektierendes Klebeband sich als erfolglos erwiesen haben, da Rentiere sie abgerissen haben.“

Stattdessen entwarf man noch im selben Jahr eine mobile App, die die Tiere registriert und NutzerInnen warnt, wenn sie sich den Rehen nähern. Diese hat nach Angaben immerhin einen geringen positiven Effekt.

Geteiltes Foto ist allerdings ein Kunstwerk

Auch wenn der Verdacht naheliegt, handelt es sich bei dem aktuell (unter anderem auf Facebook und Twitter) geteilten Foto nicht um ein Reh, welches zum Schutz mit reflektierender Farbe eingefärbt wurde.

Stattdessen wurde das leuchtende Rentier vom Künstler und Instagram-Nutzer @vasjenkatro (Vasjen Katro) designt. Er selbst betitelt sich als „visueller Designer“ und hat ein Bild mit dem entsprechenden Tier am 6. Februar 2020 gepostet. Nach Angaben der Internetseite „Reuters“ wurde er dabei tatsächlich von der finnischen Initiative zum Schutz der Rehe inspiriert.

Zur Beschreibung des Bildes fügt er hinzu:

„Das ist 3D. Es ist nicht real. Es basiert auf einer wahren Geschichte, die ich von @berinhasi gesehen habe, dass sie in Finnland Regenhirschgeweihe bemalen, um nachts zu leuchten, damit sie nicht von Autos angefahren werden. Das hat mich zu diesem Kunstwerk gebracht.“

Es passt außerdem zu den Themen seiner damaligen Werke, die oft eine neblige Atmosphäre, einsame Straßen und leuchtende Straßenlaternen und Neonschilder zeigen.

Quellen:

Reuters, Leadstories

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